Tiefschlag für VG Wort und Verlagsleitungen

Der Europäische Gerichtshof hat der Klage tatsächlich stattgegeben, dass die VG Wort künftig nur noch an die Urheber ausschütten wird. Dass es nun Rückforderungen seitens der VG Wort an die Verlage ab 2012 gibt, ist zwar nicht so schön, wenn aber laut Artikel „Die Forderungen entsprächen bei kleineren Verlagen einem durchschnittlichen Jahresumsatz“ als Summe genannt wird, dann sieht man erst, wie viel die Verlage eingesackt haben! Umso gerechter erscheint jetzt das Urteil – anders kann man es nicht sagen. Und möge mir doch bitte keiner weismachen, „Es gehe um die grundsätzliche Wertschätzung der Verlagsarbeit vom Lektorat bis zur Aufmachung“ – ja spinnt ihr denn, wie unverschämt ist das? Welcher Lektor, Redakteur, Korrektor, Grafiker hat vom Verlag wohl jemals einen Anteil „der Wertschätzung“ aus den verlagsseitigen VG Wort-Ausschüttungen erhalten? Und außerdem: WERTSCHÄTZUNG, hallo? Ums GELD geht es, um sonst nix! Seit wann wird Wertschätzung nach einer pekuniären Maßtabelle gehandelt? Inwiefern drückt denn die Verlagsleitung ihre Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern aus, ohne die es gar keinen Verlag gäbe? Mal abgesehen von den Autoren … ach ja, da gibt es auch noch ein schönes Zitat, Hanser-Verleger Jo Lendle findet, „dass ein „eigentlich gut funktionierendes Modell“ der Verteilung, mit dem alle zufrieden waren, auch die meisten Autoren, nun zu scheitern drohe.“ Erstens: was scheitert, außer dass die Verwerter nicht mehr das Geld, das ihnen nicht zusteht, einsäckeln dürfen (klar waren die mit dem Modell zufrieden!), und zweitens: wie viele der „meisten Autoren“ hat er denn befragt, dass er so genau weiß, wie zufrieden „alle“ waren? Diejenigen Autoren, die zufrieden waren, haben vermutlich keine Ahnung davon gehabt, dass die Verlage ebenfalls einsäckeln und wieder mal nur der Bodensatz dort ankommt, wo diejenige Arbeit geleistet wird, von der alle anderen leben. Die es wussten, waren garantiert nicht zufrieden, die Hälfte herschenken zu müssen. Erzähl mir doch mal einer, dass der Normalautor besser seinen Lebensunterhalt bestreiten kann als der Lektor. Ach so, durch seinen Neben- oder Hauptberuf, den er noch haben muss, weil er sonst gar nicht davon leben kann! Der Autor bezahlt für das Buch, denn sein Vorschuss wird auf alle Tantiemen angerechnet, und die Print-Tantiemen betragen im besten Fall 10%, meistens, im Taschenbuchbereich, nur 5-7%. Einige Verlage sind sogar dazu übergangen, diesen Anteil aus den Erlösen bezahlen zu wollen. (Ich spreche hier nicht von ebooks, da ist das anders geregelt) Das heißt, der Autor erhält lediglich eine Gewinnbeteiligung und kommt ansonsten für sämtliche Kosten auf. Und dafür soll er nicht einmal einen gerechten Ausgleich (der eh klein genug ist) aus der VG Wort erhalten?

Klar, dass Verlagsleitungen und Verbände Sturm dagegen laufen, gehen ihnen doch gerade bequeme Pfründe verloren. Gleich schreit man nach Traditionen, wetten? Ja, da wird ein uralter Filz (Synonym für Tradition) aufgebrochen, und das gefällt natürlich nicht allen. Wahrscheinlich begreifen mangels Aufklärung viele Autoren weiterhin nicht, worum es tatsächlich geht. Ich finde aber, 100 oder 200 Euro im Säckel haben, macht einen gewaltigen Unterschied.

Ich begrüße jedenfalls das Urteil, und mein Verlag, der nie Mitglied der VG Wort war und deshalb auch keine Rückforderung erhalten wird, ebenso.

 

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