Armutszeugnisse

Gerade werden mal wieder die Listen der Reichsten der Welt veröffentlicht. Schön, dass die Drogen- und Mafiabosse weiterhin ganz weit vorn sind, ich wäre sonst beunruhigt gewesen, was mit der Welt nicht stimmt. Aber es ist alles in bester Ordnung – nein, sogar noch besser. Es gibt noch viel mehr Milliardäre als je zuvor. Prima! Damit können wir doch alle etwas Tolles, das „nichts“ heißt, anfangen.
Gleichzeitig werden die Armutsberichte vorgelegt, aber die sind ja vor allem in Deutschland überflüssig. Es geht uns so gut wie noch nie, wir haben Vollbeschäftigung, keine Schulden, kein … hmmmm … was kommt mir da komisch vor? Wie immer das „Durchschnittsgehalt des durchschnittlichen deutschen Mannes“ bei 3500 Euro brutto, klasse! Wenn es nur schon alle hätten. Merkwürdig, wie viele Leute ich kenne, die nicht mal 2000 Euro brutto verdienen. Auch Männer, übrigens. Und gar nicht mal so wenige.
Diesmal aber hat die Schönfärberei wohl so übertrieben, dass sich sogar die Presse drüber aufregt, was sie bisher nie getan hat. (Mag auch am FDP-Bashing liegen, was gerade in ist. Nicht falsch verstehen! Die FDP ist indiskutabel, aber sie ist das ja nicht allein, sie trötet vielmehr nur sehr laut ins Horn der Großen, und zwar beiden Farben. Jaja, brauchen wir gar nicht drumrum tun, bei der SPD trötet halt nur der Steinbrück so laut, dass man den Rest nicht mehr hört. Und die Kanzlerin gibt sich eh vornehm schweigend und schickt, ganz „Anführerin“, die anderen ins Feld.) Schon im Autoradio habe ich es gehört, und die SZ titelt es auch sehr schön: „Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt“ widewidewitt trallala. Aber sogar Pippi Langstrumpf hat mittlerweile viele Abstriche hinnehmen müssen und wurde gesäubert und bereinigt.
Sehr passend dazu äußert der Postillon „Forbes-Liste der ärmsten Menschen der Welt von Mann aus Sierra Leone angeführt“ Treffend und so satirisch, dass nur noch die bittere Wahrheit am Ende übrig bleibt. So muss es sein, auch wenn nur dummköpfige Mittelstandsbürger wie ich das lesen und sich auch was dabei denken; die da oben denken ja nicht mal mehr, sondern halten nur noch den Geldsack auf. Haben es ja auch nicht nötig, es hindert sie ja keiner. Eine globale Elite, die den Stiefelabsatz über den Ameisen da drunten hält, und wehe, eine schert aus der Reihe.
Das wird auch in Venezuela trotz des Todes des Diktators nichts ändern (ich werde nie begreifen, wie man Massenmörder, Unterdrücker und Folterspezialisten derart verehren kann. Oder wie eine Gehirnwäsche so gut funktionieren kann …).
Hat eigentlich jemand „The Company Men“ gesehen? Da schmeißt ein Konzernchef 8000 Mitarbeiter raus, um sich ein Prestigebürohaus in bester Lage zu bauen.
Wo will ich eigentlich hin? Ich weiß nicht. Hat jemand eine Idee, wohin der Weg führen könnte, wenn man … mal das Richtige tut? Momentan steh ich nämlich vor einer riesigen Wand. Einer Mauer. Gibt es jemanden, der die wegräumt? Irgendwo?

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