Ein Fackelläufer in San Francisco hat vor wenigen Stunden seine Teilnahme abgesagt. Hut ab! Wer tut es noch? Alle, bitte ich!
Ja, hier halte ich einen Boykott für sinnvoll. Ja, ich konnte von Anfang an nicht verstehen, wie man China erlauben kann, die Olympischen Spiele dort stattfinden zu lassen. Doch nicht etwa in der Hoffnung darauf, dass sich dadurch etwas im Lande ändern wird? Dass die Opfer, die für diesen Aufwand gebracht werden müssen, es wert sind? Etwas ändern könnte man wirklich, und zwar in der Hinsicht, wenn nun alle zusammenstehen würden und den Fackellauf beenden. Damit wäre mal nicht nur gedroht, sondern auch gehandelt worden, und das noch dazu auf sehr friedliche und eindrucksvolle Weise. Es wäre ein Zeichen.
Wer sich über „China im Zeitraffer“ informieren will, dem lege ich das aktuelle Süddeutsche Zeitung Magazin ans Herz. (Nummer 14, Ausgabe 4. April 2008). „Die Olympischen Fesselspiele“ heißt der auf den Punkt gebrachte Artikel von Kai Strittmatter, und ich erlaube mir ein paar Zitate daraus: „Die chinesische Kultur ist nichts anderes als ein Festessen aus Menschenfleisch, das nur den Reichen zum Genuss zubereitet wird.“ (Lu Xun, 1925). „Wenn Sie nach Peking kommen, dann werden Sie Wolkenkratzer, breite Straßen, moderne Stadien und begeisterte Menschen vorfinden. Und das wird die Wahrheit sein, aber nicht die ganze Wahrheit, so wie Sie von einem Eisberg nur die Spitze sehen. Es wird Ihnen vielleicht entgehen, dass Blumen, Lächeln, Harmonie und Wohlstand gebaut sind auf einem Fundament von Kummer, Tränen, Haft, Folter und Blut.“ (Hu Jia, 34, Pekinger, in einem offenen Brief an die Olympiabesucher).
Stoppt den Fackellauf!