Ender’s Game

Die Filmadaption nach dem Bestseller von Orson Scott Card. Es gibt einen zweiten Teil dazu, „Enders Schatten“, der dieselbe Geschichte aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Diese wurde hier aber nicht mit verwendet. Ich kann nicht beurteilen, wie nahe die Verfilmung an der Vorlage ist, aber der Schluss jedenfalls stimmt, habe ich extra nachgefragt.
Der Hauptdarsteller hat bereits in „Hugo Cabret“ eine glänzende Leistung gegeben, und hier ist es nicht anders. Er beherrscht das Set. Der Film ist übrigens auch ein Beweis dafür, dass man 3D nicht braucht. Bei dem schwerelosen Übungsraum ist mir ungelogen (und ich bin schwindelfrei!) jedes Mal schwindlig geworden, wenn es dort zur Sache ging und sprichwörtlich „hineingetaucht“ wurde. Das war unglaublich räumlich, wie überhaupt die Optik jede Menge fürs Auge bietet.
Harrison Ford genießt es sicherlich, nicht mehr der ewige Good Boy zu sein, denn er lässt ordentlich die Sau raus.
Die Geschichte an sich bietet jede Menge Diskussionsstoff über den Sinn und Unsinn von Kindersoldaten. Card selbst zeigt deutlich auf, wo er steht; die Tragödie lässt da keinen Spielraum mehr übrig. Und zwar von Anfang an wird der Zuschauer an den Wahnsinn des Militärs, dargestellt durch den von Ford verkörperten Fanatiker, herangeführt; die Manipulation der Kinder, bis zum Entsetzen am Ende. Das Feuilleton mag ja der Ansicht sein, der Film sei pro-militärisch, aber ich schätze, diese Leute haben den Film gar nicht gesehen, sondern hängen sich an einer spoilerfreien Kurzzusammenfassung auf, die zwar diesen Interpretationsraum lässt, aber es sei wie immer nur zu raten: Anschauen und dann erst Maul aufreißen. Da haben sich einige Kritiker wieder mal mächtig blamiert.
Ein gelungener SF-Film mit jeder Menge Tempo und guten Charakteren. Empfehlenswert.

Gravity

Ich muss gestehen, den Titel verstehe ich nicht zum Inhalt des Films. Aber das macht nichts, es ist ein gut gelungenes Actionspektakel im Weltraum, mit einer Handlungszeit von ungefähr 6 Stunden auf wohltuenden 90 Minuten untergebracht. Das 3D bietet natürlich eine Menge Bildopulenz, dass man sich „da draußen“ wähnt, und es gibt einige geschickte Perspektiven – nämlich indem der Zuschauer selbst in den Raumanzug gesteckt wird und durch die Leere rotiert.
Diese Hilflosigkeit und Unfähigkeit, noch irgendetwas kontrollieren zu können, ist sehr beklemmend dargestellt (ich will doch nicht mehr da raus, neeeneeeee).
Bullock und Clooney hätte es nicht wirklich für diesen Trip gebraucht, mir hätte es um einen Tick besser gefallen, wenn die Schauspieler unbekannter gewesen wären. So hat man eigentlich immer Bullock vor sich und weniger die Figur, die sie darstellt. Jedenfalls zeigt sie, was ’ne Harke ist, eine Frau, die es wirklich drauf hat. Chapeau! Das nennt man eine Heldin.
Allerdings fand ich das mit ihrer Tochter zu dick aufgetragen, weil es keine Rolle spielt für das Geschehnis; tatsächlich ist keinerlei Hintergrund dafür erforderlich, sondern nur der Augenblick zählt. Die Phasen der Angst, Verwirrung, Zorn, Verzweiflung, Aufgabe und Lebenswillen funktionieren auch ohne „die Begründung“ und hätten meiner Ansicht nach sogar besser funktioniert ohne diesen Hintergrund.
Das Tempo ist atemberaubend, von der ersten bis zur letzten Minute geht es rund. Man kommt kaum dazu, durchzuatmen, und einmal, bei der Sache mit dem Akkuschrauber, hab ich tatsächlich „Oh nein!“ durchs Kino geplärrt. Sowas passiert mir sonst nie. Ich habe mitgelitten und mitgekämpft und mitgefühlt. So soll es sein.

