Marianne Sydow ist gestorben

Auf einer Perry-Konferenz sind wir uns nicht mehr begegnet. Marianne verließ das Team, kurz bevor ich eingestiegen bin. Im Frühjahr 1992 nahm ich an meiner ersten Konferenz teil. Peter Terrid, der damals Teamrückkehrer war, nahm die allgemeine Verblüffung über meine unangekündigte Anwesenheit zum Anlass, eine Anekdote hervorzuholen – nämlich wie das damalige Team um die Mitte der 1970er genauso gestaunt habe, als ebenso unangekündigt eine sehr nervöse, sehr hübsche junge Dame im Minirock dem „Herrenclub“ für mehr als 15 Jahre beitrat.
Das war damals ein absolutes Novum. Science Fiction-Autorinnen mussten sich zu jenen Zeiten nämlich männliche Pseudonyme verpassen, um in dieser absoluten „Männerdomäne Science Fiction“, wo Gefühle jeglicher Art verpönt waren und Frauen ja eben nur gefühlsbetonte „Frauenromane“ schreiben könnten, veröffentlicht zu werden. So auch Marianne, die als „Garry McDunn“ ihre ersten Publikationen hatte.
Beim Pabel Verlag war das anders. Man wollte, und zwar sehr gern, Autorinnen in diesem Genre publizieren, und so publizierte Marianne bereits bei TERRA ASTRA unter ihrem richtigen Namen. Da sie mit diesen Publikationen sehr schnell Redaktion und Leserschaft überzeugte, war der Schritt über ATLAN dann nicht mehr so weit zum Zugpferd PERRY RHODAN.
Die Leser von damals bekommen heute noch leuchtende Augen, wenn sie von Marianne sprechen, von ihrer einfühlsamen Darstellung exotischer Kulturen, ihrem Spannungsaufbau – sie riss einfach mit durch farbenfrohe, einprägsame Figuren und Abenteuer.
Anfang der 2000er traten wir beide dann in persönlichen Mail-Kontakt und lernten uns auch auf einem GarchingCon kennen, wo sie unter anderem ihre phantastischen fraktalen Bilder und Fotografien präsentierte. Von da ab blieben wir in freundschaftlichem und fröhlichem Kontakt, unter anderem auch wegen der „Villa Galactica“, in der sich die größte Sammlung der Phantastik Europas befindet. Marianne startete das ehrgeizige Projekt, das gewaltige Archiv ihres verstorbenen Mannes Heinz-Jürgen Ehrig komplett zu katalogisieren – und das ist wirklich einmalig.
Nun erreichte uns die Nachricht von ihrem Sohn Ralph Ehrig, dass Marianne bereits am 2.6.2013 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist. Viel zu früh, und ich stehe bei diesen Zeilen wirklich einigermaßen neben mir.
Ralph hat einen sehr schönen Nachruf auf seine Mutter verfasst.
Er wird in ihrem Sinne den Bestandskatalog bis zum Buchstaben „Z“ fortführen und beenden, was ein wunderbares Vermächtnis darstellt. Ich habe früher schon einmal auf die Möglichkeit hingewiesen „Abonaut“ zu werden und ich kann nur empfehlen, dabei zu sein und vor allem diese aufwendige Arbeit zu unterstützen.
Und nun bleibt mir nur, liebe Marianne, dir eine gute Reise zu den Sternen zu wünschen – mögen dir eine Menge Abenteuer und Wunder dort oben begegnen.

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