Man of Steel

Vorausgeschickt: Mit dem blauen Pfadfinder habe ich nie was anfangen können. Ich fand ihn stinklangweilig, dumm, pathetisch und immer nur prügelnd mit immer noch außerirdischerereren Wesen. Der erste Reeve-Film hat mir schon gereicht, dass ich für alles, was danach kam, nicht mal einen Blick riskiert habe. Allerdings: Ich habe die TV-Serie „Lois&Clark“ geliebt. Keine Folge verpasst.
Wenn ich schon einen Auftritt von Supie ertragen musste, dann habe ich ihn aber auch genossen, wie etwa in dem eindringlichen „Fremdes Terrain“ (World’s Finest) von Gibbons, oder dem grandiosen Meilenstein „Kingdom Come“ von Mark Waid mit der unglaublichen Grafik von Alex Ross. Da war aber dann auch Batsie mit dabei.
Und nun kommt da also eines der zahlreichen Reboots dieser Jahre daher, und ich habe den Trailer gesehen und mir zu meiner eigenen Überraschung gedacht: den schaust du dir an.
Und das war eine hervorragende Idee. Der Film ist einfach gut gelungen (zumindest für Romantiker wie mich), und das ist einmal eine Origin, wie sie gehört. Die Erzählstruktur ist durch die Zwischenblenden und Zeitsprünge dynamisch und vor allem immer in die aktuelle Situation eingepasst. So eine „wie er entstand“-Geschichte gab es über Superman noch nicht, und schon gar nicht auf diese Weise erzählt. Alle Figuren sind sehr sorgfältig ausgewählt: die bodenständigen Farmer mit ihrem gesunden Menschenverstand, die dafür sorgen, dass das außerirdische Kind die Chance bekommt, seinen Weg zu finden. Eine ungewöhnliche Lois Lane – blond, verschroben, und eigentlich nicht mal richtig hübsch, und dazu noch absolut passend als Reporterin. Russel Crowe als „Space Daddy“ – über ihn muss man nun wirklich kein Wort verlieren, da ist er, präsent wie immer, und zum Glück länger als zwei Minuten. Und die Figur Superman selbst, nun – zum ersten Mal konnte ich nachvollziehen, welche Güte in ihm ruht, wie er trotz aller Selbstzweifel seinen Weg geht und versucht, das Richtige zu tun. Vom Kind zum Mann, und was für einer. Der Darsteller Henry Cavill (übrigens ein wirklich schöner junger Mann mit ausdrucksvollem Gesicht und perfekt trainiertem Körper – das wäre mal ein Anakin Skywalker gewesen und nicht diese andere Naturkatastrophe) macht seine Sache hervorragend und glaubwürdig. Toll war es, dass wir auch mal Krypton erleben, welch eine Welt und welch ein Volk das war, und zwar nicht nur in optischer Hinsicht (da gab’s ordentlich was fürs Auge).
Geschickt der Kniff des Erlöser-Mythos, der einmal ganz anders und dadurch originell dargestellt wird. Intensiv die Verzweiflung eines (übrigens keineswegs bösen und daher auch nicht eindimensionalen) General Zod, der unfähig ist, aus seinem „Programm“ auszubrechen, aber trotz erschütternder Selbsterkenntnis bereit ist, bis zum Schluss zu gehen.
Und dann noch einmal Superman: Er hat’s getan. Überraschend. Ich habe so nicht damit gerechnet.
Der Film ist optisch schön, intensiv in der Stimmung, ohne je pathetisch zu werden (na gut, ein klitzekleines amerikanisches Bisschen, aber das ist in diesem Rahmen völlig ok), und er hat gegen Ende zu einen ordentlichen Bums drauf.
Der Showdown ist einen Tick zu lang geraten, und die Wackelkamera hat mir fast Übelkeit bereitet, da bin ich mit dem 3D überhaupt nicht zurecht gekommen. Mag aber auch an den technischen Problemen gelegen haben, mit denen unser Kino schon seit dem Start kämpft.
Bei dem Gespann Snyder/Nolan habe ich jedenfalls keine Bedenken, auch einen Blick auf einen zweiten Teil zu wagen. Daumen hoch!

Star Trek Into Darkness

Also doch!
Und doch auch nicht.
Es ist schwierig, etwas hierzu zu schreiben, ohne zu spoilern. Ich wollte ursprünglich eine kleine Gleichung aufstellen, aber selbst die verrät schon zu viel. Also lassen wir das überhaupt bleiben und konzentrieren uns auf den Film an sich.
Das lohnt sich, denn ich bin völlig unbelastet ins Kino gegangen, habe mich allem fern gehalten, was auch nur das Geringste verraten könnte, und wurde dadurch überrascht, und zwar von vorn bis hinten. Das, was hier kombiniert wurde und zusammenfand, was neu ist, was erweitert ist: es funktioniert. Und wie!
Unsere Helden sind erwachsen geworden. Ernster, tiefsinniger, nicht mehr so leichtfüßig. Der Witz kommt noch durch, doch sehr viel leiser, und nicht mehr bei allen. Sie haben aus den Erfahrungen des ersten Teils gelernt, und es blieb auch so einiges hängen. Was sie nicht daran hindert, weiterhin waghalsige Unternehmungen zu starten. Doch jetzt geht es so richtig rein: Sie erleben Verluste, Ängste, Hass und Zuneigung, aber auch etwas, das wie das Böse wirkt, und das gleich in mehreren Facetten. Freundschaften und Partnerschaften müssen harte Bewährungen durchstehen, und nicht für alle geht es gut aus. Doch egal was geschieht, allen ist eines gemeinsam: ein enormer Mut.
Das Tempo ist schlichtweg atemberaubend, die Spannung teilweise bis zum Zerreißen, auch wenn man weiß, es geht gut aus – man weiß nur nicht, wie. Alles (na schön: fast) ist möglich.
Aufgenommen wurde in echtem 3D*, was einerseits löblich ist, aber leider vor allem bei den Nahaufnahmen nicht immer gut gelungen ist. Das Ambiente allerdings ist an Opulenz kaum zu überbieten, ein wahrer Augenschmaus.
Ein kleines Manko gibt es natürlich immer – wie etwa Cumberbatchs Overacting, der das überhaupt nicht benötigt, seine Präsenz, allein seine Haltung und sein Blick genügen schon -, ebenso wie hie und da ein Bug, aber was stört mich das, wenn es ST ist.
Ist es ST? Ja. Und wie. Neu definiert.
Lasst uns aufbrechen, zu den unendlichen Weiten!

*Nachtrag: Gedreht wurde im echten 2D und nachbearbeitet – das erklärt die Schwächen.

Iron Man 3

Die Filmstory setzt quasi an den Avengers Film an und setzt die filmische Tradition des Teil 1 fort. Als habe es Teil 2 nicht gegeben (obwohl ich den so schlecht nicht fand), bastelt Tony Stark weiter an seinen Eisenmännern und kämpft mit der Vergangenheit. Tony fängt aus dem Off an seine Geschichte zu erzählen, die er zum Millennium 1999 beginnen lässt und dann recht rasch in die Gegenwart schwenkt, in der er Unerledigtes aufarbeiten muss. Oder beenden muss, wie man es nimmt. Technisch und bildlich gut gemacht, nachträgliches 3D – geht auch ohne. Der Film hat ein unglaubliches Tempo und atemberaubende Action, er hat Charme, Esprit und Witz. Der uralte „Zug“-Gag – absichtlich hier so genannt, es kann auch ein Bus oder sonst was sein – ist natürlich der absolute Brüller. Kuriose Dialoge, Schlagfertigkeiten, nie auszulöschender Humor. Aber auch viel Herz und Mut. Und … Kompromisslosigkeit. Zum Häkeln in der Superheldenselbstfindungsgruppe kommt Tony gewiss nicht. Er tötet kompromisslos die Bösen. Und doch tut er es nicht, weil er sich so stark fühlt, sondern ganz im Gegenteil. Er ist allerdings davon überzeugt, das Richtige zu tun.
Das Faszinierende an dem Film ist, dass Tony nur zu einem Bruchteil der Zeit die Larve der Maschine trägt. Anders als Batman ist und bleibt er Tony Stark, der ab und zu eine Schutzhülle anlegt. Er schlägt sich auch ohne hervorragend durch alle Gefahren und meistert sie mit Kraft, Geschicklichkeit und Verstand. Und dabei ist er keineswegs der strahlende Held, denn er wird von Zweifeln und Angstattacken gequält. Die Ereignisse in New York verfolgen ihn. Und noch andere, wie wir erfahren werden. Und: Er ist auf andere angewiesen und nicht zu stolz, um Hilfe zu bitten.
Im Ausklang werden Bilder aller Vorgänger (1+2 sowie Avengers) eingeblendet quasi als Zusammenfassung; aber das ist noch nicht alles. Denn:
Ganz wichtig! Unbedingt bis ganz zum Schluss sitzenbleiben, denn es kommt noch einmal eine Szene, und die ist der Brüller schlechthin – rundet vor allem alles ab und bringt es zu einem perfekten Ende.
Iron Man 4? Wage ich zu bezweifeln. Das hier ist großartiges Kino und ein gelungenes Finale.

Oblivion

Man kann zu Tom Cruise stehen wie man will, aber er ist ein guter Schauspieler und er macht exzellente Filme. Oblivion gehört dazu.
Anhand der Trailer und des Teaserinhalts war ich eher negativ eingestellt. Och nö, wieder ne Postapokalypse … Joseph Kosinski hat bisher erst eine Regiearbeit geliefert, für Tron Legacy, der Film basiert auf seiner Graphic Novel, dadurch zeichnet er auch für das Drehbuch verantwortlich. Ich bin daher kritisch – aber es ist eben SF, und es ist Tom Cruise, versuchen wir’s und gehen ins Kino.
Und das war gut so. Oblivion zeigt sich als hervorragende, einwandfreie SF mit allem drin, was muss. Der Film beginnt im Stile der 70er Jahre, eher ruhig, gediegen und zwischenmenschlich, aber bereits hier mit einem gewissen Tempo, das sich dann rasant steigert. Über den Inhalt kann hier nichts verraten werden (nur so viel: 60 Jahre nach dem Krieg gegen Aliens, die Erde ist verwüstet), um nicht zu spoilern. Man sollte sich den Film wirklich völlig unvoreingenommen ansehen, denn er bietet einige gut funktionierende Wendungen und interessante Auflösungen. Wenn man sich gut in SF-Filmen auskennt, sind viele, beabsichtigte oder auch nicht, Hommagen – Anleihen möchte ich es nicht nennen – an viele andere Filme seit den 70ern, die teilweise zu Meilensteinen wurden, zu erkennen. Auch Star Wars (was ja fast überall dabei ist) und Star Trek seien hier genannt. Das stört aber nicht, sondern Kosinski hat diese „Versatzstücke“ zu einem eigenständigen Werk verarbeitet und zu einem runden Ganzen gestaltet.
Die Bilder sind opulent, im Kino ein wahrer Augenschmaus (und das ganz ohne 3D!), die Technik und das Design sind originell, dazu das Zwischenmenschliche, die Aliens … ein stimmiger Genuss bis zum Schluss.
Daumen hoch!

Django Unchained

Vorab sei hingewiesen: Auch wenn Django in der Tradition des Italowesterns steht, erreicht er natürlich nicht die Königsklasse mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ an der Spitze. Aber das ist ja auch ein Tarantino-Film, und darum geht es sowieso nicht.
Ich glaube, Tarantino bedient niemals die Mitte. Die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn, und dazwischen gibt es nichts. Tarantino-Hasser sollten diesen Blogeintrag daher besser nicht lesen …
Der Film ist schlicht großartig und dermaßen kurzweilig, dass ich mich ernsthaft am Ende gefragt habe „was, das war’s schon?“ Ich hätte da noch zwei Stunden länger sitzen und dieses Bilderfeuerwerk auf mich einprasseln lassen können.