Rush

Jahrzehntelang gab es keinen Rennfahrerfilm mehr. Damals als Teenie habe ich sie alle gesehen, keinen Einzigen verpasst – und nun nach langer Hungerzeit das. Rush, der Film über Niki Lauda, vor allem aber über James Hunt, seinen „Rivalen“, der nur 45 Jahre alt wurde, und der nur ein einziges Mal Weltmeister war. Warum und wie das alles, und was Lauda in 48 Tagen geschafft hat – muss man gesehen haben.

Der Film ist von einer unglaublichen Intensität und Dichte, dass es den Blutdruck nur so hochtreibt. Obwohl man weiß, was passiert, krallt man vor lauter Spannung die Finger in den Kinositz und kann es kaum noch aushalten.
Der Film hat ein unglaubliches Tempo, passend zum Thema, ohne dabei jemals hektisch zu werden, sondern die Geschichte wird episch erzählt. Mit einer optischen Opulenz, genau richtig eingesetzt. Hier stimmt einfach alles auf höchstem Niveau!

Als zum Schluss Bilder von Lauda und Hunt gezeigt werden, wird deutlich ersichtlich, wie hervorragend das Casting-Team gearbeitet hat, denn es hätte keine bessere Besetzung als Chris Hemsworth und Daniel Brühl für die beiden Rennfahrer geben können. Das Aussehen passt, die Darstellung erst recht. Brühl hat wohl inzwischen ernsthafte Chancen, für den Oscar nominiert zu werden, und dafür drücke ich ihm beide Daumen. Seine Leistung ist schlichtweg grandios; man glaubt die reale Person Lauda vor sich zu haben. Achtung: Für die letzten zwei Minuten unbedingt ein Taschentuch bereithalten!

Rush ist für mich aus dem Stand zum Top-Film des Jahres avanciert. Mal sehen, ob er getoppt werden kann …

Herbstfilme

R.E.D. 2
Der erste Teil mit den „Rentner-Agenten“ ist ja schon sehr gelungen, aber der zweite setzt tatsächlich noch eins drauf. Megacoole Profis mit immer einem witzigen oder „blöden“ Spruch auf den Lippen, Spannung, Action und jede Menge Spaß. Eine hervorragende Besetzung, man merkt den Akteuren an, wie viel Spaß sie beim Dreh hatten – aber John Malkovich ist die absolute Krönung, angefangen bei den schrägen Klamotten bis zu seinem unglaublichen (hinreißenden!) Mienenspiel; eine Performance, die man nur selten findet, und das in einer Komödie. Ein absolutes Must für Malkovich-Fans, und wer bis jetzt noch keiner war, wird es spätestens nach diesem Film sein. Beide Daumen hoch!

Two Guns
Und wieder ein Spaß-Action-Knaller. Mit Denzel Washington und (dem derzeit äußerst vielbeschäftigten) Mark Wahlberg kann eigentlich nichts schiefgehen – und tut es auch nicht. Genau wie bei R.E.D. 2 auch werden hier zwei Spezialbeamte ordentlich abgelinkt und abgezockt, doch sie wissen sich zu wehren. Auch hier sind beide Akteure mit vollem Herzen dabei, die Dialoge sind gelungen, der Charme sprüht nur so, und der Gipfel sind die scheußlichsten Hüte aller Zeiten (da war ja Craigs Hut bei Cowboys & Aliens noch super dagegen), die zum Markenzeichen des Films werden. Auch hier Daumen hoch!

