Münchner Tipp: Zwickxangl – Bayerisches Gesangskabarett

Fragt’s mich nicht, wie man auf so einen Namen kommt, geschweige denn wie man ihn ausspricht – das ist leider nicht erklärt worden, und ich hatte vor lauter Lachen keine Zeit zu fragen. Aber ich sag euch was: Der Gesang ist ein Ohrenschmaus, und die kritischen Texte (zwerchfell-)erschütternd.
„Hartzer Roller“, wie das Programm heißt, hat weder was mit Kanari noch mit Käse zu tun: Mindestens einen Hartzer kennen wir alle, oder sind es selbst. Es gab da nämlich mal einen Herrn Hartz, der was für den … Dings … den Herrn … wie heißt er doch gleich … oiso der Vorgänger von der Anschi halt … also dieser Hartz, der hat da was gegen die Arbeitslosigkeit entwickeln sollen, und weil die ersten 3 Versuche eh nix g’scheits warn, ist man gleich zur völlig versagenden Phase IV übergegangen. Und Roller ist einer, der sich schleichen soll, also sozusagen in Deutschland so ziemlich jeder, der Deutscher ist und keine Steuern zahlt.

Wobei, das muss man jetzt schon sagen, nicht alle Hartzer Roller tatsächlich scheitern. Da wird beispielsweise von der Gitti die G’schicht vom Schorsch Graffiti erzählt, der von einem übereifrigen Polizisten böswillig in der Ausübung seiner Kunst gehindert und nach St. Adelheim verfrachtet wird, was in München aber der Beginn einer sagenhaft erfolgreichen Karriere sein kann und bei Schorsch auch der Fall ist, denn bereits zwei Jahre später hat der Schorsch eine Ich-AG angemeldet, Fördergelder en masse erhalten, Arbeitsplätze geschaffen und sich persönlich weiterentwickelt, indem er sich nicht mehr erwischen lässt.

In launigen Überleitungen werden auch viele andere Themen, die uns beschäftigen, besungen: Denglisch (merke: „Toll“ heißt nicht etwa „super“, sondern „Straßenmaut“), Handymanie, Geiz-ist-geil-Manie, Schwarzarbeit, und vieles mehr.
Intelligent, bissig, witzig, spritzig, pointiert und temporeich, teils mit jazzig-swingender Musik allbekannter Rhythmen unterlegt, die zum Mitschnipsen und Taktklopfen einladen, teils a capella in harmonischer Mehrstimmigkeit – man merkt dem Quartett an, dass es mit Freude und Engagement dabei ist, und stets nah am Publikum. Mitten drin, nicht nur dabei. Einer der vier ist übrigens ein „Münchner Original“: Wiggerl Schönberger, sein Leben lang der Kleinkunstbühne verbunden, einer der ersten „Erlebnis-Gastronomen“ (Stadtschreiber, Radl-Steg, Iberl-Bühne).

Zwickxangl ist ein Stück bayerischer Kultur, das sich hoffentlich noch lange erhält in der sterbenden ehemaligen „Weltstadt mit Herz“, die beispielsweise das traditionelle Hinterhoftheater schließen will, weil solche archaischen „Brettl“ nicht mehr ins Gesamtkonzept passen. Ein Glück, dass es unverbesserliche Idealisten gibt, die trotzdem weitermachen. Also: Keinesfalls versäumen!

Übrigens: Für Nicht-Bayern gibt’s natürlich eine Wörterfibel, wo man unter anderem auch nachschlagen kann, was das mysteriöse „Uptwon Munich“ ist: Nämlich „a very big building on the Munich Middle Ring“, oder was es heißt, wenn „die von der Regierung hi’glanga wia d‘ Rab’n“ … na, i glaub, des versteht auch so a jeder.

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