100 Tage

Konferenz 2017 (c) Redaktion Perry Rhodan

Das ist eine runde Zahl und veranlasst mich zum Nachdenken.

100 Tage bis PERRY RHODAN 3000. Eine Entwicklung, die unwirklich erscheint, bedenkt man, dass es im September 1961 losging. Im letzten Jahrhundert, im letzten Jahrtausend. Als ich 1992 auf meiner ersten Autorenkonferenz im Team angekommen war und der 1600er Zyklus seinen Anfang nehmen sollte, hätte ich niemals geglaubt, dass wir im Jahr 2019 eine Feier zu diesem Meilenstein begehen würden. 3000 Wochen ungebrochen, der Reim musste sein.
Kein Außenstehender kann sich vorstellen, was für eine Maschinerie dahintersteckt, um Woche für Woche einen spannenden Heftroman auf den Markt zu bringen. Die Exposéautoren, die Teamautoren, die Illustratoren, die Chefredaktion, die Redaktion, Außenlektor, Berater und Prüfer, Setzerei und Korrektorat und zuletzt die Endfertigung in der Druckerei. Die zahlreichen Beilagen im Mittelteil nicht mit gerechnet, allein bei STELLARIS kommt da noch einmal eine Handvoll dazu, die sich damit beschäftigen muss.
Alles, damit, zwei Stunden Lesezeit später, die einen sich (mehr oder minder) unterhalten gefühlt haben und sich auf den nächsten Lesestoff freuen, und die anderen haarklein zerpflücken, was wieder alles falsch ist.
Ich war schon immer fasziniert davon, wie wenig doch eigentlich bei dieser ununterbrochenen Herausforderung schiefgeht. Denn egal wie früh die Expos kommen und wie früh der Autor abgibt, am Ende wird es immer knapp, denn man arbeitet ja nicht an einer Ausgabe, sondern parallel an mehreren. Und dazu kommen noch Schwesterserien, Miniserien, Taschenbuchreihen und sonstige Projekte. Die Maschinerie ist groß, aber die Leute, die involviert sind, sind an Zahl dennoch überschaubar.
Und das 3000 Wochen lang. Trotz Krankheiten, Unfällen und sonstigen unangekündigten Widrigkeiten. Obwohl Autoren sogar während der Arbeit verstorben sind und der Text praktisch in die Druckmaschine diktiert werden musste, damit die Auslieferung pünktlich klappte.

Vor allem hätte ich nicht gedacht, dass ich selbst bei dieser Feier dabei sein würde. Ich habe bereits eine zu einem solchen Anlass erlebt, die zu Band 2000, Ende 1999, der Tausenderband zur Jahrtausendwende. Das war ein WeltCon und bedeutete rund um die Uhr Stress. Natürlich Spaß und alles, aber das war Höchstleistung, die erbracht werden musste (ganz abgesehen von den ca. 10.000 Autogrammen – und das ist keine Übertreibung -, die jeder von uns gegeben hat). Ich war kaum in Mainz angekommen, als ich (zu meiner Überraschung) schon wieder im Taxi nach Frankfurt saß, um in Berlin im Sat 1-Frühstücksfernsehen aufzutreten. Im luxuriösen Adlon war ich einquartiert, für vier Stunden, denn schon um 4 Uhr morgens wurde ich bereits abgeholt. Sofort im Anschluss ging es zurück in den Flieger und der nette Taximann holte mich wieder ab. Heutzutage undenkbar bei all den Verspätungen, Ausfällen und sonstigen Unwägbarkeiten. Was den Transport betrifft, hat Deutschland in den vergangenen 20 Jahren einen gewaltigen Rückschritt gemacht und sich auf archaisches Niveau begeben. Da ist PERRY RHODAN mehr Science Fiction denn je, wie es scheint, denn auch wenn unser Titelheld sich permanent mit Invasoren und anderen durchgeknallten Wesenheiten herumschlagen muss, so funktioniert doch eines reibungslos, der Weg von A nach B. Also, zumindest für den Normalbürger in Normalterrania oder anderswo.

Aufs Congelände wollte man mich zuerst nicht lassen, weil ich im Dauerlauf zu meinem ersten Panel rannte und meinen Badge in der Eile nicht finden konnte. Ich habe den jungen Mann, der mich sehr scharf zurechtwies, danach nie wieder gesehen. Schätze, er wurde zum Würstchenaufwärmen degradiert.

Es war eine große Feier, und ich werde wehmütig, wenn ich in meiner Erinnerung noch viele Kollegen von damals vor mir sehe, die inzwischen gestorben sind. Es war für mich damals ein erhabener Moment und ich konnte es nicht so recht glauben. Bei dem Opener, in dem sich viele, viele wunderschöne Schmetterlinge zu einem Bild und einem grandiosen Titel zusammensetzten, hatte ich Herzrasen und feuchte Augen. Und ich war sicher, dass es einen solchen Moment nicht noch einmal geben wird. Denn der nächste Tausenderband war ganz, ganz weit weg.

Und doch sind es nur rund 20 Jahre, die, wie ich jetzt in der Rückschau erkenne, verdammt schnell vergangen sind. Ich empfinde diese Zeitspanne als gar nicht so lange, aber erinnere ich mich erst mal an all die Ereignisse und Turbulenzen dazwischen, wird mir schnell klar – es ist doch so lange, aber deswegen auch so kurz.

100 Tage. In München, wo alles begann. Flugs wird es soweit sein und dann halten wir ihn in Händen, den Band mit dieser unglaublich scheinenden Zahl. Ich denke, ich werde wieder zwischen Wehmut und Freude hin und hergerissen sein. Und natürlich mit Stolz, ein Teil davon zu sein.