Riddick 3
Wir kehren zur Thematik von Pitch Black zurück. Riddick wurde abgelinkt, auf einem gefährlichen Planeten zurückgelassen und muss sich erst mal durchschlagen, bis er eine Station findet (??? weiß niemand, warum die da ist) und einen Notruf absetzt. Es kommen gleich zwei Parteien, Kopfgeldjäger und persönliche Rächer, und jetzt beginnt die Personen- und Materialschlacht, und natürlich kommt auch wieder eine Nacht mit Monstern. Der Kampf Mann gegen Planet im ersten Drittel ist nicht schlecht, und der Hund ist wirklich toll gemacht. (Will auch so einen.) Die Optik passt, die deutsche Synchronstimme (vor allem extrem nervtötend aus dem Off) sagt mir aber leider überhaupt nicht zu. Die Konstellation an sich passt eigentlich recht gut, aber Riddick und ich werden niemals miteinander warm werden, denn mich nervt sein Mega-Pathos und sein Überheilsbringerheldenego total. Er ist einfach soooooo toll, völlig ohne Makel und Fehler. Nicht nur ein Raubein mit Herz, neeee, ein perfekt modellierter Marmorheld ohne Ecken und Kanten als tödliche Kampfmaschine. Versaut mir den an sich durchaus gelungenen Actionfilm.

The World’s End

Beinahe wäre der Film an mir vorübergegangen. Es gab bei uns im Kino nur ein Poster, und ansonsten keinen Trailer, nix, und auch sonst erzählte keiner was davon. Warum eigentlich? Nun findet also die „Cornetto-Trilogie“, die mit „Shaun of the Dead“ ihren furiosen Anfang nahm, ein Ende – und was für eines!
Gary ist der King, und nicht nur, weil er so heißt. Anfang der 90er unternehmen 5 Freunde in einem verschlafenen britischen Nest eine Sauftour auf der „Goldenen Meile“ mit 12 Pubs, dessen letztes „The World’s End“ heißt. Sie scheitern, doch Gary erlebt zumindest bei Bewusstsein den Sonnenaufgang mit und denkt sich, dass er nie wieder einen schöneren Tag haben wird.
Gesagt, getan – Gary verweigert sich beharrlich der Wirklichkeit und bleibt im Endteenageralter stehen. Seine vier Freunde sind alle mehr oder minder erfolgreich mit Familie und allem Drum und Dran; doch Gary gelingt es 20 Jahre später mit moralischer Erpressung, alle zu einer Wiederholung der Tour zu überreden und es diesmal zu schaffen.
Gesagt, getan – bis dahin erleben wir schon ein Feuerwerk an Dialogen und aberwitzige Grimassen des King-Darstellers Simon Pegg. Alle Figuren der fünf Freunde sind perfekt besetzt, und sie werden in einem harmonischen Zusammenspiel von Bild und Musik in Szene gesetzt. Zum Glück habe ich mich mit Bier eingedeckt, weil ich ansonsten bei dieser Pub_Tour einen höllischen Durst entwickelt hätte. Aber natürlich sind wir hier nicht in einer harmlosen Beziehungs-Comedy, sodass sich ein harmloser Gang aufs Klo plötzlich zum Alptraumtrip entwickelt. Diese Idee ist gleichermaßen skurril wie witzig, und die fünf Freunde zeigen sich nicht nur als wortgewandt, sondern auch schlagkräftig, allen voran der dicke Andy, der sich wie ein Sumoringer durch die Massen wälzt.
Ein Highlight des Jahres, das unglaublich viel Vergnügen für alle Freunde des schrägen britischen Kinos bietet. Anschauen!

