Heutzutage ist es keine Sache mehr, ein selbst verfasstes Werk zu veröffentlichen. Wenn kein „normaler“ Buchverlag das Manuskript annimmt, kann man per Book-on-Demand publizieren – und das zu einem weitaus geringeren Preis als bei Zuschussverlagen. Diese Art Verlage gibt es schon lange, doch in letzter Zeit springen immer mehr auf das Trittbrett der umkehrbaren Wirtschaftlichkeit. Klar: Wenn der Autor sämtliche Kosten und noch ein „kleines“ Draufgeld (schließlich muss ein Verlag wie jedes wirtschaftliche Unternehmen Gewinn machen) übernimmt, dazu einen Teil der Auflage wieder abkauft und selbst vertreibt, kann ein Verlag schnell gut dastehen und sich protzige Stände auf den Buchmessen leisten. Er geht ja keinerlei Risiko ein, denn er hat für jedes Buch nur einen Kunden, der zugleich Lieferant ist. Was kann da schiefgehen? Zudem wählt man als geschickter Unternehmer Verlagsnamen mit Verwechslungsgefahr oder berühmter historischer Persönlichkeiten, die einen Vertrauensvorschuss haben. Die Unwissenheit und Unerfahrenheit hoffnungsvoller Newcomer wird auf diese Weise schamlos ausgenützt. Ich könnte aus den vergangenen 20 Jahren, seitdem ich diese unseriöse Abzocke beobachte, eine Menge Anekdoten bringen, was Jungautoren alles durchmachen mussten, und wie viel Geld sie für ihren Traum abgedrückt haben. Aufgrund der Tatsache, dass sie falsche Versprechungen im guten Glauben für bare Münze genommen haben.
Jemand, der eine Arbeit geleistet hat, soll auch dafür entlohnt werden, und nicht bezahlen. Basta. Alle Zuschussverlage scheffeln auf bequeme – in wirtschaftlicher Hinsicht bewundernswert und beneidenswert einfache – Weise Kohle, indem sie das Vertrauen anderer missbrauchen.
Umso löblicher und erfreulicher ist es, dass es jetzt ein Aktionsbündnis für faire Verlage gibt. „22 Autorenverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich am Welttag des Buches, am 23. April 2008, zu einer gemeinsamen Initiative für mehr Fairness im Verlagsbetrieb zusammengeschlossen und das „Aktionsbündnis für faire Verlage (Fairlag)“ ins Leben gerufen. Gemeinsam machen sie damit unmissverständlich auf Missstände im Verlagswesen aufmerksam, die einseitig zu Lasten junger Autoren gehen. “ Endlich!, kann ich dazu nur sagen. Und: Weiter so!