Kühe schubsen Teil 2

IMG_20160319_115002Der erste Teil war im November, ich habe hier berichtet, und nun war der zweitägige Fortgeschrittenenkurs angesagt! Nina und ich hatten am Samstag morgen die volle Motivation. Ihr erkennt die Ironie im Tonfall? Elmar, Rinderchef und Kursleiter, hat nämlich gesagt, dass der Kurs schon um 8:30 anfängt. Bedeutet für mich (und bei Nina sicher nicht anders …): 5:30 aufstehen, füttern, alles versorgen, sich selbst versorgen, zwischendrin einen Kaffee ins Gesicht schütten, und dann geht es schon los. Touch lässt sich ja inzwischen gut verladen (naja, fast gut, räusper), sodass wir hier das Verladezeitfenster auf 15 Minuten reduziert haben, was in Wirklichkeit nur noch 5 Minuten für zwei Pferde sind. Oder weniger, wenn mein Pferd dringend wohin will. Was meistens „nach Hause“ bedeutet.

Bei bestem Wetter aber kalten Temperaturen treffen wir in Wiedergeltingen ein. Erst mal geht es an die Theorie, die verschiedenen Themen der Rinderarbeit auf Turnieren – Zeitvorgaben, Regeln, und die Aufgaben an sich. Da gibt es das Treiben in den Corral im Team und allein, sowie einzeln die Kuh arbeiten, und dann wieder im Team. Ein volles Programm für zwei Tage. Anschließend geht es ans Satteln und warmreiten, dann ab in die Halle, wo die jungen Kuhlimuhlis uns schon erwarten. Es zeigt sich, dass Touch und ich vom Novemberkurs noch nicht alles vergessen haben. Nina mit Nadin, Judith mit dem entzückenden dreijährigen Painthengst Rudi (ja – der Name passt!) und ich bilden ein Team. Im Team zu dritt dürfen wir erst mal eine beliebige Kuh auswählen und ins Gatter treiben, wobei die anderen an ihrem Platz versammelt bleiben sollen und nicht irgendwo rumlaufen dürfen. Danach wird die Herausforderung gesteigert: Zwei Kühe, drei Kühe, zwei Große, eine Kleine, eine Weiße, eine Braune, eine Schwarze … Bei neun Teilnehmern vergeht darüber die Zeit sehr schnell, und schon heißt es ab zum Mittagessen. (Ein Glück, habe schließlich nicht gefrühstückt.) Es ist so sonnig, dass wir in den Jacken sogar draußen essen können, da schmeckt es gleich nochmal so gut. Danach dürfen wir die Kühe einzeln arbeiten, na servus. So langsam kriegen es die Rindviecher raus, wie sie uns an der Nase herumführen können. Rudi entwickelt sich schon zum Halbprofi; nachdem er zu Beginn ein wenig unsicher war, was da jetzt auf ihn zukommen mochte, sieht man ihm an, wie auf einmal der Knopf aufgeht, und dann ist er mit großem Eifer und Talent dabei.Gegen 16 Uhr meint Touch: Feierabend, habe fertig. Er erledigt aber seine Aufgabe noch brav, und ich mache mit großer Euphorie für heute Schluss. Ich habe meine Aufgabe in 57 Sekunden bewältigt. Yay! Und das mit dem schnarchnasigsten Gespann – uns. Touch und ich sind ja wirklich nicht berühmt für unsere Geschwindigkeit. Es hat Riesenspaß gemacht, aber geschlaucht bin ich auch. Ein Bierchen und dann ist Couching angesagt. Sonntag immerhin dürfen wir eine halbe Stunde später anfangen. Touch ist der Ansicht, wir fangen gar nicht an. Sonst, wenn ich mit dem Halfter ankomme, möchte er gleich aus der Box. Heute: Fehlanzeige. Zusätzlich hat er sich dermaßen mit Pisse-Kacke-Schlodder eingesaut, dass … ach, was soll’s. Waaas, noch ein Tag? Nee. Meint er! Auch auf den Hänger geht er unter Protest. Heute haben wir Nebel, aber da wir eh in der Halle sind, ist das halb so wild. Nochmal Theorie mit den heutigen