Wo ich lebe, Teil 3

Und dann gibt es da noch diesen Herrn Gerhard Schröder, mittlerweile viermal geschieden, nur mit einem ist er seit vielen Jahren so richtig glücklich – Herrn Putin. Ja, richtig, es geht da um diesen Herrn, der mal unser Kanzler war. Und der als SPD-Mann – man beachte das S wie Sozial im Parteikürzel – die Agenda 2010 verbrochen hat und heute noch stolz darauf ist, das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Reich und Arm beschleunigt und die Zertrümmerung des Mittelstandes weiter vorangetrieben zu haben. Angefangen haben diese Ungerechtigkeiten bei Kohl, aber Schröder hat sie ordentlich forciert. Die unsoziale SPD hat dafür gesorgt, dass Arbeitslose höchstens für ein Jahr ALG erhalten (außer du bist 60, dann dürfen es auch zwei Jahre sein, aber dann musst du 4 Jahre am Stück eingezahlt haben), um dann aus der Arbeitslosenstatistik zu fallen und in Hartz IV abzurutschen, fortan geltend als arbeitsscheue Sozialschmaro… ach nein, das ist zu hart, sagen wir „sozial Bedürftige“, und das nach einem Jahr. Aber die Statistik sieht halt toll aus, wie aktuell unter 2,5 Millionen – klar. Sehr viele der Arbeitslosen gehen in Rente oder Frührente, weil es aussichtslos ist, ab 50+ noch einen Job ergattern zu wollen. Schon gar einen unbefristeten – welch ein Traum. Und ist man erst in Hartz IV, gibt es neben all den Demütigungen seitens der Ämter kaum mehr eine Chance, da jemals wieder rauszukommen. Jener berühmte Peter Hartz übrigens, der wegen Untreue verurteilt wurde, beklagte einst, dass er das so gar nicht gewollt habe. Die Firmen jedenfalls freuen sich über die günstigen Arbeitnehmer, die egal wie viel sie verdienen, zu ihrem Satz 160 Euro zusätzlich haben dürfen, und bieten nur befristete Verträge an. Die mittels der einen und anderen Gesetzesauslegung quasi unendlich verlängert werden können.
Also jener Gerhard Schröder jedenfalls ist der Meinung, eine halbe Million Euro von den Steuerzahlern ohne Gegenleistung (nicht mal moralischer Art) kassieren zu dürfen, weil er nämlich Privatmann sei und es deshalb niemanden was anginge, wenn er in eine bedenkliche Firma eines mit Sanktionen bedachten Staates geht, in dem Demokratie nicht allzu groß geschrieben wird. „Ja, na und? Das Geld hat überall dieselbe Farbe, und ich muss 4 mal Alimente zahlen. Na, irgendwoher muss das Geld ja kommen, gell? Und die Russen hab ich so richtig lieb und die mich auch. Also, wer kann da schon widerstehen!“
Und angesichts solcher strahlender Vorbilder wundert sich die S UPD, die Unsozialste Partei Deutschlands, die sich einen Dreck schert um mehr soziale Gerechtigkeit, die nicht mal Wahlkampfthema war, warum sie keiner mehr wählen will.
Ich hab’s schon öfter geschrieben – ein Glück, dass mein Papa das nicht mehr erleben muss. Siehe hier in der SZ

Frau Merkel findet, dass sie alles richtig gemacht hat und ist mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden. Sie scheint nicht der Ansicht zu sein, dass sie sich jetzt mal bewegen muss, sondern möchte gern weiter beim Aussitzen und dem Volk so fern wie möglich bleiben. Das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 findet sie knorke! Sie hat wohl noch nicht gemerkt, dass sie mit diesen lächerlichen Prozenten nix, aber auch gar nix entscheiden und regieren kann. Aber gut, sie ist ja auch der Ansicht, dass der Durchschnittsbürger 3000 Euro netto im Monat hat und dass man sehr wohl von 800 Euro netto im Monat etwas für die Altersvorsorge zurücklegen kann.