Allgemein muss ich sagen, dass Tarantino sich diesmal mit Zitaten, Anleihen, Hommagen etc. enorm zurückgehalten hat. Es findet sich natürlich Morricones Musik, aber ansonsten hat er einen Film gedreht, der zwar im Rang eines Italowesterns steht, jedoch für sich. Schon allein deswegen, weil wir uns im amerikanischen Südosten befinden …
Wer aber glaubt, dass Django gewaltverherrlichend ist, ist ganz schief gewickelt.

Es beginnt wie ein Theaterstück, mit deutlich sichtbar gemalter Kulisse, und schwenkt dann rasch in die realen (wow!-)Gegenden über. Aber die Inszenierung eines Theaterstücks bleibt, es wird viel mit Licht und Schatten gespielt, viel Wert auf das Wort gelegt. Die (Landschafts-)Aufnahmen kann man nur grandios nennen, und derart gute Nachtaufnahmen habe ich … Moment … noch nie(?!) gesehen? Oder zumindest schon sehr lange nicht mehr, und erst recht nicht in einem Western. Es ist Nacht, da ist kein verdunkelter blauer Himmel. Das Licht kommt nicht von überall … wie gesagt, das nenne ich mal eine Nacht!
Schade finde ich, dass bei den offiziellen Film-Besprechungen die Cameo-Auftritte von Franco Nero, Bruce Dern und Don Johnson unterschlagen werden, weil die drei einfach toll sind, und weil es so schön ist, dass sie, wenn auch nur kurz, mit dabei sind. „Das D ist stumm“ – „Ich weiß“. Wunderbar! Wunderbar auch, wenn leider viel zu kurz, eine kurze Musikeinlage des großen alten Johnny Cash – sehr passend zur Szene, natürlich.

Der Film beginnt mit der Originalmusik, was ziemlich krass wirkt zum Elend der kleinen Sklavenkarawane, die da gezeigt wird. Bereits hier stellt sich der erste Schauder ein. Die Sklaven haben blutige, geschwollene Füße und vernarbte Rücken. Sie haben Angst. Doch wie Tarantino eben so ist, gönnt er uns bald eine kleine Erholung mit dem Auftritt von Christoph Waltz und seinem Pferd Fritz. So vergeht die erste Stunde mit viel Witz und Gelächter, und wäre da nicht der unterschwellige Ton immer wieder, würde man den Film für eine Westernkomödie halten. Doch weiß man schon, so bleibt es nicht. Jamie Foxx‘ Miene macht einem das deutlich – und ebenso Christoph Waltz, der bei aller Abgebrühtheit Entsetzen zeigt.
Zu Beginn finden wir also eine gewisse Leichtigkeit. Aber nicht einmal da sterben die Leute (es ist ein Western, natürlich gibt es da gleich ein Geballer) so wie bei Star Wars – sie sind nicht gesichtslos, und sie bluten. Allerdings nicht so wie man es aus Tarantinos früheren Filmen gewohnt ist. Hier wird das Blut nicht zur Kunst erhoben, sondern zu dem minimiert, was es ist: Ausdruck der Gewalt, des Folterns und des Tötens.
Von Anbeginn werden die beiden Protagonisten nicht als strahlende Helden dargestellt. Ganz im Gegenteil.

Bis zum Eintreffen auf Candyland zeichnet sich der Film also eher als Komödie aus, mit einem wie immer brillanten Christoph Waltz, dessen (mit dieser einzigartigen weichen Stimme vorgetragenen) Eloquenz man erst mal nachplappern können muss. Über Jamie Foxx‘ eindringliches und vielseitiges Talent müssen wir ja nicht mehr viel sagen – er ist die beste Besetzung für Django.
Die Komödie gipfelt im ersten Auftritts-Versuch des noch nicht wirklich existierenden Ku-Klux-Klans – das ist der absolute Brüller. So eine Art Szene kennen wir auch aus Asterix oder Entenhausen. Durch den Kakao gezogen, um dem Schrecken die Herrschaft zu nehmen.

Auf Candyland angekommen aber schwenkt der Film schlagartig um, und sowohl Musik als auch Kamera werden zurückgefahren. Ganz klar – diCaprio ist nun an der Reihe, und seine Präsenz füllt wie immer die gesamte Leinwand aus. So wirklich böse ist er gar nicht, so wie unsere beiden Kopfgeldjäger nicht so wirklich gut sind. Man möchte sich bei den schönen Bildern also gern in der Illusion wiegen, dass alles gar nicht so schlimm ist. Aber da wird uns eben der Mandingo-Kampf gezeigt, und zum ersten Mal schwenkt die Kamera zur Seite, als wir … nun, was passiert, erkennen wir an der Miene einer jungen Sklavin, die zusehen muss.
Weiter geht es dann im „Trainingslager“ der Mandingos, und hierin gipfelt die Grausamkeit. Was hier passiert, ist so real, dass Tarantino es zum zweiten Mal nicht mehr zeigt. (Wobei er mit dem Sujet überraschend dezent und behutsam umgeht, ohne zu übertreiben, ohne Grausamkeit an Grausamkeit zu reihen. Er führt absichtlich nur zwei Beispiele vor, damit es nicht abstumpfen lässt.) Hier wendet er den Kniff des Suspense an, indem unserer Vorstellung überlassen wird, was da passiert. Und das ist wirklich heftig. Und haut rein. Und verfolgt. Da wurde es erst mal ziemlich still im Kino. Genauso wie Django und Dr. Schultz verstummten, die weiß Gott keine Heiligen sind und auch nicht so dargestellt werden, und von diesen Bildern, die sie an unserer Stelle sehen, und die später in kurzen Blitz-Sequenzen einen Ausschnitt zeigen, von nun an verfolgt werden.

Dies ist eine harte Stunde, die Gewalt in jeder Hinsicht anprangert, mit einem absolut brillanten (und an der Oberfläche urkomischen, doch darunter grundbösen) Auftritt von Samuel L. Jackson, der aussieht wie „Onkel Tom“ bzw „Uncle Ben“ auf der Reistüte. Er tritt auf und trotz der Lacher, die er provoziert, schaudert es einen sofort bei dem Blick in seine Augen. Denn er zeigt, dass es auch schwarze Sklavenhalter gibt, die keinerlei Problem damit haben, genauso grausam und rassistisch wie die Weißen zu sein. Jackson hätte für diese Bestleistung – auch, wie er körperliches Gebrechen und Alter überzeugend darstellt – den Oscar mehr als verdient. Er gibt die beste Darstellung im Film (tut mir leid, Herr Waltz und alle anderen).

Nach der Schlacht, in der wie in jedem guten Western die Bösen triumphieren, und dem Höhepunkt der dramatischen Ereignisse … wäre jetzt bei jedem arthouse-Film ein reales böses und grausames Ende gekommen. Aber wir sind bei Tarantino, und er meint es gut mit uns. Der Film schwenkt wieder zur Komödie um und zeigt uns einen versöhnlichen Epilog im Stile eines … „Machete“. Hier nun kommt Tarantino selbst zum Zuge mit einem knalligen Auftritt und kehrt zu „seinen eigenen Wurzeln“ zurück, indem er die Schlusssequenz total überzeichnet und die Beklemmung von vorher damit löst. And they lived happily ever after. Wir wissen, dass es so nicht ausgehen kann, wollen es aber.
Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, ist wie bereits in einer offiziellen Besprechung angemerkt: Brunhilde verkommt leider zur Staffage, sie ist nicht mehr als ein verängstigtes Bambi-Reh mit wenigen Sätzen und viel Weinen, ganz Tarantino-untypisch und eben nicht zu ihrem Namen passend. Das ist schade. Aber wirklich das einzige Manko.

Der Hobbit 1 – Eine unerwartete Reise

Einmal bin ich doch noch ins Kino gegangen, und zwar in die normale 3D-Vorstellung, ich kann daher nichts über HFR sagen. Die normale 3D allerdings ist sehr gelungen – wenn kein HFR gewünscht ist, dann unbedingt diese Version anschauen.
Bedingt durch die Storyline eines Kinderbuches kann diese Verfilmung nicht an die Herr der Ringe-Trilogie heranreichen, da fehlt die Getragenheit und Opulenz. Das ist schon an der Musik zu bemerken, die sehr viel stiller und mehr im Hintergrund ist. Sie greift Elemente auf, indem sie das Hobbit-Zentralthema wiedergibt und auch die Orks sind sofort zu erkennen, für die Zwerge wurde ein neues Element geschaffen, das sehr schön ist, aber auch hier eigentlich nur einmal opulent eingesetzt wird. Der Gesang der Zwerge bei Bilbo wurde unpathetisch dargebracht und ist deswegen nur eine unbedeutende Randnotiz. Schade. Aber auf der Audio-CD (SEE) ist das schön nachzuholen und da kann man sich die Bilder dazu ja vorstellen.
Ich teile die Meinung anderer, dass der Spagat zwischen Kinderbuch und Erwachsenenfilm nicht ganz hingehauen hat. Das war aber zu erwarten, vor allem nachdem die Geschichte auf drei Teile gestreckt wird, insofern stört es mich nicht.
Denn abgesehen von ein paar typischen Jackson-übertriebenen Slapstick-Sachen (die Orkstadt, die Orks dort und der Orkkönig an sich (*Nachtrag: es waren wohl Bilwisse, Goblins und Orks – so genau hab ich das nicht kapiert), der Indiana-Jones-Manier-Felsbrocken, das Runtersausen mit der Holzbrücke, das Verstecken in den Bäumen) gab es ganz, ganz großartige Szenen. Und zwar sowohl als Interaktion zwischen den Beteiligten, als auch in der Optik. Am optisch beeindruckendsten – und da hat sich die wahre Größe des 3D gezeigt – war für mich der heranfliegende riesige Adler, und wie er behutsam nach einem Zwerg greift. Das war so grandios, dass ich unglaublich gespannt auf Smaugs Auftreten bin. Die gesamte Adlerszene ist optisch am besten, eindruckvollsten und perfektesten gelungen. Die zweite optisch hervorragende Szene ist der Kampf der Steinriesen davor.
Die stärkste Szene ist eindeutig die mit Gollum, da hat man sich mit dem zwiegespaltenen Wesen wieder selbst übertroffen.
Martin Freeman liefert, was nicht anders zu erwarten war, aber dennoch besonders hervorzuheben ist, eine grandiose Leistung ab. Ein kleiner Halbling mit ganz großem Herzen, charmant, gewitzt, spitzbübisch, klug, bodenständig, gerissen – und unglaublich mutig. Die personifizierte Definition von „tough“. So stelle ich mir Bilbo vor.
Galadriel erscheint uns als überirdische Göttin; die Zwerge sind, wie Zwerge eben so sind, und auf die Trolle haben wir natürlich begeistert gewartet und werden nicht enttäuscht.
Ein schöner, unterhaltsamer Film mit kleinen Schwächen, mit denen man aber keine Probleme hat, weil man vorher weiß, dass man sich darauf einlassen muss. Kann man sich immer wieder anschauen.