Kick-Ass 2

Jawohl: Er hat mir gefallen. Und jawohl: Mir ist auch klar, warum er vielen nicht gefällt. Weil dermaßen viele verschiedene Genres zusammengepackt werden, dass derjenige, der Teenie-Filme liebt, von der Gewalt abgestoßen wird, derjenige, der die Gewalt liebt, bekommt zu viel Tiefgründiges ab, derjenige, der Klamauk und Slapstick liebt, kann mit allem anderen nichts anfangen.
Ich aber schon. Wenn es funktioniert, mag ich solche Filme (und ich bin sowohl Teenie- als auch Slapstick-Film-Hasser), und hier funktioniert es eindeutig. Was haben wir hier? Die Story „danach“, wie man sich bei den meisten Büchern und Filmen fragt, angefangen bei Romeo und Julia, wären sie nicht gestorben: Was wäre aus ihnen geworden?
Damit beschäftigt sich diese Geschichte. Was tun Hit-Girl und Kick-Ass, nachdem alles „vorbei“ war und sie am Ende von Teil 1 in die Normalität zurückgekehrt sind?
Vier Jahre später erfahren wir es. Kick-Ass ist volljährig und hat sein letztes Highschool-Jahr. Er wird bald aufs College gehen. Hit-Girl ist mittendrin auf der High-School, sie ist jetzt 15 und … tja, hat alles vor sich. In den vergangenen vier Jahren ist sie weiter Hit-Girl geblieben, hat trainiert, bis sie doch Zweifel an der Richtigkeit bekommt und ihrem Ziehvater das Versprechen gibt: Sie wird ein „normales“ Mädchen. Also Teenie-Film-umgekehrt: Von der Superheldin zum Loser. Sie versucht sich zu integrieren, stellt fest, es könnte klappen – und muss letztendlich doch scheitern. Auch Kick-Ass stellt ihr die Frage: „Bist das denn wirklich du?“ Jede Seite hat gute Argumente.
Kick-Ass schwankt hin und her zwischen Zweifel und Entscheidung; er hat noch nicht so recht begriffen, dass das Leben kein Comic ist, und schwebt irgendwo im Leerraum.
Worum geht es also? Ums Erwachsenwerden. Seinen Platz im Leben zu finden. Und zu erkennen, dass es nicht so einfach ist, die Träume und Wünsche in das reale Leben einzugliedern. Das zeigt sich daran, als ein ehemaliger Profikiller die „Justice Forever“ ins Leben ruft, ein Team Superhelden, das sich aus den unterschiedlichsten gescheiterten Existenzen zusammensetzt und noch nicht konsequent durchdacht hat, dass Superheldendasein nicht nur aus alten Omis über die Straße helfen besteht. Schon bei der ersten Bewährungsprobe herrscht Erschrecken: „Wie jetzt – sollen wir die etwa wirklich verprügeln?“ Ist also dieses Comicheldenleben überhaupt mit der Wirklichkeit vereinbar? Oder nicht doch Selbstlüge, Eskapismus? Und was ist mit den Super Villains? Wodurch entstehen sie? Hier kommt das Batman-Motiv zum Vorschein: Kick-Ass hat damit angefangen und den Gegenpol dadurch selbst geschaffen. Kick-Ass/Batman und der Soziopath Motherfucker/Joker.
Und wodurch wird man überhaupt erst „so richtig“ zum Superhelden? Offenbar nur durch einen tragischen Einschnitt in seinem Leben, indem man diejenigen verliert, die einem am wichtigsten sind. Erst dann kollidieren Realität und Comicwelt nicht mehr miteinander, sondern durchdringen und bedingen einander.
Doch am Ende stellt Kick-Ass sich nicht zu Unrecht die Frage: „Haben wir jetzt wirklich die Welt besser gemacht?“
Viele ernste und tiefgründige Fragen, die da gestellt werden, und die sowohl Hit-Girl als auch Kick-Ass dazu bringen, ihren Weg und sich selbst zu finden. Das Ende ist nur konsequent, und zwar in jeder Richtung, nicht nur bei den beiden Hauptsuperhelden, sondern auch bei ihren Teampartnern.
Die Gewalt ist nicht so exzessiv wie in Teil 1, aber dennoch heftig, der Slapstick ist deftig (Hit-Girls Teenie-Rache ist over the top, zugegeben, aber dennoch mein Dank an sie, das hat gut getan), es gibt neben den tragischen auch viele komische Begebenheiten. Ein Konglomerat aus allem, das, wie gesagt, keineswegs jedermanns Geschmack ist. Wohl eher Nerd-Sache. Das macht nichts, Fawlty Towers haben seinerzeit auch nur mein Mann und ich, Udo Thomer und Ilja Richter gesehen. Der Film wird schon seine Freunde, die ihn verstehen, finden.

