Was uns vor der WM bewegt …

… ist natürlich der Eurovision Song Contest heute abend. Immerhin: Vorher schon ausscheiden ging nicht, weil Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien schließlich Finanzierer des Spektakels sind, und dass ein Geldgeber nicht teilnehmen darf, ist nicht so gut fürs Geschäft (weil es D mal passierte, wurde diese Regel aufgestellt). Als ich ein Kind war, hieß es Grand Prix d’Eurovision de la Chanson und brachte die Mega-Erfolgs-Gruppe ABBA hervor; alle anderen Sieger jedoch waren leidlich (weil schon vorher erfolgreich wie Vicky Leandros und Celine Dion) bis gar nicht erfolgreich. Johnny Logan gewann gleich zweimal, deswegen hört man ihn aber trotzdem nicht öfter im Radio (was kein Fehler ist). „Save your kisses for me“ ist ein Evergreen, aber One-Hit-Wonder, und Nicole schlug sich weiterhin recht tapfer durchs Schlagergeschäft (da verdient man wenigstens gut). Jedenfalls: So wirklich bringen tut der Sieg nix, den anschließenden nationalen Erfolg hätten die meisten auch so erreicht (oder halt auch nicht), die einzige Ausnahme waren und sind ABBA.
Und nun fiebern also alle mit Lena und hoffen sehr auf ein „Musik-Wunder“ oder was auch immer. Angesichts der oben genannten Historie aber ist das gar nicht nötig, und ich denke mal, genau deswegen ist die junge Dame so entspannt. Sie weiß, dass das Geschäft in Deutschland durch diesen Hype erst mal so gut weiter laufen wird wie es bereits angefangen hat, egal welchen Platz sie erreicht, und alles weitere wird sich dann erweisen, inwieweit sie sich etabliert und ihren eigenen Stil findet.
In Interviews ist sie tatsächlich recht entspannt und natürlich. Auf der Bühne allerdings finde ich ihre Bewegungen ziemlich ungelenk, eckig und … hmmm … wenig professionell, da fehlt mir vor allem Anmut. Und das Lied, sorry, ist sehr dünn. Nett, aber nicht mehr als Durchschnitt, jedenfalls ohne Höhen und Tiefen, Paukenschlag oder Theatralik, sprich: ohne Pfiff. Weder wird ihr Gesangstalent besonders herausgefordert, noch die wenig originelle, mit wenigen Klängen auskommende, dahinplätschernde musikalische Begleitung.
Und vor allem sehe ich ein großes Problem für Oslo: Man kann nicht mitsingen (so wie „ole ole ola“, sehr passend kurz vor der WM) und rhythmisch mitklatschen und stampfen. Das wird das Publikum kaum bewegen. Aber wie heißt es so schön: Hauptsache dabei.

Nachtrag: … und sie hat’s gemacht. Gratulation!

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