Weg damit!

Da pocht eine Politikerin mal auf das Grundgesetz, und schon wird sie angegriffen. Woran liegt’s? Dass sie türkischstämmig ist? Dass sie jung ist? Dass sie eine Frau ist? Dass sie die Sache auf den Punkt bringt? Natürlich pickt man nur das eine raus: Kruzifixe weg aus staatlichen Schulen. Dass sie sich aber auch gegen Kopftücher und überhaupt religiöse Symbole ausgesprochen hat, das wird weggekehrt. Und dann wird Aygül Özkan auch noch zur Entschuldigung gezwungen? Ja, wofür denn? Dass sie das Gesetz nicht nur achtet, sondern auch durchsetzen will? So langsam glaube ich, ich bin im Käfig voller Narren.
Und er nu wieder – aber was war da auch anderes zu erwarten als stockkonservatives Gockel … Verzeihung, nein, Tippfehler, Goppel-Verhalten: Der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister und Vorsitzende des Arbeitskreises Christsoziale Katholiken (CSK), Thomas Goppel, nannte Özkans Forderung, Kruzifixe aus staatlichen Schulen zu verbannen indiskutabel. Goppel sagte im Bayerischen Rundfunk: „Das ist völlig daneben. Das wird Ministerpräsident Wulff intensiv in den eigenen Reihen aufarbeiten müssen.“ Goppel fügte hinzu, es käme Frau Özkan in ihrem Heimatland wohl nicht in den Sinn, so mit einer gewachsenen Religiosität umzugehen. Goppel kritisierte auch die mangelnde Abstimmung Wulffs mit seiner designierten Ministerin: „So etwas muss man mit der Dame bereden, bevor man sie in ein solches Amt beruft. Das ist unterblieben“ so Goppel.
Mein gar nicht lieber Thomas Goppel, der Einzige, der daneben ist, sind Sie. Und zwar völlig und sowas von indiskutabel, dass es mir aus dem Blusenkragen raucht. Sie äußern sich derart diskriminierend und rassistisch, dass man sich schämen muss für Sie. Dass Frau Özkan in Deutschland geborene deutsche Staatsbürgerin ist, ist Ihnen wohl entgangen? Wie kommen Sie dazu, derart über „die Dame“ zu reden?
Noch schlimmer aber ist Ihre Rechtsauffassung: Schauen Sie doch endlich mal ins Grundgesetz, und dann schauen Sie vor allem mal, was das Bundesverfassungsgericht 1995 festgelegt hat: (…) dass die Anbringung eines Kreuzes oder Kruzifixes in den Unterrichtsräumen einer staatlichen Schule mit dem Neutralitätsprinzip des Staates unvereinbar ist.
Hallo? Gesetz? Urteil? Was davon haben Sie nicht verstanden?
Die Kirche hat an einem neutralen Ort wie einer Schule nichts verloren, und zwar weder Ihre, Herr Goppel, noch irgendeine andere. Lassen Sie Ihren Missionarstrieb gefälligst dort, wo er hingehört. Und überlegen Sie, in welchem Jahrtausend Sie leben. Als Politiker, der das Gesetz nicht achtet bzw. seinen persönlichen Glauben darüber stellt, sind Sie untragbar.

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