Hanns Kneifel ist gestorben

In der Nacht vom 7. März ist mein lieber Kollege und unser geschätzter Fabylon-Autor Hanns Kneifel gestorben. Erst wenige Tage vorher kam er völlig überraschend in die Klinik, da es ihm bis zuletzt ausgezeichnet ging, er war noch im Februar voller Tatendrang – und dann ging alles sehr schnell. Ihm war jedoch ein stiller Tod vergönnt, und er konnte friedlich gehen.
Unser Verlag trauert um einen großartigen Autor und eine harmonische, fröhliche, unkomplizierte und konstruktive Zusammenarbeit.
Ich trauere um einen lieben Kollegen; auch wenn wir uns immer nur zu Veranstaltungen und zum Münchner Stammtisch getroffen haben, hatte ich doch das Gefühl, dass wir uns nahestanden, und wir haben uns sehr gemocht. Kennengelernt habe ich Hanns 1993 aus einem anderen traurigen Anlass, Kollege Kurt Mahr war gestorben, und da wir beide aus München waren, machten wir aus, gemeinsam zur Trauerfeier zu fahren. Da begegnete ich diesem inzwischen auch für seine historischen Romane bekannten Autor das erste Mal. Er war groß und stattlich, mit einer enormen Ausstrahlung, und ohne großes Beschnuppern oder Fremdeln haben wir uns auf Anhieb verstanden und die lange Autofahrt mit Gesprächen über die Arbeit, Gott und die Welt verkürzt. Wir waren Freunde vom ersten Moment an, auch wenn unsere Wege sich privat nie kreuzten.
Der nächste einschneidende Moment war der Perry Rhodan-Weltcon 1999. Es ist Samstag Abend gegen 22 Uhr, alle Verpflichtungen für mich sind rum, alle Tische voll belegt mit bereits deutlich angeheiterten Kollegen, und Hanns Kneifel steht an der Bar, offenbar kurz vor mir eingetroffen. Das ist auch mein Weg, um etwas zu ordern. Er sieht mich an: „Whisky?“ Ich: „Whisky“. Er: „Barmann, was hast du?“ – Antwort: „Glenfiddich, 15 Jahre“. „Her mit der Flasche!“ Der Barmann schenkt ein, Hanns starrt auf sein Glas und sagt erschüttert: „Was soll das sein?“ – „Naja, Sie wollten doch …“ – „Ich habe Whisky bestellt, keinen Fingerhut!!!“ Und damit ging’s dahin, zuerst Doppelte, dann Dreifache, beim letzten musste ich dann passen. Wir unterhielten uns blendend bis die Bar schloss und gönnten vergnügt keinem anderen auch nur einen Schluck aus der Flasche. Das ist meine schönste Erinnerung an diese Veranstaltung und auch meine schönste Erinnerung an Hanns. Alles passte. Er war ein hervorragender Erzähler, kannte unzählige Geschichten, hatte einen bissigen Humor und eine bärbeißige Art, und war immer freundlich und aufmerksam, er hörte immer zu und ließ den anderen ausreden. Zusammen mit seiner imposanten Erscheinung war er ein Unikat, ein ganz besonderer Mensch. Ich sagte oft zu ihm: „Du bist für mich wie ein Baumstamm: kraftvoll, knorrig und warm, nichts kann dich umwerfen.“
Auf dem Weltcon 2011 haben wir uns allerdings zurückhaltender gegeben, und leider hatte ich auch nur sehr wenig Zeit, mich mit ihm zu unterhalten. Doch bei den Autogrammstunden saßen wir nebeneinander, und Hanns hat sich unermüdlich mit den Fans ausgetauscht, während er ebenso unermüdlich hunderte und tausende von Autogrammen gab. Eine persönliche Autogrammkarte habe ich mir auch von ihm geben lassen, die mir jetzt eine schöne Erinnerung bleibt.
Hanns war ein ungewöhnlicher Autor mit einem unverwechselbaren Stil, ein sehr disziplinierter und immer fleißiger Arbeiter, der in jedem Bereich als Vorbild diente, und er verstand es, das Leben zu nehmen, war ein Freund guter Genüsse und strahlte stets Optimismus aus.
Zuletzt haben wir uns Weihnachten 2011 auf dem Stammtisch getroffen, und da war er bester Dinge. Im Januar war ich leider verhindert, sodass es bei dieser letzten Begegnung blieb.
Hanns Kneifel wurde 75 Jahre alt.

Das Bild oben zeigt uns bei der Buchvorstellung 2006 in München, im Rahmen des 45. Perry Rhodan-„Geburtstags“festes. Sein historischer Fantasy „Hakonwulf von Thule“ ist soeben als schönes Hardcover bei Fabylon erschienen, und es gibt eine Lesung, Diskussion und Autogrammstunde (nachstehende Bilder).



Leb wohl, lieber Hanns, ich werde dich sehr vermissen.

Nachtrag: Auf der Internetseite der Süddeutschen Zeitung findet sich die Traueranzeige, sowie ein Kondolenzbuch und die Möglichkeit, eine Kerze anzuzünden.

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