Aufgaben, die ordentlich schwer sind – und noch dadurch erschwert werden, dass beispielsweise bei der Einzelarbeit die anderen Kühe auch in der Halle im Panel sind und die übrigen Teilnehmer daneben versammelt. So kriegen die „dummen Kühe“ schnell raus, dass der Reiter nicht in die Menge hineindonnern kann, und verstecken sich gern mal zwischen den anderen Pferden. Da ist man ordentlich beschäftigt mit rauf und runter in der Halle undesläuftganzundgarnichtsowiemanwill. Eigentlich sollen wir noch eine Acht zirkeln, aber das ist nicht hinzukriegen, die Hornträger sind mittlerweile zu gewieft. Ich habe noch dazu die Sporen vergessen anzulegen, aber trotzdem klappt es besser als gedacht. Das Einzige, was wir nicht bewältigen können, Touch mag die Kühe nicht schubsen. Sich durch eine Herde drängeln, kein Problem, aber gezielt eine Kuh mit der Brust wegschieben, das verweigert er. Das Mittagessen habe wir uns beide aber trotzdem verdient. Inzwischen ist es sonnig, aber zu kalt für draußen. Danach geht es dann an eine Cutting-Disziplin mit insgesamt 5 Teamleuten; einer arbeitet die Kuh, die anderen unterstützen ihn und sorgen dafür, dass die Herde beisammen bleibt. Jeder kommt zum Cutten dran. Tja, nun zeigt Touch mal wieder, was ein echter Appaloosa ist: Er hat keine Lust mehr und macht komplett dicht. Anstatt hinter den Kühen, tanzt er mit mir kreuz und quer durch die Halle und an die Kuh will er partout nicht mehr ran. Ich sollte mich eigentlich nicht ärgern, denn ich kenne mein Pferd schließlich und weiß, wenn es dicht macht, ist Schicht im Schacht. Die extreme Sturheit ist rassetypisch, selber schuld, damit muss ich leben. Und immerhin hat er ja bis jetzt durchgehalten. Bin trotzdem stinksauer, weil ich nämlich eigentlich noch so richtig Spaß habe. Wenigstens habe ich diesmal die Sporen an, und so unternehme ich Versuch um Versuch, und ganz am Schluss geht er dann doch nochmal mit mir an die Kuh und arbeitet sie noch einmal kurz, sodass der Kurs auch für Touch mit einem Erfolg endet und wir zufrieden aufhören können. Leckerli kriegt er diesmal aber nicht, soweit kommt’s noch!
Es war ein sehr fröhlicher, harmonischer Kurs, zusammengesetzt aus ganz verschiedenen Pferden – Quarter, Freiberger, (Riesen-)Haflinger, PRE … – aber auch Reitern. Der älteste Reiter war imponierende 82 Jahre alt. Den Kurs hat er mit links gemeistert, und zwischendrin hat er uns auch noch das Roping (-> Lasso) gezeigt.
Kurz gesagt, es war ein tolles Wochenende. Der Kurs ist empfehlenswert für alle, die gern mal in die Rinderarbeit hineinschnuppern wollen. Und nun noch ein paar Bilder, viel ist es nicht, wir sind ja die ganze Zeit beschäftigt.

Im blauen Shirt Elmar Moog, der Kursleiter
Im blauen Shirt Elmar Moog, der Kursleiter
Erst mal rein ...
Erst mal rein …
... dann aussortieren ...
… dann aussortieren …
Wir haben eine!
Wir haben eine!
Soo, die lange Bande runter ...
Soo, die lange Bande runter …
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… und jetzt …
... ab ins Körbchen!
… ab ins Körbchen!
Und gleich wieder ...
Und gleich wieder …
... raus ...
… raus …
... Platz frei für den nächsten Reiter.
… Platz frei für den nächsten Reiter.
Wie am Schnürchen :-)
Wie am Schnürchen 🙂
So toll macht sich der Junghengst
Rudi!!
Ja, wo laufen sie denn alle?!
Ja, wo laufen sie denn alle?!

 

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