Filmhits 2012 + DVD

Da ich letztes Jahr einiges auf DVD verschoben habe und auch dieses Jahr nicht alles im Kino anschaue, ergänze ich meine Jahresliste nunmehr ums Heimkino. Allerdings nur um Erwähnenswertes.
Dieses Jahr gab es jede Menge gelungene Actionfilme, das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.
Januar
Sherlock – Erste Staffel: DVD/ Dazu kann man nur sagen: Einfach grandios. Angesiedelt in der Neuzeit, empfinden wir es doch immer wieder ein bisschen viktorianisch. Die Dialoge sitzen (Hut ab vor der Synchro), sind manchmal so schnell, dass man sie sich nochmal anhören muss, um auch alles mitzubekommen. Schon die Einführung ist klasse. Ein Exzentriker, ein Kriegsheimkehrer, der sich nach Abenteuern sehnt, ein Bruder, der viele Drähte zieht, ein Superbösewicht und dazu interessante Fälle mit einer noch interessanteren Herangehensweise. Ein absolutes TV-Highlight, das jeder Beachtung wert ist.
Ziemlich beste Freunde: Gleich das erste Highlight des jungen Jahres – eine wunderbare Geschichte um eine außergewöhnliche Freundschaftsbeziehung nach einer wahren Begebenheit. Hervorragende Darsteller (und auch noch „Arme und Beine“-Helfer als äußerst attraktiver Kleiderständer), angenehm ruhig, witzig, spritzig und überhaupt nicht reißerisch. Besonders schön am Ende: die beiden Originale und was aus ihnen wurde. Alle Daumen hoch!
The Descendants: Ja, um diverse Nachlässe geht es in diesem sehr ruhigen Film, aber auch um alltägliche Sorgen und die Schwierigkeiten, die das Leben so mit sich bringt. George Clooney als überforderter Vater überzeugt. Ein sehr gut gemachter, eindringlicher Film, der zu Beginn Längen aufweist, sich aber dann entwickelt. Dazu gibt es grandiose, ungeschönte Aufnahmen von Hawaii mit trübem Licht und viel schlechtem Wetter.
X-Men: First Class: DVD/ Ich hab mich gewehrt, ins Kino zu gehen, und das war ein Fehler. Der bislang beste X-Men-Film, der einige Vorgeschichten erzählt, ohne sich in Details zu verlieren. Vor dem historischen Hintergrund der Kuba-Krise beginnt der Aufstieg der Mutanten, und die beiden Xavier- und Magneto-Darsteller machen ihre Sache ausgezeichnet. Sehr schön der kurze Auftritt Wolverines mit dem (frei formulierten) Ringelnatz-Zitat „und jetzt verpisst euch“. Daumen hoch!
Ohne Limit: DVD/ Zeitlich ins Kino nicht geschafft, schade. Ein überaus spannender Was-wäre-wenn-Thriller mit toller Optik (jedesmal nach Einnahme der Pille werden die Farben intensiver und schärfer, die Perspektive wird eindringlicher), der noch länger nachhallt. Es wird nicht alles aufgeklärt, was zusätzlich Spannung verleiht. Ebenfalls: Daumen hoch!
Sanctum: DVD/ Ein Horrorfilm vom Feinsten, der ganz ohne Monster auskommt, voller Spannung und Action vor atemberaubendem Ambiente mit grandiosen Aufnahmen. Mit coolen Dialogen zu Beginn wird es zum Ende hin doch ein wenig arg klischeebehaftet mit dem Zehn-Negerlein-Prinzip und dem Verhalten der Überlebenden, und nach Bugs wollen wir erst gar nicht schauen. Dennoch lohnenswert – mit einer Tragödie am Rande; die in zwei Rollen auftretende Tauch-Stuntfrau ertrank in einer der Höhlen wenige Tage nach der Filmpremiere.
Februar:
Hugo Cabret: Und schon das erste Highlight des Jahres. Zahnräder, Uhren, Wendeltreppen, Dampf und ein Maschinenmensch. Ein Bahnhof und die Menschenschicksale darin. Was für ein wunderbarer, wunderschöner Film und zugleich eine Liebeserklärung an den Film. Mit den Filmen im Film konnte man auch noch Ausschnitte so vieler herrlicher Klassiker sehen. Der junge Darsteller des Hugo Cabret hätte den Oscar verdient gehabt, denn er lieferte eine grandiose Leistung, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe. Er hat sämtliche Mitdarsteller mühelos an die Wand gespielt. Dabei ist Ben Kingsley wunderbar besetzt, und der unglaubliche Christopher Lee mit seinen immer noch feurigen Augen (unglaublich, ich muss es wiederholen!) rührt einen als Buchliebhaber im schönsten Buchladen der Welt zu Tränen. Der Film ist echtes 3D, was bedeutet, absolut alles, einschließlich der Darsteller ist in 3D. Und die Technik wird in diesem Film ganz exakt für die Perspektive eingesetzt – Martin Scorsese macht es vor, wie 3D-Kino gemacht wird – und das in Perfektion. (Und das sage ich als 3D-Gegner.) „Gehen Sie mit mir träumen“ – ja, dafür ist dieser Film. Er weckt unsere Träume und streichelt unsere Liebe zum Film.
März:
Haywire: Steven Soderbergh hat eine stattliche Riege zusammengerufen, um einen „Action“-Agentenfilm der ganz anderen Art zu machen. Keine ununterbrochene rasante Action, aber wenn es dann mal zu Kampfszenen kommt, dann haut es ordentlich rein – und zwar äußerst glaubwürdig und ohne „blitzschnellmartialarts“, sondern richtig mit Fäusten und Beinen. Salt, go home – hier kommt Mallory Kane, und wo die hinhaut, steht keiner mehr auf. Die gereicht Machete zur Ehre. Sehr gelungen!
April:
Dieses Filmjahr entwickelt sich hervorragend (na schön, ich siebe auch ordentlich aus)!
Die Iden des März: George Clooneys Wahlkampf-Film, passend zu diesem Jahr. Grandios gemacht, grandios erzählt, grandiose Schauspielerriege. Ein trotz seiner fast dokumentarischen Erzählweise unglaublich spannender Thriller. Das bisherige Top-Highlight.
Iron Sky: Ein finnischer Film mit deutscher und australischer Beteiligung und minimalem Budget, aber maximalem Spaß. Sehr böse gemacht, mit einer Präsidentin, die wie Sarah Palin aussieht. Der Wahlkampf kennt keine Skrupel, und so können selbst die Nazis von der dunklen Seite des Mondes dazu benutzt werden. Und die „Götterdämmerung“ ist ja wohl das geilste (SteamPunk)Raumschiff, das je gebaut wurde!
Warrior: DVD/ Ein Film, der nicht ins Kino gekommen ist – mir völlig unverständlich. Ein grandioses Drama um Vater-Sohn-Bruder-Beziehungen, das dermaßen unter die Haut geht und den Puls hochtreibt, dass man wirklich sagen muss: nichts für schwache Nerven. Geht absolut an die emotionalen Grenzen, und dazu die unglaublichen Kämpfe, die einfach mitreißen. Ganz großes Kino wie The Fighter und The Wrestler, und wie jene beiden hätte dieser Film mindestens einen Oscar verdient gehabt.
Mai:
The Avengers: Großes Abenteuerkino mit Superhelden der Extraklasse, und das von Joss Whedon – da kann nichts schiefgehen. Und tut es auch nicht. Eigentlich ist ja Hulk der heimliche Hauptdarsteller. Aber es können sich alle sehen lassen, und Whedon hat sich sehr um die Details der Vorgänger gekümmert: Die Hintergründe, die Nebendarsteller, die mit denselben Schauspielern besetzt wurden (ohne Frage die Hauptdarsteller natürlich auch), der Film fügt sich nahtlos an die Einzelfilme an. Action, intelligente, spritzige und witzige Dialoge (von denen hätten es ruhig noch mehr sein dürfen), und viel Witz und (schwarzer) Humor. Wie wird aus egomanischen Einzelkämpfern ein gutes Team? Dazu opulente Bilder (wobei die 3D mal wieder überflüssig wie ein Kropf ist). Es stimmt alles rundum. Macht ganz viel Spaß!
The Guard: DVD/ Das Regiedebut des Bruders des Regisseurs des großartigen „Brügge sehen … und sterben“. (Wow, drei Genitive …) Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum: Volle Punktzahl für einen ganz außergewöhnlichen Film, bei dem einfach alles stimmt: das Pathos, der (schwarze) Humor, die Dialoge (vor allem die!), das Rassistische, das Schwache … und das Irische. Slainté!
Sherlock – 2. Staffel: DVD/ Und weiter geht es mit leider nur 3 Folgen der grandiosen TV-Verfilmung, angesiedelt in der Neuzeit. Hier stimmt einfach alles, angefangen bei den beiden Hauptdarstellern, auf die wir uns im Dezember im „Hobbit“ freuen dürfen (ok, bei Cumberbatch wird es nur die Stimme Smaugs sein). Moriarty als junger, durchgeknallter Exzentriker – hervorragend. Mit einem dramatischen Ende, das uns in die Tischkante beißen lässt, bis die Auflösung in Staffel 3 folgt.
Juni:
Ronal der Barbar: DVD/ Eine fröhliche, zotige Parodie auf alle Fantasy-Filme von Conan bis Herr der Ringe aus Dänemark. Die deutsche Synchro ist richtig gelungen, derb und voller Lacher. Eine wirklich gelungene Klamauk-Komödie, deren Technik bedingt durch die bescheidenen Mittel natürlich nicht perfekt ist und auf weiten Strecken einem Computerspiel ähnelt, aber gut ansehbar ist. Schräg, abgedreht und ziemlich durchgeknallt. Ein Film nur für Erwachsene.
Tom Sawyer: DVD/ Ludwig Thomas Lausbubengeschichten auf amerikanisch. Wieder einmal eine der inzwischen zahlreichen deutschen Verfilmungen, ein netter Kinderfilm, der allerdings die kritischen und ernsten Töne des Buches komplett ignoriert. Einigermaßen unterhaltsam, aber ohne jeglichen Tiefgang. Am besten für die ganz Kleinen geeignet.
Attack the Block: DVD/Low-Budget-Produktionen von den Briten haben einen ganz eigenen Charme, und so ist es auch hier. Die Bewohner des Blocks verteidigen ihn erfolgreich gegen gut gemachte Alienmonster, die wie Sporen durchs All treiben. Macht Spaß anzuschauen.
Snow White and the Huntsman: So gefreut auf den Film – und so eine Enttäuschung. (1 Pluspunkt gibt es für 2D) Mit Ausnahme von Kristen Stewart waren die Darsteller zwar sehr gut ausgesucht, und Charlize Theron, schöner denn je, lieferte eine Glanzleistung. Aber auch Theron hat es nicht herausreißen können. Stewart ist vom Aussehen her passend gewesen, aber von der Mimik hätte man auch Chuck Norris und Steven Seagal die Rolle geben können. Eine Schauspielerin ist sie nicht. Die Story plätschert dahin, die Szenen werden lose aneinandergereiht, man hoppelt von hier nach da nach dort, Charakterentwicklung gibt es nicht, und haarsträubende Bugs ziehen das Ganze zusätzlich herunter. Schade.
The Amazing Spider-Man: Vorab muss ich gestehen, dass ich mit dem Wandkrabbler nie etwas anfangen konnte. Schulbubi, albern, peinlicher Zeitungsherausgeber, obernaive Tante, diese ganzen kindischen Querelen und scheinbar lockeren Sprüche – das war nie etwas für mich. Die Filme mit Toby McGuire waren unsäglich (weil auch McGuire nur einen einzigen Gesichtsausdruck hat, aber völlig uncool ist); und nun also ein Reboot. Und der ist absolut gelungen. Ein Film, der sich nicht mit Bombastik verzettelt, sondern still und in die Tiefe eintauchend einen jungen Mann beleuchtet, der seinen Weg finden muss – und dessen Päcklein dabei immer schwerer wird, das er mit sich tragen muss. Toll in Szene gesetzt, ausgezeichneter Hauptdarsteller, und eine besondere Freude für „Veteranen“ ein Wiedersehen mit Sally Field und Martin Sheen als coole Tante und Onkel. Abgesehen von ein paar hanebüchenen Sachen und dem Humbug mit dieser Hinundher-Verwandlung, die wir bei einem Superheldenfilm aber verzeihen, alle Daumen hoch!
Juli:
The Help: DVD / Ein großartiger Film mit hervorragender Besetzung über die Situation der Schwarzen im Süden Amerikas in den 60ern. Anrührend, bewegend, unter die Haut gehend, traurig und lustig. Intensive Charakterisierungen jeder einzelnen Figur, die noch lange nachhängen. Ein Film, den man nicht so schnell wieder vergisst – beide Daumen hoch dafür.