Die „ich hau denen in die Fresse“-Nahles biedert sich nahtlos bei der Linken an, in der Hoffnung, die Prozente von dort färben auf die SPD ab. Ja nee is klar, rechtsradikal ist igitt, aber linksradikales SED-Erbe ist dufte. Siehe hier SPON Es seien nicht alle nur nett, die kommen – stimmt. Einige Unnette sind schon seit immer da. Wie Sie, Frau Nahles, die Sie mal die Andrea auf SF-Cons waren. Warum ist eigentlich der Schulz aus Brüssel weg? Den Wahlkampf führt er 1 Minute nach der Wahl und ansonsten hat er nichts zu sagen. Also dem Volk. Unter seinem Vorsitz und mit der Nahles bei der Hand hat die SchwachPD bei den nächsten Wahlen, und ich rede hier nicht von Bayern, vielleicht noch um die 12%.

Die Petry ist, obwohl stark rechts, genauso schlau wie Schröder, auch genauso verlogen und amoralisch. Sie hat gemerkt, ihre Braunpartei ist im Aufwind, mach ich mich mal schnell stark, und meinen Mann nehm ich auch mit ins Boot. Weil, wir haben ganz viele Schulden, die müssen irgendwann weg. Dann warte ich die Wahl ab (eingeblendetes Didi-Hallervorden „höhöhö“), freue mich über mein Direktmandat (eingeblendetes Otto „hihihihi“), zeige der Partei den Stinkefinger und scheffle meine Kohle als Fraktionslose für vier Jahre. Boah, das saniert! Halbherzig behaupte ich, eine eigene Partei gründen zu wollen (eingeblendetes Rocky-Horror-Picture-Show „muahahaha“) und vergieße Krokodilstränen, wie erleichtert ich mich jetzt fühle nach den schrecklichen Jahren (eingeblendetes Konservenlachen aus „Big Bang Theory“).

Immerhin, den Schäuble sind wir endlich los, ein verlogener Tattergreis, der genauso wenig wie Seehofer weiß, wann man aufhören muss. Selbstgefällig und eitel, bah, da kann’s einem anders werden. Immerhin, den Dobrindt haben wir Bayern los (keine Ursache, Berlin, gern geschehen!), aber der Söder, der ist jetzt schon dabei, gegen die Rückenlehne des Chefsessels zu drücken, um den Präsi demnächst – also nächstes Jahr zu den Landtagswahlen – mit Schwung aus dem Sessel zu katapultieren. Endlich, endlich, endlich wird es soweit sein! Der bissige kleine Yorkshire, diese dauerkläffende Trethupe, inzwischen selbst schon nach Jahrzehnten ordentlich in die Jahre gekommen, hat bewiesen, Beharrlichkeit siegt! „Dann werde ich allen zeigen, dass es noch Schlimmeres als Seehofer gibt – mich!“

Bin mal gespannt, wann ich aufwache. Denn ich muss in der schlechtesten Cabaret-Show aller Zeiten eingepennt sein.

Ein schwarzer Tag

Nicht für die AfD, o nein, im Gegenteil, die wird vermutlich gerade den Mietvertrag für ein Bürohochhaus unterschreiben, so viel Ansturm wird sie erleben.

Bereits 1987 gab es einen ähnlichen Vorfall mit Khomeini, der ebenfalls eine Forderung stellte wie Erdogan, der sogar Diplomaten ausweisen ließ etc pp. Rudi Carrell und seine Familie mussten damals unter Polizeischutz gestellt werden. Die Regierung allerdings, damals Kohl, bezog sofort und eindeutig Stellung: Bei uns in Deutschland darf Satire das.

