Endlich einmal kommen wir da hin, wohin uns die drei Vorgänger führen wollten. Und wir baden in Nostalgie! Doch bis dahin war es ein langer Weg – für mich. Ich weiß jetzt wieder, warum ich nicht mehr ins Kino gehe, sondern auf Heimkino warte. 38 – in Worten: ACHTUNDDREISSIG! – Minuten Werbung, sodass der Film statt um 22:15 erst kurz vor 23 Uhr begann. Ich war so stinksauer, dass ich die ersten paar Minuten kaum genießen konnte.
Dann aber. Mann, was für ein außerordentliches Kino-Erlebnis! Vergessen wir die Logik-Bugs und die ein wenig naja schon a bissal arg schief konstruierte Geschichte, ist doch wurscht, haben die anderen „echten“ Bonds ja auch, wobei diese hier noch einen sehr schönen emotionalen Kniff hat.
DAS ist so viel Bond, mehr Bond geht gar nicht (für mich, weil er sonst wieder albern würde). Endlich wieder die Eingangssequenz mit der Knarre! Und dann geht es zur Sache, und zwar wuchtig-optisch mit neuen Kameraeinstellungen und Fahrten, dass ich total mitgelaufen und mitgefahren und gesprungen und alles bin. Und natürlich der Tag der Toten mit all diesen Kostümen … klasse. Und schon in der ersten, sehr langen Szene der erste typische Bond-Spruch mit der Ironie.
Das Intro hat mir dann nicht gefallen (ganz abgesehen von der wirklich, wirklich grauenvollen Wimmermusik, die so noch zehnmal schlimmer war als ohne Film brrrschauderbäh, Leute, was hat euch denn da geritten?!). Es war zwar sehr schön, dass wir Reminiszenzen durch alle Bond-Filme hatten, aber … das war irgendwie nix Halbes und nix Ganzes, kein einheitlicher Stil, sondern ein komisches Durcheinander. Die Krakensauereien waren prima, passten aber irgendwie nicht. Letztendlich fügt es sich dann natürlich zusammen, wenn der Film vorbei ist, aber ich weiß nicht, hinterher … hm naja.
Ich verstehe nicht, wie man sagen kann, der Film wäre austauschbar und kein Bond. Mit Bourne hat das sowas von gar nix zu tun, und mit anderen Agenten/Rächer/Actionfilmen auch nicht. Alle Bond-Klischees sind vorhanden, der Bond-Humor ist da (und zwar nicht übertrieben, sondern wohl platziert), die Bond-typische Action ist da. Das Gespann mit M, Q und Moneypenny ist ein Schritt weiter in der Entwicklung und top. Bond ist zu jeder Zeit glatt rasiert und perfekt gekleidet und obercool, wie es sich gehört – und er hat trotzdem Gefühle. Wir haben sehr viele (liebevolle) Hommagen, da ist der Aston und da ist …
der Bösewicht. Mir kommt er ja zu kurz vor, aber allein diese wenigen Szenen zeigen Waltz‘ Präsenz und seine Wucht. Mich hat’s gegruselt, so eiskalt und grausam kann er schauen. Allein diese wenigen Sekunden tragen schon den ganzen Film, mehr Bösewicht geht nicht. Ja, ich gehe sogar so weit zu sagen: er ist das personifizierte Böse.
Die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug (zum Glück ohne Pause); nein, das ist nicht der beste Bond, aber es ist ein toller und originaler Bond, auf moderne Art, ohne den ganzen Slapstick-Kram. Das Ende finde ich außerordentlich gelungen.