Gelesene Comics 2012/1

Joshua & Jonathan Luna: Das Schwert (Band 1-4)
Eine aufwendige Geschichte vor griechischem mythischem Hintergrund, eine Reise durch die Jahrtausende mit Handlungseinstieg in der Gegenwart. Protagonistin ist die gelähmte Dara Brighton, deren Familie vor ihren Augen umgebracht wird. Es geht um „das Schwert“, das alle Wunden heilt und ewige Jugend verleiht. Dara, ebenfalls dem Tode geweiht, findet das Schwert, nimmt das Erbe an, und der Kampf gegen Unsterbliche Götterwesen beginnt. Die Zeichnungen sind sehr gut, wenngleich die Figuren recht statisch und gleichförmig gezeichnet. Nix für empfindsame Gemüter, die kein Blut sehen können, Mischung aus Thriller und mystischer Quest. Temporeich, Action, Spannung und jede Menge Hintergrund bis zum Schluss auf hohem Niveau. Sehr empfehlenswert.
Jean Dufaux, Hugues Labiano: Dixie Road
Die USA in den 30er Jahren. Zusammen mit der pubertierenden Dixie reisen wir durch die Südstaaten während der Großen Depression und erleben authentisch Armut, Gewalt, Korruption und Unterdrückung mit. Sorgfältig recherchiertes Doku-Epos, bedingt durch die Realitätsnähe geht es einigemale ziemlich an die Nieren. Hervorragend in Szene gesetzt und pointiert erzählt. Sehr empfehlenswert.
Sylvain Runberg, Juzhen: Konungar (Band 1, Serie noch nicht abgeschlossen)
Eine spannende Wikinger-Saga mit mystischen Elementen – ein opulentes Feuerwerk an großartigen Bildern, eine Geschichte um Macht und Intrigen und mystische Mächte. Die Zentauren – boah. Solche hat man noch nicht gesehen! Frohe Erwartung auf Band 2.
Ange, Démarez: Maries Drachen (Band 1-3) (Serie noch nicht abgeschlossen)
Mittelalterliches/klerikales Fantasy-Epos, schön bebildert. Es geht nicht um klassische Drachen, sondern um etwas, das aus der Paralleldimension herüber möchte, „das Tier“. Und noch mehr, was wir erst nach und nach erfahren werden. Ich bin gespannt auf die Auflösung. Empfehlenswert.
Christophe Bec, Richard Marazano: Absolut Zero (Band 1-3)
SF – Carpenter’s „Ding“ auf französisch. Die Story ist damit auch schon erschöpft, die Ausführung chaotisch, wirr, unlogisch und völliger Mumpitz. Das wird konsequent durchgezogen bis zum dämlichen Schluss. Daumen runter.
Christophe Arleston, Paul Glaudel: Die Meister-Kartographen (Reihe)
Doppelband, in sich abgeschlossene Geschichten. Ein ganzer Planet ist eine einzige mittelalterliche Stadt. Die „Friedlichen Sapientisten“ planen die große Machtübernahme, ihre Gegenspieler sind die „Kartographen“, die neben den Sapientisten als Einzige den Überblick über die Welt haben. Ganz nett, aber grauenvoll gezeichnet. Das Niveau sinkt von Band zu Band. Was für zwischendurch.
Gallié, Andreae: Die Bruderschaft der Krabbe (1-3)
Krebskranke Kinder (die die „Krabbe“ in sich haben) geraten „nach nebenan“ und stellen fest, dass sie einer Verschwörung auf der Spur sind. Es stellt sich aber dann alles als Delirium heraus und später sind alle Ärzte. (Hä?) Der zweite Band ist wegen der skurrilen Reise ganz nett, ansonsten eine überflüssige Krankheitsbewältigungsgeschichte.
Smolderen, Marini: Gipsy (Reihe)
Die nördliche Halbkugel ist im Eis versunken, auf der südlichen verrecken die Leute an der durch das Ozonloch ungebremsten UV-Strahlung. Moderne Beförderung wurde eingestellt, es existiert nur noch eine einzige „gigantische“ (-> nur 6 Spuren, harhar) Autobahn, die die halbe Welt durchzieht, und auf der alle Güter in (kleinen) LKW transportiert werden. Hierbei ist natürlich ein Unternehmen vorrangig, das die Konkurrenz alle machen will, und der Roma-Zigeuner, genannt „Gipsy“, macht ihnen das Leben schwer. „Road Movie“ in Nicolas-Cage-Manier. In alter Tradition gezeichnet und erzählt. Warum ich mich gut unterhalten fühle, weiß ich nicht, aber ich lege mir einen Band nach dem anderen zu.