Melancholia: DVD / Ein völlig überschätzter Film, den auch die Schauspielerriege nicht mehr retten kann. Betont künstlich auf künstlerisch gemacht, auf Kosten der Logik, der Stringenz und der Storyline. Ja, ich weiß, man darf künstlerische Filme nicht kritisieren, aber ich könnte eine sehr lange Liste aufführen. Kann mit vergleichbaren Filmen wie Barry Lyndon (ist ähnlich im Stil der 70er gedreht) bei weitem nicht mithalten. Ist übrigens kein SF-Film entgegen der Behauptungen. Sonst müsste man da auch noch erheblich kritisieren.
Hasta la vista: Ein Behindertenfilm aus Belgien mit drei belgischen Jungs, die recht cool sind und Behindertenwitze im Stakkato abschießen (und übrigens schauspielerisch ihre Sache 1A machen); nur eines fehlt ihnen: Sie wollen keine Jungfrauen mehr sein, und da begibt es sich, dass es in Spanien ein Bordell für behinderte Jungs gibt. Es ist aber nicht nur eine Reise um Sex, sondern auch eine Befreiung von Überfürsorge und der Weg in die (nahezu) selbstständige Freiheit. Natürlich sind einige Hürden zu überwinden, bis es soweit ist, aber dann geht die Reise los und wartet mit jeder Menge Abenteuern und zwischenmenschlichen Krisen, die nur allzu menschlich sind. Ein sehr berührender Film, der mir teilweise recht an die Nieren gegangen ist und für mich ein Highlight des Jahres ist. Gerade wegen seiner Bodenständigkeit und Realitätsnähe.
In Time: DVD / Aus dem interessanten Thema an sich hätte man eine Menge herausholen können. So bleibt ein oberflächliches, anspruchsloses Bonnie&Clyde-Popcorn-Kino. Unterhaltsam, abgehakt.
The Dark Knight Rises: Hier ist er also, der letzte Teil der Nolan-Trilogie, 164 Minuten lang. Nach den Trailern war ich ja sehr skeptisch, und offengestanden ist Banes Maske und seine Stimme immer noch bescheuert. Aber Anne Hathaway stellt die beste Catwoman ever dar. Die Geschichte, die psychologischen Auseinandersetzungen sind berührend, die Action samt Tempo ist atemberaubend. Reden wir nicht über die Storyline, es ist ein Comicfilm, und wenn er so dermaßen gut gemacht ist wie dieser hier wollen wir nicht analysieren und kritisieren, sondern einfach nur mitgerissen werden. Wohltuend in 2D, hervorragend gemacht, ein würdiger Abschluss, der keine Minute zu lang ist, mit einem ungewöhnlichen, wunderbaren Ende.
August:
The Tempest / DVD: Ganz nett gemacht, aber das ist auch schon alles. Helen Mirren bleibt weit hinter ihrem Können zurück, die übrigen Schauspieler sind blutleer und so auch der Film; mit Ausnahme von Ariel.
Merida: Optisch absolut perfekt gemacht. Bei der Landschaft vergisst man, dass sie nicht real ist, auch die Bären sind äußerst lebensecht. Ein schottisch-uriger, saukomischer Film, der ruhig ein bisschen länger hätte dauern dürfen. Ein in sich ruhender, humorvoller König und Vater, eine zauberhafte Mutter, unglaublich rote Haare, eine Hexe mit Anrufbeantworter und viel Mystik. Klasse!
Prometheus: Sehnsüchtig erwartet, und dann ins Sommerloch gefallen. Ich denke, wenn jemand die Alien-Quadrilogy nicht so auswendig kennt wie ich, wird er sicher begeistert von dem Prequel sein. Die Optik ist absolut grandios, und endlich mal Giger satt, auch das 3D ist sehr gelungen. Ansonsten kam bei mir keine Spannung auf, da ich zu viele Déjà-vus hatte (die „Pings“, der Android u.v.m.), zu vieles war vertraut, und was neu hinzugekommen ist, strotzt leider vor kleinen und großen Bugs. Sicher, es ist schwierig, eine Stimmigkeit hinzukriegen, weil das nie geplant war, aber dennoch passt es nicht zusammen. Sehr geeignet für Personen, die Alien nicht kennen, für echte Fans der Serie wie mich allerdings nur Durchschnitt.
September:
Expendables 2: Ja, da sind sie wieder, die geballten Testosteron-Ladungen. Und diesmal sind auch wirklich alle dabei! (Abgesehen von Steven Seagal, aber vielleicht hat man den für Teil 3 aufgespart.) Der Film ist ab 18, und das ist gut so. Vor allem, dass er tatsächlich ungekürzt gezeigt wird. Action, Gemetzel und flotte Sprüche am laufenden Band. Die Handlung passt auf einen Bierdeckel, aber wer braucht hier schon mehr. Noch besser als Teil 1. Klasse!
Cabin in the woods: So wie Scream damals ein Novum war, so ist es dieser Film, der alle Horrorfilme völlig gegen den Strich bürstet. The Cube, Hellraiser und Blade mit dem Charme von Scream auf der Basis von Lovecraft. Wieder mal ein gelungener, witziger Joss Whedon! Daumen hoch – ein Highlight des Jahres!
Der Gott des Gemetzels: DVD/ Ein Kurzfilm von Roman Polanski mit dem Vierergespann Kate Winslet, Jodie Foster, John C. Reilly und Christoph Waltz, der wieder mal alle mühelos an die Wand spielt. Aus einer Jungenprügelei wird eine Genderdiskussion. Gelungene, pointierte Dialoge, ausgezeichnet inszeniert – köstlich! Hervorragendes Kino.
Das Bourne Vermächtnis: Die Ereignisse in diesem Film finden parallel zum letzten Bourne-Film statt. Das bedeutet, es gibt jetzt zwei „da draußen“ – und damit sind wir womöglich noch nicht am Ende. Eine Begegnung mit Bourne in einem weiteren Film wäre nicht ausgeschlossen, denn das Programm ist zwar aufgeflogen, aber nicht erledigt. Jeremy Renner macht seine Sache als Actionstar wie immer gut. Der Film dauert kurzweilige 135 Minuten mit wenig Handlung, dafür umso mehr Action und interessanter Verfolgungsjagd mit interessantem Ende. Daumen hoch!
Oktober:
Schutzengel: Die Storyline weist einige Bugs auf und passt auf einen Bierdeckel – was hier aber nicht stört, genau wie bei den Expendables – und die Bugs, na ja, seien wir mal großzügig.
Und zwar deswegen, weil der Film an sich atemberaubend ist. Schweiger stellt anhand der Verfolgung seiner Kronzeugin einen Krieg dar, Schlachten, blutiges Gemetzel, und irgendwann nur noch den Kampf ums eigene Leben. Er hat den Film den deutschen Soldaten in Afghanistan gewidmet, wo er auch mehrmals vorgeführt wurde und auf ein positives Echo stieß.
Für mich kam es sehr authentisch rüber, vor allem aber die Aufgabe der Distanz. Man ist absolut dicht dran (so wird auch in Zeitlupe gezeigt, wie eine Pistole funktioniert, wie der Magazinwechsel gemacht wird, reduziert auf ein „Klick“-geräusch), und erlebt alles hautnah mit. Auch die Gefühle eines Soldaten, seine Traumata, es geht ganz tief runter und packt einen ganz schön. Dazu gibt es rasante Spannung (die Klinikszene, boah), eine Menge Zynismus und Sarkasmus.
Der einzige Minuspunkt ist Luna Schweiger, die noch schlimmer und unverständlicher nuschelt als ihr Vater, die war für mich auch in ihrer Darstellung eine Fehlbesetzung.
Der Film ist sehr amerikanisch gemacht, aber trotzdem deutsch, und hervorragend in Szene gesetzt. Chapeau, Herr Schweiger.
J. Edgar: DVD / Der Film kratzt allerhöchstens an der Oberfläche, abgesehen von Hoovers Homosexualität erfährt man nichts, was man nicht schon gewusst hätte: Machtbesessen, paranoid, ein Lügner, etc … aber warum das alles? Die Mutter wird als Übermacht in den Vordergrund gerückt, jedoch äußert sie sich nie politisch, sodass kein Zusammenhang gegeben ist und man sich fragt, weshalb sie so viel Raum im Film einnimmt. Auf tatsächliche politische Brisanz, die Erpressungen und dergleichen mehr wird nicht eingegangen, man erlebt nur die Sicht Hoovers, und die ist sehr mager. Trotz der erheblichen Länge von über 2 Stunden findet sich so gut wie kein Inhalt und erst recht kein Tiefgang. Und das ausgerechnet zu diesem Thema. Daumen runter.
Super. Looper läuft bei uns schon gar nicht mehr, falls er überhaupt angelaufen ist. Den muss ich leider auf DVD in 2013 verschieben. Schade!
Let me in: DVD / Remake des schwedischen „So finster die Nacht“. Ein Film um Einsamkeit, Mobbing, Vernachlässigung, erste Liebe und Angst. Verpackt in eine astreine Vampirgeschichte, auf ganz neue Weise erzählt. Absolut grandios, vor allem die jugendlichen Hauptdarsteller überzeugen voll und ganz – Chloe „Hitgirl“ Moretz sowieso. Sehr empfehlenswert!
November:
Skyfall: Klar, der muss an erster Stelle stehen. Ja, der Film ist gut, teilweise sogar sehr gut. Für mich waren zwischendrin bis zum Auftritt von Bardem ein paar Längen drin. Das Intro war große Klasse, sowohl die Eingangssequenz als dann auch die Musik/Titelszene. (War das eigentlich der Schattenriss von Timothy Dalton, auf den er da geschossen hat?) Javier Bardem ist ein Ereignis, das man nicht verpassen darf. Und Albert Finneys Naturgewalt – oh, wie wird er alt – ist sowieso unschlagbar. Ein wunderschönes Bond-Mädchen, das bald tot ist, wie es sich gehört. Grandiose Bilder, grandiose Stadt/Landschaftsaufnahmen. (Hach, Schottland, seufz … ich krieg gleich Heimweh.) Aber die Hinrichtung des Aston Martin verzeihe ich nie, nie, niemals! Fazit: Ich begehe nun Blasphemie. Casino Royale war besser. Quantum Trost hatte mehr Tiefgang. Mir fehlt die Romantik (und damit ist nicht nur die Beziehung zu einer Frau gemeint).
96 hours – Taken 2: Die albanischen „Hinterbliebenen“ wollen Rache. Der Film steht seinem Vorgänger in nichts nach. Action von der fast ersten bis zur letzten Minute, rasantes Tempo, atemlose Spannung. Besonders hervorzuheben ist das detaillierte Zeigen von Mills‘ Arbeitsweise, die verdeutlicht, weshalb er so perfekt ist. Lohnt sich sehr! Tipp: Auf die ungeschnittene DVD-Fassung warten, weil in der Kinofassung eine Menge rausgenommen wurde (bereits in USA, nicht in D).
Savages: Ein Film von Oliver Stone, der tief in die Abgründe der mexikanischen Drogenmafia abtaucht. Zum ersten Mal ist mir bei einer Szene schlecht geworden, obwohl es nicht um exzessive Gewalt geht, die kommt eher sparsam vor. Hervorragend gemacht.
Dredd (3D): Es ist kein echter 3D, das verzeihen wir aber leicht bei dem geringen Budget, denn das Slow Motion kommt dadurch hervorragend zum Zuge. Zynisch und kompromisslos, so kennen und schätzen wir Dredd. Schön, dass wir erfahren, wie es zur Partnerschaft mit Anderson kam. Und Dredd ist … Dredd. Karl Urban hat einen schönen Mund und kann ihn trotzdem so hässlich verziehen. Er nimmt niemals den Helm ab. Er ist Dredd. Wie SPON in seiner Kritik schreibt, ist alles einschließlich des Titels minimiert. Auf den Punkt gebracht. Dazu wie gesagt tolle Slow Motion-Effekte. Da verzeihen wir doch gern einen kleinen, aber fetten Bug. Gelungene Umsetzung des Comics! Daumen hoch und mehr davon!
Cloud Atlas: Für mich der schönste Film des Jahres. Die gleichzeitige Abhandlung der Episoden ist zunächst gewöhnungsbedürftig, die ersten zehn Minuten waren auch für mich als Kennerin des genialen Buches (nachzulesen in der Rubrik Lesemeinung) schwierig, mitzukommen. Aber dann, vor allem gegen Ende zu, gab es da einen ungeheuren Sog, ein Wahnsinnstempo und Spannung, obwohl ich ja den Ausgang jeweils kannte. Ich finde die vielen Masken und damit die Idee der „Wiederkehrenden“ als filmischen Kunstkniff schlichtweg großartig, und die Schauspieler, insbesondere Hanks, liefern eine ausgezeichnete Leistung ab.
Ich habe bei weitem nicht alle Masken erkannt (das ist überraschend am Schluss, wenn es gezeigt wird). Aber Hugo Weaving als sadistische Krankenschwester ist ja wohl der Brüller schlechthin, ich bin fast am Boden gelegen. Überhaupt bin ich hingerissen, dass meine Lieblingsepisode, Cavendish, so wunderbar gelungen ist. Großes deutsches Kino, ich bin begeistert!
DEZEMBER – leider müssen alle Neuerscheinungen, vor allem der HOBBIT, entfallen. Kein Kinogang mehr möglich. Muss also alles im Januar nachgeholt werden, oder auf DVD.