Mitternachtskinder

Das Buch „Mitternachtskinder“ von Salman Rushdie gehört zu meinen All-Time-Top-10 Favorites und ist damit eines meiner Lieblingsbücher. Ich finde, dass der Autor hier (Anfang der 80er) zur Vollendung seines schriftstellerischen Könnens gelangt ist, die Geschichte der Unabhängigkeit Indiens von 1947 bis Ende der 70er an einem Charakter festzumachen, der etwas besonderes ist … so wie weitere 1000 Kinder, die genau wie Saleem am 14.8.47 zum 15.8. exakt um Mitternacht geboren wurden und mit besonderen Gaben ausgestattet sind. Die politische Entwicklung des Landes spiegelt sich in den großteils tragischen Leben der Mitternachtskinder wider. Historie verquickt mit Magie, und dazu noch märchenhafte Elemente wie „Der Prinz und der Bettelknabe“.
In seiner Autobiographie „Joseph Anton“ (findet sich in der Kategorie „Uschis private Lesemeinung“) erzählt Rushdie über die jahrelangen Probleme mit der Verfilmung seines Buches, da Indien ihm – zunächst bedingt durch die Fatwa – die Einreise verweigerte, Drehgenehmigungen widerrief und dergleichen mehr. Nun hat es aber doch noch geklappt, 3 Jahrzehnte später … Rushdie selbst hat sich der Verfilmung angenommen, das Drehbuch verfasst und als Executive Producer die Hand draufgehalten. Was kein Fehler war, denn es hätte eine Menge schiefgehen können.
Herausgekommen ist ein schönes, opulentes Epos, das dennoch und leider nicht an die Intensität des Buches heranreichen kann. Das wäre meiner Ansicht nach aber durchaus möglich gewesen, nachdem es Rushdie als Drehbuchautor gelungen ist, die Essenz seines Romans in Dialoge zu packen. Es hapert an der filmischen Umsetzung der Stimmungen. Hier hätte ein Regisseur anderen Formats hergehört, der das Ganze dann auch entsprechend umsetzt. Das Verfilmte kratzt nur an der Oberfläche und bleibt in der Summe zu sehr Bollywood. Vielleicht war das beabsichtigt, um die Geschichte nicht zu drastisch werden zu lassen, das wäre dann aber ein Fehler. Wir wissen von eindrucksvollen Epen wie „Der englische Patient“, dass die Intensität nicht überfordern muss.
Am stärksten gezeichnet sind die Frauen, Saleem bleibt eher ein bisschen blass, sein Wortwitz ist zu zurückhaltend. So ganz konnte mich der Schauspieler nicht überzeugen, wobei ich sicher bin, dass das in Rushdies Absicht lag, wie er seinen Charakter gesehen hat. Aber: Film ist nicht Buch, da gelten andere Maßstäbe. Hier hätte ein gestandener, erfahrener Berater an Rushdies Seite gehört, der sich aufgrund seiner Kontakte ohne Schwierigkeiten hätte finden lassen. Sicher sollte es ein indischer Film werden, aber ein bisschen amerikanischer Einfluss für den Tiefgang hätte nicht geschadet.
Dennoch: Die Verfilmung ist gut gelungen und sollte dazu reizen, das Buch in die Hand zu nehmen und einer der am schönsten erzählten Geschichten durch ein sagenhaftes, fernes Land zu folgen.

Elysium

Abgesehen von den Trailern bin ich völlig unbelastet in den Film gegangen. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde – und lag mit meiner Vorstellung angesichts der Trailer ziemlich daneben. Nicht wegen der Storyline an sich, die ist nicht neu, aber sie ist hervorragend aufbereitet worden. Und, man stelle sich vor, zugleich noch eine Bildopulenz in 2D. Das gibt es noch, und das ist wohltuend. Abgesehen von der nervigen Wackelkamera, die hier leider bis zum Extrem eingesetzt wurde.
Der Film zeigt rasante Action mit teilweise sehr brutaler Gewalt und drastischen Bildern (nichts für empfindsame Gemüter), doch auf eine ganz eindringliche Weise mit ordentlichem Tiefgang. Mein Herzschlag ging mit der ersten Sequenz hoch und erst wieder runter, als die Credits abliefen. Und ich dachte mir: Schade, schon vorbei. Der großartige Matt Damon als personifizierte Verzweiflung der Menschen geht absolut unter die Haut, und er ist alles andere als ein Held. Er ist ein ganz normaler Fabrikarbeiter, arm und mit mäßiger Bildung, er interessiert sich nicht für Politik und „Rettung der Menschheit“. Er tut, was er tut, ausschließlich für sich, weil er leben und überleben will, aus purer, ich wiederhole mich, Angst und Verzweiflung. Allerdings ist er auch absolut konsequent und trifft zum Schluss die letzte und richtige Entscheidung. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage, es ist ein Akt der Nächstenliebe, aber auch der Rache. Als Gegenpart dazu die nicht minder großartige Jodie Foster, die bewundernswerten Mut zeigt, ihr nicht geliftetes Gesicht in Großaufnahme zu präsentieren. Und ein kleines Mädchen, das eine Geschichte von einem Erdmännchen und einem Nilpferd erzählt, mit großen braunen Augen. Gänsehaut pur.
Für mich einer der besten Filme des Jahres und mein bisheriges Jahres-Highlight. Beide Daumen hoch!