Mark Millar, Steve McNiven: Nemesis
Nemesis ist DER Superschurke, gegen den alle anderen, selbst der Joker, alt aussehen. Massenmordend (dürfte so an die Million gehen) zieht er durch die Welt, um den besten Cops zu beweisen, dass sie alle nur Stümper sind. Eine Gewaltorgie in Superheldenundschurkenmanier mit einem überraschenden Ende. Yeah!
Valerian & Veronique, Gesamtausgabe: Die Sammlung ist natürlich reine Sentimentalität, denn die Zeichnungen sind nicht gut und die Stories z.T. haarsträubend. Nostalgisches Flair. Hat aber trotzdem was.
Delaby, Dufaux: Ritter des verlorenen Landes (Serie nicht abgeschlossen)
Wieder ein Ritter-Fantasy-Epos mehr mit keltischen Mythen, sehr schöne Bilder. Der erste Band ist ziemlich mau, der zweite dafür umso besser, um nicht zu sagen, klasse. Mal sehen, wie es sich entwickelt.
Mark Millar und Steve McNiven: Wolverine – Old Man Logan
Absolut gar nix für empfindsame Gemüter, hier rollen die Köpfe und spritzt das Blut fast noch mehr als bei Nemesis. 50 Jahre nach dem Tod der Superhelden, Wolverine hat als einziger überlebt (tragisch), haben die Superschurken bzw. deren Nachfahren die USA unter sich aufgeteilt und führen Diktaturen. Der gealterte Logan hat sich aufs Land zurückgezogen und eine Familie gegründet und sich der Tyrannei der Hulks ergeben. Bis ein alter Freund auftaucht und die Grauen der Vergangenheit weckt, die dummen Superschurken ihn nicht in Ruhe lassen, sodass Logan auf einen beispiellosen Rachefeldzug geht … Klasse. Brutal, aber klasse.
Felix Mertikat und Benjamin Schreuder: Steam Noir – Das Kupferherz Band 1
Comic aus deutschen Landen. Die Zeichnungen sind abgesehen von kleineren Ausrutschern recht gut, das Setting mit dem zerknallten Planeten, dessen Schollen durch einen Äther treiben, gefällt mir gut. Es gibt Maschinenwesen und Roboter, und es gibt Kontakt zu einer Scholle toter Seelen, die sich immer wieder in die Welt der Lebenden verirren und dort beträchtlichen Schaden anrichten. Mystik verbunden mit einem Kriminalfall im Dampfmaschinenmilieu, gefällt mir.
Alan Moore, Jacen Burrows: Neonomicon
Och nö. Alan Moore reduziert den Cthulhu-Mythos auf Sex, der daherkommt wie spießige verklemmte Altherrenfantasien à la Heinlein. Verpackt in eine Serienmordgeschichte, deren Ursache und Grund sowieso nicht aufgelöst wird, mit einer mehr als dünnen Klischee-Story und überaus langweiligen und aufgrund des Ambientes sehr kühl daherkommenden Sexszenen, die mehr ver- als enthüllen und absolut harmlos sind. Eine angebliche Nymphomanin als Protagonistin, die aber äußerst prüde ist. Daumen sowas von runter.
Felix Mertikat, Benjamin Schreuder: Jakob
Eine kleine Bildergeschichte über einen neunjährigen Jungen, der seine Mutter verliert. Weil ihm niemand erklärt, dass sie gestorben, sondern „gegangen“ ist, macht er sich auf die Suche nach ihr. Ich würde gern sagen, eine bittersüße Geschichte, aber das ist sie nicht, denn sie hört leider sehr traurig auf. Ich hätte mir für den kleinen Jakob ein glücklicheres Ende gewünscht. Eine kleine Mär über Verlust und Einsamkeit, hervorragend in Szene gesetzt.
Stephen King, The Stand: Hervorragend umgesetzte Graphic Novel des Klassikers.