Filmhits 2011

Ein leider maues Kinojahr, vor allem beherrscht von Remakes – noch mehr als letztes Jahr. 2009 ist wohl nicht so leicht wieder zu erreichen. Den überwiegenden Teil der Filme haben wir auf DVD verbannt, uns lockte zu wenig ins Kino. Gerade bei 3D ist durch den sehr hohen Preis, gepaart mit einer mäßigen Optik (weil die meisten gar kein echtes 3D, sondern aufgepepptes 2D sind) und oftmals nicht berauschenden Filmen, sehr genaues Überlegen angebracht. Dennoch: ein paar Filme sind rundum gelungen.
Januar
Lief zwar im Dezember an, aber wir sind erst jetzt dazu gekommen.
Skyline: Jessas! Statt Bodysnatchers haben wir es mit Brainsnatchers zu tun, und die haben die Hirne der Drehbuchschreiber gleich mitgenommen. Nach dem Teaser kommt eine unglaublich langweilige Partysequenz à la Cloverfield, die niemanden interessiert, aber wenigstens nicht mit Wackelkamera, sondern professionell gedreht ist, und nach gefühlten 3 Stunden wird die Eingangsszene wiederholt … und die Langeweile geht weiter. Als der Film dann endlich losgeht, ist er zu Ende. Die Storyline ist fad und abgedroschen, ein Bug jagt den nächsten und die Dialoge sind flacher als Kiera Knightleys Magersuchtbauch. Positiv anzumerken sind Sound und Optik bei einer Low-Budget-Produktion.
The Tourist: Anspruchsloses, ruhiges, humorvolles Popkornkino im Stil von „Charade“, was nette Erinnerungen bietet. Nervtötend ist Jolies Overacting als „Superhyperultragöttin, der alle zu Füßen liegen“ wie im Kino von annodunnemals, das ist schon arg peinlich. Sei’s drum, darüber verzeiht man die Drehbuchschwächen, und die Beteiligten hatten viel Spaß und Venedig ist eh immer eine Reise wert. (Interessant: der Airport gleich am Steg … lool!)
Im Kino bei uns nicht gelaufen, auf DVD nachgeholt: Hurt Locker, der Oscar-Film des letzten Jahres. Ein Antikriegsfilm ganz anderer Art, der sich darauf konzentriert, was der Krieg aus den Soldaten macht. Hervorragend inszeniert, verdient prämiert.
22 Bullets: Ein französischer Mafia-Rache-Film, der sich nach ruhigem Beginn zusehends steigert und schließlich geradezu den Atem raubt. (Einzig negativer Punkt: Tosca muss mal wieder herhalten; die schönste Arie der Welt ist bald dermaßen abgenudelt, das ist schade.) Jean Reno und Kad Merad als hervorragende Hauptdarsteller. Abgesehen von den Ehefrauen und den Kindern hat niemand eine weiße Weste, auch die Arbeit der Polizei, die vergleichbar mit Donna Leons Kritikkrimis sind, wird real dargestellt. Stellenweise sehr brutal, aber dadurch umso glaubhafter. Grandios.
Tron Legacy: Was war der Film damals Aufsehen erregend, was für eine neue Welt und Filmtechnik! Sicher, es war ein wenig albernes Disney-Zeugs dabei, aber dennoch waren es atemberaubende Bilder aus dem Cyberspace. Und nun treffen wir Jeff Bridges und Bruce Boxleitner wieder, gealtert, aber nicht unbedingt vollends desillusioniert. Der ruhig erzählte „Erbe“ hat nicht die Inspiration des Originals und sich auch im Design kaum weiterentwickelt, die Storyline ist sehr dünn, dennoch ist es ein Augen- und Ohrenschmaus, der trotz einiger Längen unterhaltsames Kinovergnügen bietet.
Februar
72 Stunden: Russel Crowe mal wieder ganz präsent. Nach einem zähen Einstieg kommt richtig Tempo in die Geschichte, die durch das Katz- und Mausspiel zusehends an Spannung gewinnt. Ein paar storyheikle Dinge, die aber der Unterhaltung kaum Abbruch tun. Eine Kürzung auf normale Spielfilmlänge hätte nicht geschadet. Solides Kino mit einem wie immer präsenten (aber viel zu kurz auftretenden) Brian Dennehy, von dem wir in letzter Zeit leider viel zu wenig sehen.
März:
True Grit: Kein Oscar für die Coen-Brüder, aber das war nach den letzten Abräumern zu erwarten. Kompromissloser, epischer Western, der zeigt, dass dieses Genre nicht aus der Mode kommt und ich meine Begeisterung dafür nie verlieren werde. Hervorragende Unterhaltung, hervorragende Darsteller und ein würdiger Nachfolger des Originals … das dennoch, ich weiß nicht warum, einen kleinen Tick besser war. Ich glaube, es war mehr Herz drin. Dennoch: Daumen hoch!
Unknown Identity: Hintergründige Idee, spannend, gute Darsteller – so macht Kino Spaß. Vermeintliche Logik-Bugs klären sich nach und nach; ein paar Abzüge gibt es für typische filmische Schwächen, die heutzutage nicht mehr passen, wie etwa, trocken zu sein, nachdem man in einen Fluss gefallen ist, explodierendes Auto, das einfach nur abgestürzt ist usw. Gute Unterhaltung mit Überraschungen und einem brillanten Bruno Ganz.
Rango: Ein schräger, skurriler, abgedrehter Film in toller Technik, aber wohltuendem 2D. Es gibt Hommagen an Clint Eastwood und Lucky Luke, Sozial- und Wirtschaftskritik, allerdings weniger Persiflage. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, aber seltsam war es dennoch.
Der Plan: Mal wieder eine Philip K. Dick-Verfilmung, der es sogar gelungen ist, seinen urigen Humor und seine Bissigkeit zu übertragen. Wer schreibt denn nun den Plan und warum, und wieso ändert er ihn immer wieder? Haben die Fatalisten ihre Berechtigung, die Buddhisten, die Ein-Gott-Gläubigen, die Analytiker, oder wer? Gibt es nun den freien Willen oder nicht? Das Ganze ironisch und mit einem Augenzwinkern, dazu jede Menge Romantik – schön. Emily Blunt ist bezaubernd, und Matt Damon überzeugend.
April:
The King’s Speech: Das bisherige Highlight des Jahres mit allen Daumen hoch. Ein großartiger, grandioser Film mit einem überragenden Colin Firth. Obwohl es fast zwei Stunden lang nur ums Stottern ging und es nur wenige Szenenorte gab, war ich gefesselt vor Spannung. Hautnah, dicht dran, sehr intensiv und emotional. Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass ich meine Lippen mitbewegte und versuchte, die Worte aus Berties Mund zu ziehen. Wundervolle Bilder, die teils wie Gemälde wirken, ein kunstvolles Szenario, das dennoch stets im Hintergrund bleibt. Das ist hervorragendes Kino, ich war schon lange nicht mehr derart fasziniert von einem Film.
Sucker Punch: Das ist im Boxsport ein unerwarteter Hieb, und genau das ist dieser Film auch. Unzählige Verrisse, die denke ich darin begründet liegen, dass viele Männer sauer darüber sind, nicht den Film präsentiert bekommen zu haben, den sie erwartet haben. Er ist nämlich das pure Gegenteil: ein Anti-Machismo-Film. Aber er ist noch sehr viel mehr. Eine unglaubliche Symbolträchtigkeit, verpackt in eine bis ins kleinste Detail durchgeplante, anspruchsvolle Heldenreise. Mit jeder Menge Inhalt und Aussagekraft, die man tagelang diskutieren kann, und dazu Bilder satt; schon die wortlose Eingangssequenz hat mich gleich reingezogen, mehr braucht es gar nicht, um so viel Inhalt unterzubringen. Was die „leichtbekleideten Mädchen“ betrifft – die Kostüme gehen kaum züchtiger. Die entsprechen exakt den Manga-Filmen für die Kleinen. Und auch das ist ein bitterböser Seitenhieb auf eine patriarchalische, pädophil geprägte Kultur. Eine Kampfansage gegen Misogynie und für die Freiheit i.S.v. „Brazil“ (der laut Snyder tatsächlich als Vorbild galt), die vollauf gelungen ist, auch wenn sie nur von wenigen verstanden werden wird. Der vermutlich meist unterschätzte, Ausnahme- und künftige Kultfilm des Jahres.
