Deadwood (Pete Dexter)

Ich habe vor Jahren die unglaublich gute Serie auf DVD gesehen; als Western-Fan konnte ich mir das nicht entgehen lassen. Wobei die Serie gar nichts mit einem Western gemein hat, sondern schlicht und ergreifend eine Geschichte, basierend auf historischen Begebenheiten, mit unglaublicher Intensität erzählt hat. Glücklicherweise wurde die rüde Sprache, wie sie sicher gewesen ist, auch in der deutschen Synchro beibehalten.
Der Roman Deadwood hat mit der Serie nichts gemein, und er erschien bereits 1986, wurde aber jetzt erst in Lizenz bei uns herausgebracht. Warum erst und gerade jetzt weiß ich nicht, doch ich habe sofort zugegriffen. Und wurde nicht enttäuscht. Mit gestochener Klarheit, exakt platzierten Worten und beißendem Humor stellt Pete Dexter (wenn der Name kein Pseudonym ist, kann er nicht passender sein) die Goldgräberstadt vor, die heute noch existiert. Calamity Jane, Wild Bill Hickok, Seth Bullock, Charlie Utter – sie alle waren damals dort und haben ihr Schicksal gefunden. Hickock wurde hinterrücks beim Kartenspiel erschossen, und die Stadt, in der er sich niederlassen wollte, wurde von Epidemien und Feuersbrünsten heimgesucht. Die Menschen damals waren hart und rücksichtslos bis grausam, Gewalttätigkeit war etwas ganz Normales, und Frauen waren nur eine Ware, die man nach Belieben schlagen oder töten konnte, ob sie nun verheiratet waren oder nicht. Einige der damaligen Recherchen sind heutzutage überholt, beispielsweise die Annahme, dass Al Swearingen von einem Zug überfahren wurde. Aber das spielt keine Rolle. Das Buch zu lesen ist durch seine Schonungslosigkeit verstörend und faszinierend zugleich, und in jedem Fall kann man froh sein, nicht zu der damaligen Zeit dort gelebt zu haben. Außergewöhnlich durch seine Thematik und außergewöhnlich gut.

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