Sylvain Cordurié, Leo Pilipovic, Ravermoon 01 (noch nicht abgeschlossen)
Medieval Fantasy mit Rittertum und viel Magie. Ravermoon ist die Schwester eines Magiers, der Mitglied einer Gilde der Zeitformer ist, kann vor allem mit dem Schwert umgehen. Die Stadt wird von einer fremden Macht bedroht, die anscheinend pflanzlicher Art ist. Gut gemacht und sehr unterhaltsam.
Alex Alice, Siegfried I-III: Dazu habe ich mich hier schon euphorisch geäußert.
Arleston & Vatine, Lanfeust von Troy, Cixis Geheimnis 1+2 (noch nicht abgeschlossen)
Der Dreiteiler spielt in der Zeit der Hauptserie, wo Cixis Aufenthalt in Eckmühl nicht thematisiert wird. Das Dazwischen wäre also durchaus interessant, ist aber selten dumm und langweilig erzählt. Eigentlich gehts nur um dauernackte Weiber, Zickenkrieg und Sex hinterm Vorhang. Und gut gezeichnet ist es auch nicht. Der dritte Teil kann nicht besser werden. Daumen runter.
Bendis/Oeming, Powers 1 – wer ermordete Retro Girl?
Es gibt sie, die Menschen mit „Kräften“. Sie tun Gutes, aber es gibt auch Schurken. Es ist eine Cop-Geschichte, aber auch eine, was es bedeutet, ein (Super-)Held zu sein. Die Geschichte ist toll und eindringlich und stammt aus den 2000ern. Die Zeichnungen sind typisch 80er und nicht mein Ding, ebenso wenig der Erzählstil mit den teils eine ganze Seite langen immer gleichen Bildern, in denen lediglich die Texte und vielleicht einmal eine Augenbewegung variieren. Das war damals mal ganz nett, aber heutzutage nervt das wie die Wackelkamera, vor allem ist es in der Geschichte inflationär, wodurch sie sehr statisch wird und erheblich an Tempo verliert. Bedingt durch die teils allzu gewöhnlichen Dialoge streckt sich die Geschichte unnötig. Empfehlenswert.
Mark Millar/Leinil Yu, Superior
Hier haben wir ebenfalls eine Was-wäre-Wenn-Geschichte, allerdings auf quasi-religiöse Weise interpretiert, indem ein Mensch seine Seele an den Teufel verkauft. Der 12-jährige Simon, ein Sport-Ass, wurde schlagartig von MS überfallen, sitzt im Rollstuhl und ist auf einem Auge blind. Da kommt ein Space-Affe (sic!) und verwandelt ihn in den Superhelden Superior. Simon tut fortan eine Menge Gutes, doch das hat seinen Preis, und am Ende muss er sich entscheiden. Schön erzählt, schön bebildert.
John Arcudi/Peter Snejbjerg, A god somewhere
Eine weitere Geschichte, die sich darum dreht, was aus einem wird, wenn er plötzlich Superkräfte erhält. Na ja. Angeblich soll ja die Geschichte aus der Sicht der drei Menschen erzählt werden, die den Freund, Bruder und Schwager in ihrer Mitte als Superhelden erleben. Die Geschichte springt aber ständig hin und her zwischen Vergangenheit und Gegenwart, manchmal arg verwirrend, weil die Zeitsprünge nicht chronologisch sind. Dadurch kommt viel Unruhe bis Stockung in den Fluss.
Und leider findet hier gar keine Entwicklung statt. Eric, der beste weiße Freund des schwarzen Sam (aus dessen ausschließlicher Warte wir die Geschichte erleben), zeigt sich von Anfang an extrem gewalttätig und egozentrisch und verhält sich auch als Gott nicht anders, der die Menschen hasst. Sam ist hoffnungslos verliebt in Alma, die Frau von Erics Bruder. Und das war’s auch schon. Am Ende ist Sam immer noch hoffnungslos verliebt, das Leben von Alma und Erics Bruder ist sinnlos zerstört, und Eric hat eine Atombombe auf sich fallen lassen. Warum, erschließt sich mir nicht, ebensowenig seine blinde Grausamkeit und Zerstörungswut. Er ist zu keinem Zeitpunkt einsichtig oder gewinnt irgendeine Erkenntnis (also eine, die auf Verstand schließen lässt). Er ist keine tragische, sondern eine von Anfang an äußerst unsympathische egomanische Figur, die sich als gewissenloser Massenmörder darstellt. Umso weniger glaubhaft, dass er sich dann umbringt. Daumen runter.