Und nun? Versucht Merkel es also zuerst wieder mit der Aussitz-Taktik, und als das nichts hilft, muss sie ans Mikro. Tagelang windet und dreht sie sich hin und her, schweigt, schweigt noch länger, berät sich mit Ministern und Juristen und was weiß ich wem – und entscheidet augenscheinlich allein, was zu tun ist, da von der Mit-Regierungspartei sofort öffentlich gemacht wird, dass sie diese Entscheidung nicht gut heißt. Ihre Kanzlerstimme gibt den Ausschlag. Merkel entspricht lieber der Forderung ihres ausländischen Freundes, anstatt sich einmal hinzustellen und zu sagen: „bei uns ist das so!“ und sich vor Böhmermann zu stellen, anstatt ihm einen Fußtritt zu verpassen. (Hier nachzulesen, Zitat „Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ein im ZDF ausgestrahltes und dann wieder gestrichenes Schmähgedicht Jan Böhmermanns über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als „bewusst verletzend“ kritisiert. Das habe sie in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu deutlich gemacht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.“ (Tagesschau) Sollte das Gericht nicht verurteilen, jo mei, dafür kann sie dann nichts, sie hat alles Nötige getan. Am schlimmsten hallt in mir nach, dass es „keine Vorverurteilung“ sei. Ja, was denn sonst? Vor allem, nachdem sie Kritik geübt hat? Kohl tat es nicht – was also stimmt hier nicht?

Eines frage ich mich sowieso ganz grüblerisch. Wer hat eigentlich diesen § ausgegraben und weitergeleitet? Die meisten befragten Juristen haben zugegeben, keine Ahnung davon gehabt zu haben und mussten erst mal nachlesen. Wäre der § präsent gewesen, hätte man ihn sicherlich schon längst abgeschafft. Also was/wer genau hat denn nun diese Lawine ausgelöst und Erdogan die Handhabe gegeben?

Es geht hier nicht darum, einem anderen Staatsoberhaupt vorzuführen, wie unser Rechtssystem funktioniert. Das weiß der längst. Erdogan hat einen deutschen Anwalt, und genau deswegen hat er diese Lawine überhaupt losgetreten und eine Staatsaffäre daraus gemacht. Weil er genau wusste, dass Merkel klein beigeben wird!
Es geht hier nicht um juristische Spitzfindigkeiten, nicht um abstrakte Technik, ob der das darf oder nicht, ob Judikative und Legislative getrennt sind. Dieser Fall ist POLITISCH, er kann nicht „rein juristisch gesehen …“ betrachtet werden. Erdogan schöpft rechtliche Mittel aus, aber ihm geht es nicht um Recht oder Gerechtigkeit, sondern um politisches Kalkül, wie weit er gehen kann.
Ab dem Moment, in dem Merkel die Staatsanwaltschaft ermächtigt, die Ermittlungen gegen Böhmermann aufzunehmen, hat auch sie politische Stellung bezogen und einer ausländischen Regierung erlaubt, sich in die Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen. Da sie zu keinem Zeitpunkt unsere anderen Gesetze zitiert hat, die unter anderem Satire erlauben, geht es nicht um die Gesetzgebung und die Handhabung damit.
Der hierbei zitierte §103 StGB stammt aus dem 19. Jahrhundert. Nur weil er noch da ist bedeutet das nicht, dass man ihn auch anwenden muss. In §104a steht eindeutig, dass die Regierung ermächtigen kann, es aber nicht muss. In dem Fall also, wenn sie schon nicht öffentlich Stellung beziehen will, hätte Merkel einfach sagen können: Die Ermächtigung erteile ich nicht. Ende der Geschichte. Von Rechtsbeugung könnte in dem Fall keine Rede sein.
Erdogan steht es jederzeit frei, Anzeige zu erstatten und selbst einen Antrag zu stellen. Aber was darüber hinaus geht, hat die Regierung nach dem Grundgesetz, in dem Meinungsfreiheit geregelt wird und ausdrücklich staatliche Zensur verboten ist, keinerlei Handlungsbedarf. Satire ist erlaubt.
Persönlich muss ich sagen, dass ich Böhmermanns Schmähverse unter aller Sau finde, ich hab es lieber intelligent formuliert und subtil, als untere Gürtellinie (um es freundlich zu formulieren). Aber mein persönlicher Geschmack tut nichts zur Sache. Der Böhmermann darf das. So steht’s im Gesetz. Und wenn nicht, dann kann das auch ohne Einschaltung der Regierung gerichtlich festgestellt werden.
Das hat nichts mit der Ermächtigung laut §103 StGB und der dort geregelten Strafe zu tun. Und auch nicht damit, eine Staatsaffäre daraus zu machen und seitens des Betroffenen Forderungen an einen befreundeten Staat zu stellen, anstatt nonchalant darüberzustehen. Neinnein, Erdogan ist unantastbar, nie ein Wort der Kritik ist erlaubt, nicht einmal ein Hauch davon. Nur zu Boden werfen und Stiefel lecken ist erlaubt. Wohlgemerkt haben wir hier jemanden als Regierenden eines angeblich modernen scheindemokratischen Staates, der Menschenwürde mit Füßen tritt, die Pressefreiheit abgeschafft hat, lieber die im Kampf gegen die Terrororganisation Daesh behilflichen Kurden abballert, der Frauen öffentlich verprügeln lässt und kund tut, dass jede Frau in ihrem Leben mindestens drei Kinder zu bekommen habe, jemanden, der von außen betrachtet möglicherweise zusehends an Größenwahn leidet und sein Land ganz offensichtlich in die Diktatur führt.