Black Swan: Der meist überschätzte Film des Jahres. Zu theatralisch und oberflächlich bei einem grausam kitschigen und leider völlig unrealistischen Ende. Ich hätte angenommen, dass Nina sich den Fuß bricht, das wäre die Konsequenz und „der Preis“ gewesen, aber so … Ja, bildlich ein schöner Film, aber streckenweise zu lang, mit einigen optischen Höhepunkten, etwa die Verwandlung des Schwarzen Schwans mit dem Schattenriss und den Flügeln, das war grandios. Aber ich war nicht gefesselt, noch konnte ich mit Nina fühlen, und eine Entwicklung war überhaupt nicht vorhanden, alle Charaktere waren auf Schablonen und Klischees reduziert. Nina war bereits zu Beginn ab der ersten Szene psychotisch, und am Ende lediglich ein bisschen mehr – das genügt nicht für eine Charakterisierung, und erst recht nicht für Tiefgang, und für eine (aus dem Grund nicht vorhandene) Storyline reicht das schon gleich gar nicht. Für einen Psychothriller hätten wir mehr von der Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter und von ihr selbst erfahren müssen. Nina aber war am Ende genauso verklemmt, spröde und prüde wie zu Beginn. Aus diesem Grund kam der Auftritt des Schwarzen Schwans auch extrem kurz, da war keine Verführung, keine Versuchung, keine Erotik und kein Fallenlassen. Und erst recht kein Einfluss des Schwarzen Schwans überhaupt auf Ninas Entwicklung. Zeitverschwendung.
The Fighter: Ein authentischer, unter die Haut und an die Nieren gehender Film, der unermüdlich das Tempo bis zum mitreißenden Ende steigert. Ein obsessiver Christian Bale, fast auf sein (Minus-)Gewicht von The Machinist heruntergehungert, und ein Mark Wahlberg, der alles gibt. Ein außergewöhnlicher Boxfilm, der sogar Boxfeinde wie mich atemlos macht. Das besondere Highlight im Abspann: die beiden Brüder in echt. Großes Oscar-Kino, das sehr viel mehr Anerkennung verdient gehabt hätte.
Mai:
Nur sehr wenig Zeit fürs Kino, einiges auf DVD verschoben – wie etwa Paul, Fluch der Karibik 4 und andere, die mir zu „kritisch“ sind, um verschwendete Zeit zu riskieren.
Thor: Das ist doch mal richtig schönes, opulentes (Comic)Heldenkino für die ganze Familie. Ein sehr gut aussehender Hauptdarsteller mit sympathischem Lächeln, der seine Sache richtig gut macht, fröhliche Selbstironie, schöne Fantasy, eine Familienbeziehungskiste und ein Böser, der nicht wirklich böse ist. Gesehen und für gut befunden.
Juni:
Source Code: Das ist also der zweite Film von Duncan Jones, Sohn von David Bowie, nach Moon. Sehr professionell gemacht und gute, mäßig anspruchsvolle Unterhaltung. Ich muss gestehen, ich mag Zeitparadoxa und das Spiel mit den Fragen darum herum; es ist eine Diskussion, die zu keinem Ergebnis führen kann, aber so hypothetisch geführt macht sie Spaß. Der Film hält sein Tempo, und bedingt durch die vielen mit hineinwirkenden Faktoren bleibt auch die Spannung fortwährend. Auf mehrere Wendungen folgen mehrere Auflösungen, dies ist kein klassischer Dreiakter. Empfehlenswerte Unterhaltung, die aber nicht nachhaltig ist.
Wer ist Hanna?: Na endlich mal wieder ein Highlight! Grandiose Darsteller, allen voran die junge Hauptdarstellerin, die schon in anderen Rollen, unter anderem „In meinem Himmel“ herausragend geglänzt hat, und eine ausgefeilte Storyline, gepaart mit Skurrilität. Die perfekt ausgebildete Kampfmaschine entdeckt die Welt mit den Augen eines Kindes, das sie noch ist. Berauschende Optik, beklemmende Spannung, konsequent bis zum Schluss, und dazu die perfekt passende Musik. Das ist Action und Filmkunst kongenial verbunden. Mehr davon! Jawohl!
Juli:
Harry Potter 7.2: Nachdem mich weder das Buch noch Teil 1 überzeugen konnten, sieht es hier schon anders aus. Tempo, Spannung, anrührend und tragisch; der – übrigens ausgezeichnete – Trailer hat nicht zu viel versprochen. Ein würdiges Ende. Snape forever!
August: Pause. Sommerpause. Langweilig.
September:
Cowboys&Aliens: Das Western-Szenario passt und macht Spaß, schöne Aufnahmen, schöne Frauen, heroische Männer, ein mürrischer Einzelgänger, der innen drin doch einen weichen Keks hat – abgesehen von dem bescheuerten Hut ist Daniel Craig ehrenvoll in Eastwoods Fußstapfen getreten -, und ein wunderbar gereifter knorriger Kauz namens Harrison Ford. Wer ihn mag, darf den Film nicht versäumen. Tja, die Aliens. Sie müssen ja überlegen sein, und es wäre daher besser gewesen, sie in geringer Anzahl auftreten zu lassen, um die Auseinandersetzung glaubwürdiger werden zu lassen. Das hätte dem Kampf bzw. der Action keinen Abbruch getan. Brav: der Hund hat überlebt. So gehört sich das.
Hell-die Sonne wird dich verbrennen: Deutsche SF, vor allem in Bayern gedreht. Roadmovie, Horror, Survival, und das alles ganz dicht und hautnah dran, und zwar so, dass ich Gänsehaut bekommen habe. Hannah Herzsprung ist große Klasse. Mehr von ihr! Der Film ist völlig schnörkellos, fast durchgängig ohne Musik und wahnsinnig spannend. Mehr von solchen deutschen Filmen! Nachhaltig! Thumbs up!
Oktober:
Colombiana: Rachefilm, diesmal mit einer Frau als Rächerin, die sogar noch den letzten überlebenden Rest ihrer Familie opfert, um ans Ziel zu gelangen. Sehr geschmeidige, ansehnliche Hauptdarstellerin, die es richtig drauf hat. Für diese Kategorie unterhaltsamer und gelungener Film.
Kill the Boss: Herrlich gelungene Komödie mit witzigen Dialogen, einem kongenialen Darstellertrio und den vermutlich wirklich ätzendsten Chefs der Welt, hervorragend besetzt mit Kevin Spacey, Colin Farrell und Jennifer Anniston. Dazu Jamie Foxx – es kann nichts schiefgehen, und entsprechend bestens gelaunt liefern alle eine gute Leistung ab. Zum Ausklang noch ein paar Takeouts, und man geht lachend und fröhlich beschwingt aus dem Kino. Daumen hoch!
November:
Der lief zwar gar nicht im Kino, aber er gehört unbedingt auf die Liste: Four Lions. Schwarzbritisch und pakistanisch/arabisch/wie auch immer man es nennen möchte. Eine unglaublich gelungene Tragikomödie, die endlich mal dem Terrorismus den Stinkefinger zeigt, und zwar so richtig. Mit einfachen Mitteln gemacht, hervorragende Darsteller, und auch das Britentum wird nicht ausgenommen. Monty Pythons würdig. Ein Highlight des Jahres. Gerade für Deutschland wäre es wichtig gewesen, den Film zu zeigen.
Anonymus: Emmerich kann’s tatsächlich. Ihm ist ein schöner, opulenter „Was-wäre-wenn“-Kostümschinken gelungen, der gar nicht erst den Anspruch erhebt, es könnte was an der Verschwörungstheorie dran sein, indem er mit Derek Jacobi einen Prolog zu einem Bühnenstück voranstellt. Die Schauspieler, allen voran die großartige Vanessa Redgrave, sind voll dabei. Daumen hoch!
Krieg der Götter: Mal abgesehen davon, dass die Hälfte des Films gar nicht 3D ist (aber Hauptsache, ich zahle dafür doppelt so viel Eintritt), hätte aus dem Film was werden können. Nur leider bleibt er sowas von oberflächlich, dass keinerlei Spannung oder etwa Sympathie für die Protagonisten aufkommt. Das Eindringlichste sind Hyperions Grausamkeiten. Die Eleganz und Choreographie des – ansonsten testosterongebombten und überhaupt nicht guten – „300“ fehlt ihm gänzlich. Mag ein Blockbuster sein, aber muss man wirklich nicht gesehen haben.
Dezember:
Sherlock Holmes 2:
Der Witz und Charme des Vorgängers wird nicht erreicht, aber dafür ist der zweite Teil auch eine Weiterführung und wohltuenderweise keine Wiederholung, speziell was Holmes‘ „Vorausschau“ eines Kampfes betrifft. Das Tempo ist hoch, die Story wird geradlinig und immer dicht verfolgt, auf Kosten der spritzigen Dialoge und kurzen Verweilungen. So fehlen ein wenig die Charakterisierungen, weil die Figuren bereits eingeführt sind, doch da hätte ruhig noch ein bisschen dazu können. Ebenso fehlt die Fortführung des Diebstahls der Maschine aus Teil 1, was auf Teil 3 schließen lässt. Erster Höhepunkt und bildlich hervorragend umgesetzt ist die Verfolgungsjagd im Wald gegen Ende zu, und spannender, ausgezeichneter Höhepunkt ist das Duell mit Moriarty.

