Kick-Ass 2

Jawohl: Er hat mir gefallen. Und jawohl: Mir ist auch klar, warum er vielen nicht gefällt. Weil dermaßen viele verschiedene Genres zusammengepackt werden, dass derjenige, der Teenie-Filme liebt, von der Gewalt abgestoßen wird, derjenige, der die Gewalt liebt, bekommt zu viel Tiefgründiges ab, derjenige, der Klamauk und Slapstick liebt, kann mit allem anderen nichts anfangen.
Ich aber schon. Wenn es funktioniert, mag ich solche Filme (und ich bin sowohl Teenie- als auch Slapstick-Film-Hasser), und hier funktioniert es eindeutig. Was haben wir hier? Die Story „danach“, wie man sich bei den meisten Büchern und Filmen fragt, angefangen bei Romeo und Julia, wären sie nicht gestorben: Was wäre aus ihnen geworden?
Damit beschäftigt sich diese Geschichte. Was tun Hit-Girl und Kick-Ass, nachdem alles „vorbei“ war und sie am Ende von Teil 1 in die Normalität zurückgekehrt sind?
Vier Jahre später erfahren wir es. Kick-Ass ist volljährig und hat sein letztes Highschool-Jahr. Er wird bald aufs College gehen. Hit-Girl ist mittendrin auf der High-School, sie ist jetzt 15 und … tja, hat alles vor sich. In den vergangenen vier Jahren ist sie weiter Hit-Girl geblieben, hat trainiert, bis sie doch Zweifel an der Richtigkeit bekommt und ihrem Ziehvater das Versprechen gibt: Sie wird ein „normales“ Mädchen. Also Teenie-Film-umgekehrt: Von der Superheldin zum Loser. Sie versucht sich zu integrieren, stellt fest, es könnte klappen – und muss letztendlich doch scheitern. Auch Kick-Ass stellt ihr die Frage: „Bist das denn wirklich du?“ Jede Seite hat gute Argumente.
Kick-Ass schwankt hin und her zwischen Zweifel und Entscheidung; er hat noch nicht so recht begriffen, dass das Leben kein Comic ist, und schwebt irgendwo im Leerraum.
Worum geht es also? Ums Erwachsenwerden. Seinen Platz im Leben zu finden. Und zu erkennen, dass es nicht so einfach ist, die Träume und Wünsche in das reale Leben einzugliedern. Das zeigt sich daran, als ein ehemaliger Profikiller die „Justice Forever“ ins Leben ruft, ein Team Superhelden, das sich aus den unterschiedlichsten gescheiterten Existenzen zusammensetzt und noch nicht konsequent durchdacht hat, dass Superheldendasein nicht nur aus alten Omis über die Straße helfen besteht. Schon bei der ersten Bewährungsprobe herrscht Erschrecken: „Wie jetzt – sollen wir die etwa wirklich verprügeln?“ Ist also dieses Comicheldenleben überhaupt mit der Wirklichkeit vereinbar? Oder nicht doch Selbstlüge, Eskapismus? Und was ist mit den Super Villains? Wodurch entstehen sie? Hier kommt das Batman-Motiv zum Vorschein: Kick-Ass hat damit angefangen und den Gegenpol dadurch selbst geschaffen. Kick-Ass/Batman und der Soziopath Motherfucker/Joker.
Und wodurch wird man überhaupt erst „so richtig“ zum Superhelden? Offenbar nur durch einen tragischen Einschnitt in seinem Leben, indem man diejenigen verliert, die einem am wichtigsten sind. Erst dann kollidieren Realität und Comicwelt nicht mehr miteinander, sondern durchdringen und bedingen einander.
Doch am Ende stellt Kick-Ass sich nicht zu Unrecht die Frage: „Haben wir jetzt wirklich die Welt besser gemacht?“
Viele ernste und tiefgründige Fragen, die da gestellt werden, und die sowohl Hit-Girl als auch Kick-Ass dazu bringen, ihren Weg und sich selbst zu finden. Das Ende ist nur konsequent, und zwar in jeder Richtung, nicht nur bei den beiden Hauptsuperhelden, sondern auch bei ihren Teampartnern.
Die Gewalt ist nicht so exzessiv wie in Teil 1, aber dennoch heftig, der Slapstick ist deftig (Hit-Girls Teenie-Rache ist over the top, zugegeben, aber dennoch mein Dank an sie, das hat gut getan), es gibt neben den tragischen auch viele komische Begebenheiten. Ein Konglomerat aus allem, das, wie gesagt, keineswegs jedermanns Geschmack ist. Wohl eher Nerd-Sache. Das macht nichts, Fawlty Towers haben seinerzeit auch nur mein Mann und ich, Udo Thomer und Ilja Richter gesehen. Der Film wird schon seine Freunde, die ihn verstehen, finden.

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