So jemandem müssen Grenzen gesetzt werden. So jemandem muss vor Augen geführt werden, wie Demokratie funktioniert (und nicht etwa dadurch, dass man neue Wahlen ansetzt, weil man die vorherige verloren hat), und dass man sich nicht alles erlauben kann. Jetzt wäre genau so ein Zeitpunkt gewesen.

Aber Sie, Frau Merkel, haben sich in meinen Augen als rückgratlos und prinzipienlos erwiesen. Sie sind für mich feige und  haben Ihr Land verraten. Und das, obwohl Sie es eigentlich besser wissen müssten. Oder trauern Sie der „DDR“ so sehr nach? Die Toten von Charlie Hebdo werden sich im Grab umdrehen. Und mir dreht sich der Magen um.

Gern können Sie mich jetzt auch anzeigen. Das hier ist nicht mal eine Satire.

Hier noch Links zu Extra 3 (das ist jetzt wieder Satire):

Erdowie, Erdowo, Erdogan; ein Lied, das sehr trefflich die diktatorischen Tendenzen Erdogans aufzeigt

Das Lied war übrigens der Song des Anstoßes, dessentwegen Erdogan den deutschen Botschafter einbestellt hatte, und Böhmermann setzte daraufhin seine Satire.

und: Johannes Schlüter, der Erdogan-Pilot – das bringt einen wenigstens wieder zum Lachen.

Sehr geehrte Frau Merkel,

bitte tun Sie endlich mal das, wofür Sie Geld verdienen, und tun Sie was. Sitzen Sie es nicht aus, sagen Sie nicht „wir schaffen das“ und meinen damit in Wirklichkeit die anderen. Glauben Sie nicht, dass Aussitzen durch Schweigen immer von Vorteil ist. Respektieren Sie bitte unsere Demokratie, respektieren Sie das Grundgesetz, respektieren Sie, dass man in diesem Land den Mund aufmachen darf, ohne dafür ins Gefängnis gesteckt zu werden (was noch die harmloseste Variante ist). Respektieren Sie, sonst wird dieses Land an sich zur Farce, zur hohlen Lüge, die es für viele dort draußen bereits ist. Zeigen Sie endlich mal Mumm, einem Diktator zu sagen, dass er Grenzen hat. Gerade Sie sollten wissen, was eine Diktatur ist, da, wo Sie herkommen. Oder sehnen Sie sich nach diesen alten Zeiten zurück? Dann müssten Sie sich über die AfD, Legida und Pegida ja nur so freuen, die den Boden dafür bereiten. Tun Sie deshalb nichts dagegen?