Shovel, Zwerg 1: Wyrimir
Der Titel ist irreführend, denn diese Sau kommt auf ca. 3 Seiten vor, und was es mit ihr auf sich hat, keine Ahnung.
Da gibt es also die sehr kleinen Zwerge und ihre Todfeinde, die Sylphen (halbnackerte Weiber, menschengroß), und einen Zwergenhäuptling, der alle Zwergenjungs mit einem besonderen Mal zum Tode verurteilt. Unser Protagonist hat so ein Mal (das man übrigens nie sieht), wird versteckt und macht sich dann auf die Suche nach dem Hintergrund dieses Fluchs. 1000x gelesen, ohne dass es hier zu irgendeiner originellen Handlung oder Spannung kommt. Der Protagonist sieht doof aus und besitzt überhaupt nichts Liebenswertes, wodurch er unsympathisch wirkt und man null Interesse hat, seinen Abenteuern zu folgen. Aber er versteht die Sprache der Tiere und damit wissen wir schon, dass er der Auserwählte ist. Gähn. Schnarch.
Sillage 13 – Kontrolliertes Schleudern
Cannonball im Weltraum – Nävis nimmt daran teil, um heimlich Kontakt mit Wehweh aufzunehmen, der ihr in der Vergangenheit eine Menge verschwiegen hat. Obwohl Wehweh seine Zuneigung und Loyalität beteuert, bricht Nävis endgültig mit ihm. Das Spiel um Intrigen geht weiter und wird umso stärker intensiviert. Eine spannende neue Storyline beginnt hier mit jeder Menge Cliffhangern, denn wir erfahren unter anderem, dass es noch einen Menschen gibt, der genauso ist wie Nävis …
Nachdem ich schon leichte Durchhängereindrücke hatte, nimmt die Geschichte jetzt wieder richtig Fahrt auf und ich erwarte hippelig Band 14 um die attraktive und kompetente Heldin, die man stets als Frisurenträgerin und Anhaberin respektieren kann. Eine der besten (SF-)Serien, die fast durchgängig das hohe (auch zeichnerische) Niveau hält.
Marc Guggenheim/Alex Maleev, Stephen King’s N
Eine Storyline, die nicht sonderlich aufregend ist, weil in lovecraftscher Tradition und damit vorhersehbar. Aber toll in Szene gesetzt und gruslig.
Bill Willingham, Fables(hier: 16+17)
In Band 16 endet die 2. Storyline der Serie mit Mr. Dark, und in Band 17 werden die neuen Fäden geknüpft, auch der Adversary ist wieder eifrig am Ränkeschmieden. Man möchte das Schicksal der Märchenwesen auch weiterhin verfolgen.
Das Einhorn 4, Der Tag der Taufe Historie/SteamPunk/SF
Der Abschluss der Serie kann mich genausowenig überzeugen wie die 3 Bände davor. Keine Ahnung, worum es geht. Um irgendwelche Beziehungen zwischen verschiedenen Arten, Krankheiten, Körperflüssigkeiten und dass eine Intrige nicht klappt. Oder doch. Oder wie.
Golden City 1, Strandpiraten
Also, da gibt’s die arme Landbevölkerung, und die Reichen befinden sich alle in einer Superstadt auf dem Meer. Kids, die ihr Überleben mit Treibgutjagen fristen. Und damit füllen wir bis jetzt 9 Bände, aber ohne mich.
Kreuzzug 6, Sybille
Der zweite Band des zweiten Zyklus, in dem es um Gunther von Flandern und seine weiteren Abenteuer geht. Schön in Szene gesetzt, gut erzählt. Intrigen, Kreuzrittertum, Dschinns und Dämonen. Macht Spaß.
Sukkubus 1, Camilla
Warum Camilla ein Sukkubus ist bzw. was in dieser Serie ein Sukkubus sein soll, wird nicht geklärt. Man erzählt seeehr frei eine Variante der französischen Revolution, Intrigen von einem Haufen geiler Weiber, die alle gleich aussehen und daher ununterscheidbar sind – einige von denen sind gut, die anderen böse, und was Camilla darstellt, keine Ahnung – und dann gibts da noch die hässlichen alten Knackermönche, gegen die die geilen Weiber kämpfen. Völlig konfuse Story. Da helfen auch die tollen Graphiken nicht.

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