Wolverine – Der Weg des Kriegers

Der zweite Spin-Off-Film des X-Teams ist endlich da, er spielt zeitlich nach den Ereignissen der X-Men 3. Logan ist mehr denn je ein Getriebener und versucht zu lernen, damit zu leben, dass er seine Geliebte getötet hat.
Der Film funktioniert, denn er bietet eine Menge Tiefgang in die Charaktere hinein. Logan ist tiefgründig, getrieben, aber nicht verzweifelt, sondern versucht seinen Weg zu finden. Er begegnet den gut gezeichneten Charakteren Yukio und Mariko und erlebt sein vielleicht bedeutendstes Abenteuer in Japan, da er sterblich wird. Neben vielen stillen, in sich versunkenen Momenten geht es aber auch ordentlich zur Sache mit klassischen, für sich originellen Kämpfen. Der Film ist trotz seiner Wortwitzmomente sehr ernst. Ein Superheldenfilm der Sonderklasse mit Ausblick auf X-Men 4. Richtig gut.

Sommerfilme

Es ist ganz schön was los, und Spaß macht es auch noch.

Ich – einfach unverbesserlich 2: Was muss man dazu noch sagen, wenn der entzückendste ehemalige Böse der Welt eine hinreißend chaotische Agentin an die Seite gestellt bekommt und jetzt auf einmal die Welt retten soll. Wenn die Minions zur Hochform auffahren, bis sie lila und haarig werden, wenn Agnes‘ Einhorn immer noch soooo flauuuuschig ist, wenn Gru ein großartiger Vater geworden ist, wenn einfach alles durch den Kakao gezogen wird, wenn „niemand meine Familie angreifen“ darf – dann kann da einfach nichts schiefgehen. Ganz anders aufgezogen und deshalb perfekt funktionierend als Teil 2, der natürlich auch in die Bibliothek kommt. Da stimmt einfach alles.

Now you see me – Die Unfassbaren: Ich liebe solche Filme um geheimnisvolle „graue Eminenzen“, Zaubertricks, Geheimnisse, Böse ausbooten, und immer einen Schritt voraus sein. Mark „Hulk“ Ruffalo wunderbar grantig wie immer, die restliche Riege kann sich auch sehen lassen, sehr gut und kompliziert konstruiert, das Prestigio funktioniert. Mit einem tollen Schlusspunkt. Daumen hoch!

Pacific Rim: Mindestens ein Ballerfilm im Jahr muss sein. Godzilla, go home! Monster, groß wie Gebirge, MegaMechs, die den Titel verdienen, weil sie nicht weniger groß und dennoch elegant sind, gewaltige Kloppereien, und ein kleines japanisches Mädchen, das für seinen grandiosen zweiminütigen Auftritt einen Oscar verdient hat. Es ist spannend, es macht Spaß, die Opulenz der Bilder ist schlicht atemberaubend (ganz del Toro) und sollte deshalb in 3D genossen werden, und wenn man sich auf die Grundvoraussetzung einlässt, dass nur Roboter die bösen Monster plattmachen können, funktioniert die Geschichte bestens. Über Bugs reden wir bei solchen Filmen nicht, aber es sind jedenfalls weniger als beim neuen Star Trek, den ich aber auch mochte. Lediglich den Schluss fand ich unmutig, das hätte ich anders gelöst und von del Toro auch so erwartet. Aber gut, sei’s drum. Haut rein, Jaeger!