Ich hab die Petition, Sie zu loben, nicht unterschrieben, und ich hab auch nicht auf Facebook geliked oder geteilt, wie großartig Sie sind. Der Ansicht bin ich nicht. Gewiss, Sie haben einige gute Aktionen gebracht, und Sie haben nicht das „sozial“ gestrichen so wie diejenigen, die sich auf ihren Ursprung als Arbeiterpartei berufen. Doch das, meine liebe Bundeskanzlerin, ist verdammt nochmal Ihr Job und hat kein Lob verdient. Ich meine, gut, wer Ihnen unbedingt applaudieren will, tut das auch im Sangriabomber nach Mallorca nach geglückter Landung. Aber genau wie vom Piloten erwarte ich auch von Ihnen, dass mein Flug sicher verläuft und die Landung weich ist. Ich erwarte, dass Sie Ihren Job gut machen. Sonst haben Sie ihn nicht verdient. Kanzler zu sein bedeutet mehr als in den Sessel zu pupsen.

Genau wie Ihr Vorgänger scheinen Sie aber doch nicht mehr als ein Schaumschläger zu sein, perfekt darin, das richtige Wort zur richtigen Zeit zu sagen, aber dann nichts mehr zu tun und sich einen Dreck um die Konsequenzen zu scheren. Sie haben marketingtechnisch gut ausgetüftelt Ihr Image als „mächtigste Frau der Welt“ (oder Europas, oder was auch immer) hingebügelt, bis es jeder geglaubt hat. Dann schaut auch keiner mehr hinter die Kulissen. Hinter denen Sie die Arbeit, nachdem Sie Ihre Entscheidung gefällt haben, den anderen überlassen, ob die damit nun zurechtkommen können oder nicht. Um wen genau scheren Sie sich denn? Nicht ums Volk, dessen Vertretung Sie darstellen, von dem Sie bezahlt werden.

Ich weiß nicht, wer Sie sind, Frau Merkel, und vor allem weiß ich nicht, wo Sie sind. Ich könnte Ihnen sagen, wo Sie sein sollten, aber ich kann Sie ja leider nicht erreichen.

Philosophische Gedanken und Lösungsansätze

In der neuen Zürcher Zeitung ist ein sehr ausführliches Interview von René Scheu mit dem slowenischen Philosophen Slavoj Žižek (das musste ich jetzt mit Copy&Paste einfügen) erschienen. Slavoj Žižek gibt sich als Misanthrop, als Kommunist und als streitbarer Philosoph, und er ist in jedem Fall Letzteres. Ersteres? Nein. Dafür denkt er viel zu positiv und intensiv über die Zukunft der Menschen nach. Kommunist? Ja klar, auf eine exzentrische, philosophische Weise (Liberal? Gott bewahre! Ich bin überzeugter Kommunist. Aber all diese Sittenwächter, die festlegen, was gesagt und nicht gesagt werden darf, gehen mir auf die Nerven.), mit der ich mich  – zumindest durch einige Antworten in diesem Interview – anfreunden kann. Das Positive und Interessante dabei ist, dass er nicht nur darüber redet, was alles falsch gemacht wird, sondern, wie im Fall der Flüchtlinge, sogar vernünftige und sinnvolle Lösungen anbietet. Das ist mal ganz was Neues. Gerade in der Politik und darin vor allem früher die Grünen tut man sich doch darin hervor, nur zu kritisieren und beispielsweise zu sagen „das muss verboten werden“, ohne Alternativen zu bieten. Kritik ist natürlich immer einfach, und Kritik darf sich auch das Volk erlauben – nicht aber die Politik. Die hat gefälligst zu handeln. Und genau wie ich und viele andere wirft Žižek Merkel vor, dass sie zwar einen wirklich! guten Ansatz geboten hat mit „wir schaffen das“, aber sich danach tatenlos zurückgezogen hat und nun wie seit Beginn ihrer ersten Amtszeit den Dingen einfach ihren Lauf lässt und davon ausgeht, die anderen werden es schon richten. Merkel scheint es schlichtweg nicht im mindesten zu interessieren, was in ihrem eigenen Land durch zunehmende Rechtsextremisten, AfD, Pegida&Co passiert. Zumindest habe ich von ihr noch nie eine Äußerung in der Richtung gehört: Mal Position beziehen, mal mit dem Volk reden, deutlich machen, was der richtige und was der falsche Weg ist. Alles, was Extremismus betrifft, kennt keine Grauzone, außer vielleicht in der Hinsicht, dass es nur falsch und total falsch gibt. Nur leider macht Merkel das nie deutlich. Sie lässt die braune Suppe ungehindert weiterkochen.

