Ich war schon zu alt für diese im Grunde sehr alberne Serie und habe nicht eine Folge am Stück gesehen, sondern nur kurze Zaps, aber wer kannte damals nicht „Mork vom Ork“! Robin Williams war bereits damals unverwechselbar. „Popeye“ hat mich nicht interessiert, weil mir der Matrose mit dem merkwürdigen Hang zu Spinat nichts gab (ich mochte eben die frankobelgischen Comics lieber und habe mich beim TV abgesehen von Schweinchen Dick immer sehr zurückgehalten); allerdings habe ich dann mal den Film vor wenigen Jahren im TV gesehen und muss feststellen, dass Williams diese Rolle ebenso hervorragend ausfüllt wie die meisten seiner Darstellungen. Und das kann nicht einfach gewesen sein mit der Grimasse und dem zusammengekniffenen Auge. Der Film ist schrill, schräg und sicherlich nicht besonders gut, aber genau das, wozu er gedacht ist. „Garp“ – naja, interessierte mich auch nicht. „Good Mornung Vietnam“ – auch sehr viel später erst angeschaut, weil ich damals Ende der 80er Jahre der Thematik mit einer wahren Schwemme an Vietnam-Filmen überdrüssig gewesen war. Doch: der Film ist in seinem ganzen Zynismus „schrecklich“ gut, und man kann ihn noch heute anschauen.
Aber dann bin ich total verblüfft, Mr. Williams in einem Musikvideo zu entdecken, in Bobby McFerrins gute-Laune-Song „Don’t worry, be happy“. Ich glaube, da nahm ich ihn zum ersten Mal so richtig bewusst als „den kenn ich doch“ wahr und war schon ein Jahr später im Kino zum „Club der toten Dichter“. Ein im Prinzip damals schon unerträglich pathetischer Film, aber hey, auch ein paar emotional-rührselige Geschichten können gelungen gemacht sein. „Zeit des Erwachens“ mit dem unglaublich eindringlichen, tragischen Robert deNiro allerdings ist ein Film, der mir emotional derart an die Nieren gegangen ist, dass ich ihn mir nie wieder anschauen werde. Das hat einen Nerv getroffen.
Aber dann: 1991 – „König der Fischer“, einer meiner Forever-Top-10-Lieblingsfilme, vielleicht die schönste Artusgeschichte überhaupt. Williams als „Parry“, der durch ein entsetzliches Trauma jegliche Balance verliert, zum Vagabunden wird und sich in eine Scheinwelt flüchtet, um mit dem Heiligen Gral auch Heilung zu finden, bietet hier seine für mich beste und herausragendste Leistung.
In „Good Will Hunting“ führt er die ernsten Rollen fort des väterlichen, psychologischen, philosophischen Revolutionärs, der sich weigert, nach Tradition zu arbeiten. Ein schöner Film und große erste Chance für Matt Damon.
„Mrs. Doubtfire“ muss ich natürlich erwähnen, musste sich damals jeder anschauen; ja, ganz nett und witzig, aber diese Family-Sets waren und sind nicht mein Ding. „Jumanji“ – ja, ging so, „Hinter dem Horizont“ war zwar optisch grandios gemacht und sehr fantasievoll in seinen Allegorien, mir aber doch too much mit seiner melodramatischen Süßlichkeit.
Dagegen zieht Williams in „Insomnia“ wieder einmal alle Register und liefert mit dem eitlen Psychopathen, auf den das Wort „böse“ sowas von zutrifft, seine für mich zweitbeste Leistung.
Dann erinnere ich mich noch an gut gelaunte Auftritte in den fröhlichen, harmlosen „Nachts im Museum“-Filmen, über die ich immer wieder herzlich lachen kann; und außerdem gibt es noch den wiederum ernsten Auftritt als „Der nächtliche Lauscher“, ein Film, der leider viel zu wenig Beachtung bekommen hat, und der die Romanvorlage sehr gut umgesetzt hat. (Ich müsste hier irgendwo im Blog eine Besprechung dazu haben.)
Natürlich hat er viel mehr Filme gemacht und ich habe auch mehr Filme mit ihm gesehen, aber ich will mich auf das konzentrieren, was mir am besten im Gedächtnis geblieben ist.
Abgesehen von der „Jumanji“-Figur, der „Teddy“ aus „Nachts im Museum“ ähnelt, besitzt jede einzelne seiner Rollen einen eigenen Charakter. Es ist zwar schon immer Williams, der da spielt, mit seinem markanten Knautschgesicht, aber es ist auch immer die Figur, die er darstellt, und das auf unverwechselbare, einzigartige Weise. Das ist sein Alleinstellungsmerkmal.
Robin Williams war für mich ein sehr prägnanter Schauspieler, der mich jahrzehntelang mit ungewöhnlichen Filmen begleitet hat, ein Ausnahmetalent, das ich sehr schmerzlich vermissen werde, und das unersetzbar ist.
Gute Reise, lieber Mork, es ist schade, dass du nur 63 Jahre alt wurdest.