Wortschmiede 2 2010





Das letzte Seminar in diesem Jahr, die zweite Wortschmiede, ist soeben zu Ende gegangen. Aufgrund von Absagen war es diesmal eine Gruppe von vier Teilnehmern. Dadurch wurde es ein sehr intensives Seminar mit vielen Übungen, die sich um Science Fiction, Aliens, Exposéerstellung und natürlich auch die Ausführung drehten. Es kamen dabei wie immer sehr spannende und interessante Ergebnisse heraus, zum Lachen und Staunen, und hervorragende Qualität. Jetzt hoffe ich nur (*Peitsche zück*) dass sich der Elan auch anhält und die Teilnehmer fleißig weiterschreiben …

Mondträume





Soeben erschienen ist im Club Bertelsmann die Anthologie „Mondträume“, in der meine Story „Siebensturm“ mit vertreten ist. Da habe ich als kleines Extra für mich meinen kleinen schwarzen Mops Anabell verewigt. Hier ein kleiner Teaser:

(…)Mit viel Gemurmel und Gebrumme, Singsang und Gesten führte Jean Roubinier die Beschwörung durch und war erstaunt, wie gut, ja simpel es funktionierte. Ein Blitz, ein Knall, die Kerzen erloschen beinahe, bevor sie hell strahlend aufflammten, eine Schwefelwolke waberte durch den Raum – und in der Mitte des Pentagramms stand ein großer Dämon.
Seine Gestalt war nicht so recht auszumachen, eher diffus, hin und herwabernd, wie vom Winde verweht, rötlich-grau und mit der Andeutung von Hörnern.
»Was gibt’s? «, fragte er unfreundlich, streckte sich und kratzte sich unter der semimateriellen Achsel. »Ich werde nicht gern aus dem Schlaf gerissen.«
»Bist du … ein Dämon der Mittleren Hölle? «
»Mhm. Siebensturm, wenn’s beliebt, 23. Bataillon, Fünfter Kreis …«
»Moment mal«, unterbrach Jean Roubinier verwirrt. »Heißt das, du hast irgendwas mit Wind zu tun? «
»Schlaues Bürschlein«, stellte der Dämon anerkennend fest. »Wie mein Name schon sagt, kenne ich mich mit Stürmen aus. Wen willst du wegblasen? Soll ich eine Stadt für dich verwüsten? Ein Schloss auf einen Berg pusten? Die Fabrik eines Konkurrenten zerstören? Du hast Glück, es ist gerade Angebotswoche. Pro Stadtverwüstung gibt es einen Tod durch Blitzschlag gratis dazu.«
»Ich … ich habe einen Liebesdämon beschworen!«, rief Jean Roubinier.
Der Dämon kam nah an die Grenze des Bannkreises heran und fletschte grinsend die Zähne. »Dann hast du dich wohl vertan, Schätzchen. Siebenlieb ist mein Bruder. Aber mach dir nichts draus. Kleine Verwechslung einer Rune, eine falsche Betonung … das kommt schon mal vor.«
»Äh … könntest du dann bitte gehen und deinen Bruder holen?«
»Nein.«
»Aber ich habe dich beschworen, du musst mir gehorchen!«
»Ja, in Menschendingen. Dämonenangelegenheiten gehen dich nichts an. Ich bin kein Bote. Wenn du meinen Bruder haben willst, mach gefälligst alles richtig.«
Jean Roubinier schwieg und dachte nach. Es war sehr aufwendig gewesen, alle Bestandteile für diese Beschwörung zusammenzubekommen. Und die Mittlere Hölle war nicht zu unterschätzen. Die Dämonen dort waren nicht nur sehr groß, sondern auch schlau und mächtig. Möglicherweise sprach es sich herum, dass Jean Roubinier gepatzt hatte, und dann konnte es böse enden.
»Also, da ist dieses Mädchen …«, fing er an.
»Uäks«, machte der Dämon.
»Aber hast du sie überhaupt gesehen?«, fauchte Jean Roubinier erbost. Er hatte ein Plakat mitgebracht, um dem Dämon die Frau seiner Träume zu zeigen und eine Verwechslungsgefahr auszuschließen, entfaltete es und hielt es hoch. »Das ist Marie-Jade.«
»Uih«, sagte der Dämon.
Seine kleinen rotglühenden Augen funkelten auf einmal in einem anderen Licht. »Also, äh …«, fuhr er mit lang heraushängender, sabbernder Zunge fort. »Ich will mal nicht so sein. Was kann ich für dich tun?«
Jean Roubinier entschloss sich, das Angebot anzunehmen. Dämon war Dämon, letztendlich. Und warum sollte ein windiger Typ seine Angebetete nicht auf eine rosa Wolke fliegen können?