Damit haben wir einen guten Abschluss für das Filmjahr 2011 gefunden und sind mal gespannt auf das, was uns 2012 so bringen wird … neben dem Hobbit natürlich.

Elizabeth Taylor ist gestorben

Sie war die ganz große, echte Diva, für mich die schönste und anmutigste Frau der Welt, und eine einzigartige Schauspielerin. Sie beherrschte alles mit einer Intensität, geprägt von einem Leben seit früher Jugend voller Schmerzen, von den Eltern missbraucht (überehrgeizige Mutter, gewalttätiger Vater), die mir nicht selten den Atem raubte. Ich habe sie schon als Kind verehrt und nie damit aufgehört. Dass sie 79 Jahre alt wurde, obwohl sie schon ihr ganzes Leben lang schwerkrank war, ist nur mit einem ungeheuren Lebenswillen, Lebensmut und Lebensbejahung zu erklären. Die letzten Jahrzehnte waren vor allem ihrem großen sozialen Engagement speziell in der Aids-Hilfe gewidmet.
Kotau vor einer großen Frau, Trauer um einen großen Verlust.

Filmhits 2010

Dieses Jahr gab uns ein paar schöne aber keineswegs so herausragende Filme wie letztes Jahr – schade. Hauptsächlich gab es Neuauflagen wie der Welt bekannteste Pizzafresse, Cop- oder Liebesfilme (Drama/Teenie wie die „Biss“-Reihe). Alles in allem aber gute und abwechslungsreiche Unterhaltung. Im Fazit Daumen hoch und weiter so für 2011!
Januar
Das Kabinett des Dr. Parnassus: Ja, genau das ist Traum-Kino wie ich es mag. Romantisch, verführerisch, skurril, schräg, magisch, phantasievoll. Hervorragende Darsteller und ein Regisseur, der ein bisschen zu Monty Python zurückgekehrt ist. Besonders hervorzuheben ist Tom Waits, der bisher beste Teufel. Ein wenig bizarr, dass sämtliche Außenszenen mit Heath Ledger fertig gedreht wurden, sodass der Wechsel zu den 3 Gesichtern im Imaginarium gewollt wirkt. Volle Punktzahl und Daumen hoch!
Mitternachtszirkus: Ein schöner, bunter Kinderfilm mit guten und bösen Vampiren, ein bisschen „Lost Boys“, und eine coole Spinne. Wird sicherlich genausowenig erfolgreich wie der Goldene Kompass, weil eher für Jungs als für Mädels, und ein One-Shooter bleiben. Schade, denn: Lohnt sich.
Sherlock Holmes: Der Film hat meine Erwartungen voll erfüllt. Großes Abenteuer voller Witz und Charme, tolle Bilder und Farben, mit einem kongenialen Hauptdarstellerpaar (die benehmen sich wirklich wie ein altes Ehepaar), die ich beide zudem sehr schätze. Man muss Jude Law und Robert Downey jr. mögen, um den Film zu mögen. Und ich würde es durchaus mögen, wenn sich Mr Downey noch ein bisschen öfter auszieht. Jaaa, so müssen Helden sein! Herrliches Kintopp, das ich mir auf DVD noch einigemale gönnen werde. Möge der zweite Teil kommen! Daumen hoch!
Surrogates: Ich ging mit den Erwartungen eines durchschnittlichen Films ins Kino und wurde gerade so nicht enttäuscht. Die Geschichte funktioniert so meiner Ansicht nach nicht, schon gar nicht weltweit. Wie verliebt man sich da noch und macht Kinder? Wie funktioniert die Wirtschaft, was ist, wenn jemand vergisst, zu essen und zu trinken? Haben Obdachlose auch Surrogates, die dann an den Brücken betteln? Und dergleichen mehr. Die Idee ist ganz nett, und da der Film keine Überlänge hat, ist man ca. 85 Minuten lang einigermaßen unterhalten. Aber das wars auch schon.
Februar
Nichts, das mich ins Kino zieht. „Book of Eli“ – der Trailer hat mich nicht überzeugt. Und die Kritik sowie die Besucher, scheint’s, auch nicht. Up in the Air, Valentinstag, Ghostwriter und Wolfman sind was fürs Heimkino. Also gehen wir weiter zum
März
Männer die auf Ziegen starren: George Clooney, „der Dude“ Jeff Bridges (Oscar 2010), Kevin Spacey und Ewan McGregor – da muss man nicht mehr sagen. Schräg, schrill und skurril, und so abwegig gar nicht. So nebenbei noch zu erfahren, wie Obi-Wan Kenobi zum Jedi-Ritter wurde, ist noch ein extra-Schmunzeln wert. Im Stil von Burn after Reading, reicht aber vor allem wegen des schwächelnden Schlusses (da ist den lieben Machern wohl nichts mehr eingefallen) bei weitem nicht heran. Überdurchschnittlich gut, aber nicht hervorragend. Dennoch sehenswert für Kino der anderen Art.
Alice im Wunderland: Ja, so soll richtig gute Fantasy sein! Tolle Technik, die ihren Höhepunkt in den Froschaugen findet, ein zauberhaftes Wunderland, Helden und Monster, fabelhafte Figuren und Tempo. Ein wahrer Augenschmaus, genau das Kintopp, um „ganz weg“ zu sein. Nicht die Original-Alice zu zeigen, sondern eine junge Frau, die vor der Entscheidung ihres Lebens steht, noch einmal ins Wunderland zu schicken, ist ein geschickter Kniff. Ich erkenne mein wichtigstes Kinderbuch dennoch wieder. Volle Punktzahl für Tim Burton und Johnny Depp! Und natürlich Helena Bonham Carter, mit ihr sind die drei wie immer ein unschlagbares Gespann.
Shutter Island: Ein Suspense-Gruselthriller, der es in sich hat. Mit opulenten Bildern und sehr eindringlichen emotionalen Szenen, sowie einem gekonnten Verwirrspiel, das es immer unmöglicher macht, zwischen Realität und Wahnvorstellung zu unterscheiden. Sehr nah an der Romanvorlage, sogar mit einem besseren Schlusssatz, finde ich. Daumen hoch.
Legion: God’s Army meets Dogma meets Terminator meets Zombie meets Fürsten der Dunkelheit … Nett daran ist, dass ein abgewracktes Diner (heißt nicht zufällig wie das berühmteste Gedicht des großen John Milton „Paradise Lost“) im Nirgendwo der Mojave-Wüste Austragungsort der Apokalypse ist, und dass das Grauen tagsüber ebenso stattfindet wie nachts. Nette Gruseleffekte, zumindest für junge Mädels, die kreischend neben mir saßen, vor allem, wenn die zarten unschuldigen Kinderchen zu Zombies mutierten. Der Film hat von allem ein bisschen was, aber leider von nichts das Richtige. Sagen wir höflich, dass es sich nur um die Exposition für Teil 2 handelt, in dem richtig aufgefahren wird. Sagen wir ehrlich: Da fehlt die Story, und was davon vorhanden ist, strotzt vor Bugs. Das wäre alles noch gut tragbar, wenn der Held nicht so eine Pfeife wäre, dem fehlt einfach alles, sogar der Witz oder wenigstens Schlagfertigkeit, die kleine Drachenzähmer drauf haben (siehe unten). Dennis Quaid allerdings gebührt die wirklich gelungene Schlusspointe. Knapp unter Durchschnitt und kein Verlust, wenn man sich stattdessen lieber nochmal God’s Army (natürlich nur Teil 1 mit Viggo Mortensen als grandioser Teufel!) reinzieht.
Drachenzähmen leicht gemacht: Jaaaaa, ich will auch einen! Der Nachtschatten ist eindeutig eine Mischung aus meinem schwarzen Mops und meinem schwarzen Kater. Irgendwie ein bisschen Wickie und doch wieder nicht, was die Phantasie mit den Drachen und ihre skurrilen Bezeichnungen betrifft, fühle ich mich ein wenig an Harry Potter 1+2 erinnert; ein Film voller Witz und Charme, genau das Richtige für große Kinder, die über eineinhalb Stunden dem Eskapismus frönen wollen. Großartige Musik. Die Drachenritte haben’s in sich (besser als in Avatar), und das Monster ist das Beste aller Zeiten. Daumen hoch, das erste absolute Highlight des Jahres! Schlusszitat des echt coolen jungen Helden: „Was hier wächst ist zäh und ohne Geschmack. Das gilt vor allem für die Leute.“
April
Dieser Monat ist mau. Cop-Filme ohne Ende, Liebesfilme für Mädels. Einen nachträglich geldgierig auf 3D getrimmten 2D-Film wie „Kampf der Titanen“ brauche ich nicht, erst recht nicht bei einem Remake mit fehlender Storyline. Auf DVD nachholen muss ich das oscarprämierte „Hurt Locker“, lief leider bei uns nicht im Kino; dafür aber das kreuzlangweilige „Blind Side“, bei dem ich schon beim Trailer eingeschlafen bin, und um Gottes Willen, wer hat dieser Frau Blond verpasst? Ein Nachtblinder?
Dorian Gray: Guter Durchschnitt wegen der schönen Aufnahmen. Ben Barnes fehlt zu seiner perfekten, anmutigen Schönheit (den kann man wirklich bis ins Detail in der Nahaufnahme sehen, und er ist immer noch makellos) leider Charisma, aber er gibt sich redliche Mühe und liefert eine sehr ordentliche Leistung ab. Da ist mehr als nur der Prinz von Narnia drin. Eine Orientierung an dem Schwarzweiß-Klassiker kann man nicht absprechen. Erotisch und sinnlich, doch im Gegenzug zu wenig Grausamkeit und Abgründe der menschlichen Seele. Interessant auch, dass abgesehen von Gray und den Nobelhuren nur normale bis hässliche Menschen zu sehen waren. Der Film war besser, als ich angenommen hatte – der letzte Kick, die Tiefe, fehlt aber trotzdem, da konnte auch der wie immer hervorragende Colin Firth nichts mehr retten. Die Schlussszene kann man schlicht nur dämlich nennen.
Precious: Wow, was ein Film, wie positiv trotz der Tragödie, wie viel Mut und Standfestigkeit – was für ein Charakter! Einmal (bis dahin war ich standfest) waren Taschentücher vonnöten. Warum die Hauptdarstellerin keinen Oscar gekriegt hat, wird ewig ein Rätsel bleiben. Großartig!
Mai
vincent will meer: Drei psychisch Kranke machen sich auf den Weg, um einfach nur weg zu sein. Der eine hat Tourette, weswegen sein Vater ihn in die Klinik steckt, der andere ist Neurotiker, die dritte im Bunde ist Anorektikerin. Weil sie einfach abhauen, das Auto der Ärztin klauen und der Vater, ein Politiker, Angst vor einem Skandal hat, nehmen diese beiden die Verfolgung auf. So sind alle Fünf immer irgendwie unterwegs, manchmal auf dem richtigen, manchmal auf dem falschen Weg, und machen nahezu alle eine erstaunliche Entwicklung durch, die ihnen hilft, das Leben besser zu verstehen. Der Film zeigt teils grandiose Aufnahmen bei gut eingesetzter Musik und besticht durch seine durchwegs sympathischen Schauspieler, die sehr viel Spaß an ihrer Arbeit haben. Das Ende ist sehr konsequent und überzeugend. Witzig, berührend, mit gepfefferten Dialogen und Tiefgang. Ein richtig schöner (Top-)Film aus deutschen Landen und ein Highlight des Kinojahres. Daumen hoch!
Kick-Ass: „Ey, Mann: Wenn ich ’ne Tarantino-Hommage machen wollte, welches Thema sollte ich wählen?“
„Da bleibt dir nur eines, Mann.“ Und herausgekommen ist eine schräge, schrille und skurrile Verscheißerung sämtlicher Superheldencomics und -filme, jedoch respektvoll. Der Herr Reschissör weiß jedenfalls, woran er sich da gewagt hat, und kennt seine „Cassandra-Batgirl“ als modernste Einblendung (Hitgirl ist die coolste Superheldin der letzten 15 Jahre, Kick-Ass allerdings der mutigste ever!), und dann zurück in der Zeit so viele weitere Helden. Und dazu kommen noch eine Menge weiterer Äkschnfilme wie Matrix und Equilibrium, man kann sie gar nicht alle aufzählen. Ähnlich wie bei Tarantino spielen die Komposition von Bild und Ton eine sehr wichtige Rolle; die Musik ist nicht einfach eine geile Untermalung, sondern erzählt aus dem Off, was gerade passiert. Nicolas Cage trägt dazu das schlechteste Batman-Kostüm aller Zeiten samt Schnauzer: Jawoll, so geht das! Ein absolutes Highlight des Jahres!
Iron Man 2: Schwächer als Teil 1, aber der Dreh ist dennoch gelungen, sodass es kein müder Abklatsch ist. Ein herrliches, Material verschleißendes Kintopp-Vergnügen, und allein wegen der gewaltigen Präsenz von Mickey Rourke, die jede Leinwand sprengt, unbedingt anschauenswert. Neben ihm verblasst sogar Downey jr zum Beistelltisch. Sehr ansehenswert: Scarlett Johansson als Black Widow, aber leider viel zu dürr: Gwyneth Paltrow. Vermisst habe ich die Titelmelodie. Überdurchschnittlich gute Unterhaltung, Daumen hoch und auf zu Teil 3!