Nachlese Buchmesse Frankfurt 2010

Abgesehen von einem Deutsche Bahn-Desaster am Freitag und Samstag war es eine vergnügliche Reise nach Frankfurt. Ich kam gegen Mittag auf der Messe an und begegnete bei Betreten der Halle 3 schon den ersten Kollegen, Bekannten und Fans. Glücklicherweise sind an diesem noch nicht öffentlichen Tag die Gänge noch nicht so voll, und so erreichte ich bald darauf auch den Perry Rhodan-Stand, wo das Begrüßen weiterging. Ich schaffte noch einen Weg zur Edition Phantasia, um dort weiterzuplauschen – und dann war der Tag schon fast um. Nach einem gemütlichen Abendessen ging es aufs Galaktische Forum, wo sich alljährlich die Kreativen der Phantastischen Szene treffen, und auf mich wartete eine Überraschung, die Frank Böhmert in seinem Blog trefflich formuliert: „Die gute Uschi Zietsch bekam übrigens während Klaus N. Fricks Begrüßungsrede beiläufig mitgeteilt, dass es mit ihrer Elfenzeit-Buchreihe weitergehen wird. „Das erste Manuskript liefere dann bitte Anfang Dezember.“ Sie wurde zur Freude der Umstehenden abwechselnd blass und rot und war, glaube ich, ganz froh, sich für einen Moment am Tresen abstützen zu können. Ansonsten hat sie natürlich den Rest des Abends, soweit ich ihn miterlebt habe, geglänzt und gestrahlt.“ Und ob ich das habe, auch wenn es wieder mal verflixt eng mit dem Terminplan wird, aber so ist das eben. Denn gleichzeitig habe ich noch eine andere schöne Arbeit, über die ich beizeiten auch berichten werde.
Das Foto habe ich auf der Perry Rhodan Homepage gefunden, es stammt von Bettina Meister und zeigt den Lektor von Bastei-Lübbe, Ruggero Leò, und mich im Gespräch über aktuelle und künftige Projekte …

Rezension zu „Jutta“ (NOVA 15)

In der Science Fiction Database findet sich eine tolle Rezension zu meiner Story „Jutta„, die in NOVA 15 erschienen ist .

Bernhard ist als begnadeter Fußballspieler aus den Slums des Draußen in den Luxus der Turmstadt Neulin aufgestiegen. Um den neuen Status auf Dauer zu sichern, heiratet er in eine der besten Familien ein, doch seine Frau Jutta ist eine ziemliche Meckerziege…
Uschi Zietsch gelingt das Kunststück, als Autorin ihre Geschichte glaubwürdig aus Männersicht zu erzählen, nicht ohne die männlichen Schwächen geschickt und liebevoll bloßzustellen und zur Wahrung von Gleichgewicht und Gerechtigkeit auch Schwächen der Frauen anzudeuten. Die Handlung erinnert mich an den Loriot-Sketch „Das Ei ist zu hart“, der mit den Worten endet: „Ich bringe sie um! Morgen bring ich sie um.“ Die skizzierte zweigeteilte zukünftige Gesellschaft ist eine konsequente Weiterentwicklung der schon heute immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich, die Situation auf den Müllkippen in vielen Ländern der sogenannten „Dritten Welt“ wird nach Deutschland verlegt und mit grünem Gedankengut gerechtfertigt. Auch die derzeitige Diskussion um Hartz IV, „Sozialschmarotzer“ und „Prekariat“ zielt in diese Richtung – auch hier wird Proll-Ausdrucksweise plötzlich gesellschaftlich akzeptiert, wenn es sich um einen erfolgreichen Sportler handelt. Durch diese Vielschichtigkeit ist „Jutta“ weit mehr als eine satirische Beziehungsgeschichte.

SFDB

Multimania No 31

Im aktuellen Magazin MULTIMANIA findet sich auf S. 29 ein ausführliches Interview mit mir zu den bisherigen Buchausgaben über Waldsee samt Inhaltsangaben, sowie ein kleiner Ausblick auf den neuesten Band „Fyrgar – Volk des Feuers“, der Ende November bei Bastei Lübbe erscheint.

Stuttgart 21 – Anzeige gegen Polizeipräsidenten

Und das gehört sich auch so. Wer sagt, der Einsatz mit Wasserwerfern und Pfefferspray sei gerechtfertigt wegen „aggressiv herumsitzender Kinder“ (sic!), der gehört nicht allein angezeigt, sondern zunächst mal umgehend seines Amtes enthoben und dann vor Gericht gestellt! Und er sollte einige Stunden in Sozialkunde nachholen. SWR-Artikel

Anmerkungen zu Perry Rhodan 2562/2563

Ein Werkstattbericht zum Doppelband findet sich hier.

Auch in diesem Doppelband gibt es ein paar kleine – diesmal wirklich nur sehr wenige – Andeutungen.

– Sichu, Darelg und Larf – die ersteren beiden entstammen dem Exposé, der letztere ist meine Kreation. Alle drei Namen haben einen direkten Zusammenhang und reellen Bezug. Dementsprechend ist auch eine bestimmte kleine Szene ziemlich zweideutig.
– Dadje, Doktari – Onkel, Lehrer, diese Worte stammen aus anderen Sprachen (z.b. färöerisch).
– »Hallo, Hallo, Halloo-hoo!« – Dies und die quäkende kleine Roboterpuppe sind Zitat und Hommage an den Film Blade Runner.
– »Is bin Tsch’kul ausch dem Volk der Ch’ting.« – Wer hier noch nicht gleich draufkommt, weiß es spätestens ab »Aber schiser«, das ist natürlich eine Hommage an die herrliche französische Komödie „Willkommen bei den Sch’tis“.
– Dreißig – Diese Zahl gilt tatsächlich als Ordnungszahl und war in verschiedenen alten Kulturen von großer Bedeutung. „Der Prophet des Regens“ ist eine Analogie auf Jesus, und der „Verrat“ dadurch auch ersichtlich: 30 Silberlinge gab es einst dafür.
Die Zahlenspielereien haben mich gereizt, deswegen habe ich mehrere eingebracht; darauf gekommen bin ich durch das Vatrox’sche 8er-System.
– „Das dreckige Dutzend“ – bezieht sich auf den gleichnamigen Film von Robert Aldrich. Drei bleiben am Ende übrig.
– Bitur Dromi – das sind isländische Namen; der Erbitterte, die Fessel (zugleich aber auch ohne Temperament)
– »Irgendein Sinn wird sich schon finden.« – eine klitzekleine Anspielung auf Elfenzeit.
– Nochmalwieder = Déjà-vu

Zu guter Letzt noch ein Zitat, das von mir stammt, das in einer für mich essentiellen Szene genannt wurde und das für sich allein stehend vielleicht besser betrachtet werden kann:
Im Auge des Feindes sehe ich nur mich selbst.