Prince of Persia: Feines, anspruchsloses Popcorn-Kino für einen verregneten, kalten, deprimierenden FrühlingSommer! Ein fabelhafter Abenteuer-Märchen-Film wie weiland die Sindbad-Filme, vor prachtvoller Kulisse, mit prachtvollen (Landschafts-)Aufnahmen, Charme, Witz und Esprit, mit einem atemberaubenden Tempo, das trotz der Überlänge auch nicht für eine Sekunde nachlässt, Action, Spannung und jeder Menge Magie aus 1001 Nacht. Die Verfilmung des beliebtesten Computerspiels ist vollauf gelungen, dazu Daumen hoch und warten auf den Winter für die DVD, damit einem richtig warm ums Herz wird. Zeit für Helden!
Juni
Mauer Monat, nix von Interesse. Splice? Robin Hood? Freddy Krueger? Och nee, hatten wir doch alles schon. Freuen wir uns auf Juli …
Juli
Shrek 4 – Für immer Shrek: Hier nun also das große Finale, und entsprechend anrührend ist es auch geworden. Eine Zusammenfassung der vorherigen Teile, liebenswürdig und mit eher leisem Witz. Was wäre, wenn man für einen Tag mal so richtig „man selbst“ sein kann? Funktioniert das „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“? Gibt es Tage, an denen man einfach alles bereut? Und wie wäre es, wenn jemand genau so einen Tag zum Ausgleich anbieten kann? Der Preis ist hoch, aber, hey – Shrek wäre nicht Shrek, wenn er diese Herausforderung nicht auch noch meistern könnte. Und Fiona ist nach wie vor die coolste und toughste Prinzessin aller Zeiten! Natürlich geht es nicht ohne 3D, um abzuzocken, allerdings ist die Technik hier hervorragend. Überflüssig, aber ausgezeichnet. Daumen hoch!
Moon: Großes, stilles Kino von Duncan Jones, dem Sohn von David Bowie. Mit wenigen Mitteln und ganz ohne Action wird eine unglaubliche Spannung erzeugt, obwohl es nur einen einzigen Darsteller gibt. Die Herausforderung an Sam Rockwell ist enorm, denn er muss ganz allein Dialoge spielen. Eine männliche KI mit Namen „Gerty“ – das ist witzig. Ein mitreißendes psychologisches Drama, dessen Spannung sich bis zum Schluss aufbaut, der durch seine Beiläufigkeit aus dem Off äußerst gelungen ist. Ein ungewöhnlicher, anspruchsvoller Science Fiction-Film, der nicht zu Unrecht als Ausnahmefilm gelobt wird. Warum er so lange auf einen Verleih warten musste und dann nur in Programmkinos läuft, ist in gewisser Weise nachvollziehbar, aber sehr schade. Dieser Film wird in wenigen Jahren Kult sein und vielleicht eine Renaissance erleben, es wäre ihm zu wünschen. Der beste SF-Film der letzten 5 Jahre und ein Highlight dieses Kinojahres!
Predators: Och nee, Leute, das könnt ihr doch besser. Und zwar alle, einschließlich der Schauspieler. Das war langweilig, doof, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Daumen runter und lieber nochmal das Original mit Arnie anschauen.
August
Inception: Sehnsüchtig erwartet – und der Film hält, was der Trailer verspricht. Sensationelle, atemberaubende Visualität, höchst anspruchsvoll (ich muss ihn mir noch mindestens einmal anschauen, um alles mitzubekommen und zu verstehen), atemloses Tempo und Spannung bis zum Schluss. Der bisher beste Film des Jahres, mit einem wie immer brillierenden Leonardo diCaprio. Die Musikart erinnert ein wenig an Shutter Island (aber hallo, welches Thema, es gibt nur eines: „Non, je ne regrette rien!“), ebenso das Psychologische – aber es passt alles, mit sehr interessanten Grundgedanken über Traum und Wirklichkeit. Daumen hoch und: Anschauen! Aber vorsicht – keine leichte Kost!
Salt: Vor Betrachten Gehirn bitte abschalten! Die kaum vorhandene Story ist hanebüchen, strotzt vor Logikbugs und ist zu 100% vorhersehbar. Insofern war keine Spannung gegeben. Aber Angelina „Statham“ Jolie in durchgehend rasanter Action als überzeugende Superheldin/schurkin zu begleiten, hat vergnügliche und unbeschwerte eineinhalb Kinostunden beschert.
Die Legende von Aang/The Last Airbender: Ein Kinderfilm, der aber auch Erwachsene zu unterhalten weiß, wenn man mystische Martial Arts und indische Filme und Games mag. Er hat von allem etwas, ohne zu überbordend zu werden, und beschert eine vergnügliche Kinozeit. Natürlich ist es erst der 1. von 3 Teilen, aber ich will wissen, wie es weitergeht, und bin gespannt auf Teil 2. Die Dampfboote des Feuervolkes sind sehr cool. In jedem Fall ist die Storyline samt Ausführung besser als das unsägliche brachialchristliche Narnia (vor allem, was den grauenvollen zweiten Teil betrifft).
The Expendables: Also für Verbrauchsmaterial halte ich diese „schweren Jungs“ nicht! Ganz im Gegenteil. So viel gelungene testosterongeballte Action hat man schon lange nicht mehr gesehen. Die Geschichte ist simpel, aber dafür auch ohne Bugs, insofern sehr angenehm – und ehrlich gesagt erwarte ich von einem solchen Film auch genau das -, man kann sich voll auf das rasante Geschehen konzentrieren. So hätte auch Predators sein können! Witzige, spritzige Dialoge, gute Charakterisierungen, aber, Achtung, nichts für zartbesaitete Gemüter! Echte Kerle und ein echt tolles Ende: Daumen hoch!
Oktober
„The Road“ läuft natürlich nicht bei uns, die anderen Filme, die ich gern gesehen hätte, wie „The American“, „The Social Network“ und „The Town“ schon wieder nicht mehr. So viel zu Cineplexx, vor allem aber auch den Memminger Kinogängern. So bleibt nur
Duell der Magier: Der dritte Jungens-Magie-Weltretterfilm in diesem Jahr, und der hat wirklich Spaß gemacht. Nimmt sich selbst nicht ernst, mit launigen Hauptdarstellern, der „guten Jedi/Padawan“ und der „bösen Sith-Meister und Schüler“-Konstellation; das böse Pärchen ist mindestens ebenso lustig und erheiternd (und dem wünscht man nichts Böses!); hauptsächlich wird Star Wars durch den Kakao gezogen, aber auch sämtliche andere Register gezogen. Man schreckt nicht einmal vor dem „Zauberlehrling“ mit Originalmusik zurück. Witzige Dialoge. Nur zwei Dinge waren störend – das Merlin und Morgana-Thema (aber das kommt eh nur am Anfang und am Ende vor) und das aufdringliche Massen-Product Placement, anscheinend haben die Produzenten zu wenig Geld vorgeschossen …
Ich – einfach unverbesserlich: Gru will den Mond klauen, bekommt aber Konkurrenz, und deshalb braucht er sofort drei Waisenmädels, die der Konkurrenz die Kekse verkaufen, die sie liebt. Dazu hat Gru noch eine nörgelige Mama, einen Wissenschaftler für alles, und in Wirklichkeit ist er gar nicht der größte (und schon gar nicht böseste) Gauner der Welt, weil er nicht die Pyramide von Gizeh klauen konnte und weil kein Böser so lustige Minions haben kann. Und die drei quirligen kleinen Mädels sprengen sowieso ganz schnell den Panzer um Grus butterweiches Herz. (Der Wissenschaftler erinnert sehr an Frys Nachfahre in Futurama.) Zwei Daumen hoch für diesen lustigen, witzigen, unterhaltsamen Film! Und die Minions sind natürlich umwerfend. Mehr davon!
Die Legende der Wächter: Jaja, Eulen als Hauptdarsteller, will keiner sehen: ich schon, weil Fliegen toll ist und ich liebe Greifvögel über alles. Und in 3D, da bin ich jetzt ausnahmsweise mal begeistert, erst recht! Für mich der schönste (wohlgemerkt: nicht beste!) Film des Jahres. Grandiose Aufnahmen, wunderschöne Vögel und Landschaften (auch die garstigen), Tempo und optischer Tiefgang (also ob man mittendrin wäre), spannend, heroisch, pathetisch – jep, so muss märchenhafte Fantasy sein, auch wenn es der 1000. Aufguss derselben Story ist: in so einer Verpackung kann ich davon nicht genug kriegen! Ein Fest fürs Auge, 90 Minuten garantierter Eskapismus!
November
R.E.D.: Großartige Besetzung, großartiger Spaß. Zum Inhalt gibt es nichts zu sagen (siehe die anderen Actionfilme oben), aber auf den kommt es auch nicht an. Coole Rentner, Comic pur in laufenden Bildern – so mag ich das! Auf ein Wiedersehen in Teil 2!
Unstoppable: Eine Synopsis wahrer Begebenheiten, was so alles im Zugalltag passieren kann. Hier: Schlampige, lustlose Mitarbeiter, die ihren Job zu leicht nehmen, und so eine Verkettung unglücklicher Umstände auslösen. Und so rast ein führerloser Zug mit 21 Waggons und hochexplosiver Ladung mit 70 km/h durch Pennsylvania. Die Grundlage für diese Story ist sicherlich „Vorfall CSX 8888“ von 2001. Ohne unnötiges Drumherum und Ablenkung konzentriert sich der Film 90 Minuten lang nur auf den Zug. Und das ist voll gelungen, atemlos und mitreißend.
Stichtag: Kommt nicht an The Hangover heran, ist aber dennoch abgedreht und schräg, und die beiden Hauptdarsteller inkl. masturbierendem Hund machen ihre Sache gut. Fröhliche Abendunterhaltung.
Harry Potter 7.1: Leider hat der Film nicht einmal meine geringen Erwartungen erfüllt. Gewiss, es ist schwierig, ein grottenschlechtes Buch gut umzusetzen, doch hier hätte ganz dringend ein Script Doctor ans Werk gehen müssen. Anstatt die Protagonisten auf unnötigen Längen sinn- und planlos durch die Gegend streifen zu lassen, wäre es notwendig gewesen, Erklärungen und Hintergründe aus dem Buch zu bringen, um der dünnen Handlung wenigstens ein bisschen Tiefgang zu verleihen. Es gibt ein paar schöne Szenen, da darf ich nicht ungerecht sein, der Anfang ist gut gemacht, zwischendrin gibt es ein bisschen Stimmung, und das Scherenschnitttheater zur Visualisierung der Geschichte der Drei Brüder ist schlichtweg genial. Aber das reißt es nicht raus. Wer das Buch nicht gelesen hat, wird den Film kaum verstehen. Wenig Tempo, uninspiriert, mit Charakteren, die auf ihre Grundeigenschaften reduziert werden (Hermine kann gut recherchieren und am besten zaubern, Harry zickt, Ron der Gefühlsbetonte) und leider nicht wie 17, sondern wie 21 aussehen. Und alles ist nur noch düster, doch das Dauerdrama hat mich kalt gelassen. Ich habe die Leichtfüßigkeit, den Optimismus und den Mut, die Liebenswürdigkeit vermisst. Diese Rezension spricht mir voll aus der Seele. Fanfilm für Insider.
Machete: Dieses Jahr gibt es jede Menge muskelstrotzendes Testosteron, und damit darf dieser Film natürlich nicht fehlen, auch wenn der Hauptdarsteller so aussieht wie ein 130jähriger Charles Bronson, der gerade Vollgas gegen einen Laternenmast gefahren ist. Bei dem Staraufgebot und den vielen hübschen, teils unbekleideten Frauen, kann eigentlich nichts schiefgehen – und das tut es auch nicht. Bei Robert „From Dusk till Dawn“ Rodriguez weiß man, was einen erwartet, und wird nicht enttäuscht. Seine unverkennbare Handschrift aus El Mariachi, Desperado und dem Vorgenannten hat sich konsequent weiterentwickelt. Er hat alles hineingepackt, was nur möglich war, inkl. Parodien wie z.B. auf „Emergency Room“ in der Muppet-Version. Das Wichtigste: Bei allem Krawall und überdrehter Satire wird das politische Thema nie aus den Augen verloren. Der zynischste, brutalste, überzogenste, lustigste und damit beste Action-Massaker-Film des Jahres.
Dezember
Rapunzel: Genau der richtige Weihnachtsfilm, Disney weiß halt, wie es geht. Diesmal (der Frosch letztes Jahr war Zeichentrick) in CGI und 3D – ich frage mich immer noch, wozu 3D gut sein soll, aber bitte – und sehenswert. Lustig, liebenswert, mit leisen Tönen dazwischen. Die richtige Mischung zur richtigen Zeit. Das Pferd erinnert an meinen Touch – der darf den Film nie sehen.
Megamind: In 2D – ja, endlich einmal hatten wir die Wahl, und es zeigt sich, dass diese Dimension völlig ausreicht. Der Film war lustig, hintergründig und hatte interessante Wendungen, ein richtiges Weihnachts-Vergnügen für einen spaßigen Nachmittag. Wer kann diesem blauen Riesenkopf schon böse sein.