Jedenfalls, das Interview ist lang und lesenswert. Damit ist nicht gemeint, dass man allen Ansichten zustimmen muss. Aber es sind doch verdammt viele beachtenswerte Ansätze dabei, und das in klugen Worten gut verständlich, und das ist gerade bei Philosophen ja nun gar keine Selbstverständlichkeit, auf den Punkt gebracht. (Der Interviewer versteht übrigens sein Handwerk und ist kompetent.) Ein paar Zitate möchte ich bringen: Unter Bezugnahme auf ein paar jüngere Ideen meines amerikanischen Freundes Fredric Jameson habe ich dafür plädiert, die Armee in der Flüchtlingskrise zum Einsatz zu bringen – nicht um die EU-Aussengrenzen unter Androhung von Waffengewalt zu schützen, sondern um im Innern für geordnete Verhältnisse zu sorgen und um Camps in Nordafrika und im Nahen Osten einzurichten, in denen die Flüchtlinge begrüsst, registriert werden und ihr Status abgeklärt wird. Anerkannte Flüchtlinge könnten dann risikolos mit dem Flugzeug nach Europa gebracht und möglichst schnell in den Arbeitsprozess integriert werden. / Tja, wie wär’s damit? Das ist doch sinnvoll, oder? Ok, schon allein deswegen ist es abgelehnt. Politik halt. Wir sollten nicht Unordnung importieren, sondern Ordnung exportieren! Dieser Satz wird mehrmals erläutert und ergibt schlichtweg Sinn. / Ich glaube nicht an das, was die meisten Medien kolportieren – dass wir mitten in einem Krieg gegen den «Islamischen Staat» stecken. Wir haben es mit einem Kampf der Kulturen zu tun, doch findet dieser innerhalb jeder Kultur statt: die USA und Westeuropa gegen Russland, die Sunniten gegen die Schiiten usw. Alle geben vor, gegen den IS zu kämpfen – er ist sozusagen der Fetisch, den sie nutzen, um ihren jeweiligen wahren Feind zu treffen. Tja!

Der Rest ist

„nzz.ch, liberalgott“

nachzulesen. Hervorragende Denkansätze, mithilfe derer man einen Lösungsansatz ausarbeiten könnte. Es könnte funktionieren! Wenn es die Politik doch nur interessieren würde …

Noch sechs Wochen

Also, das muss jetzt doch mal angemerkt werden: So etwas habe ich in meiner 30jährigen Wahlmündigkeit noch nicht erlebt.
Da stehen Bundestagswahlen an – und weder Regierung, noch Opposition, noch Parteien insgesamt interessiert es. Es findet kein Wahlkampf statt, die Versprechungen, die jetzt gemacht werden, sind so lächerlich durchschau- und vor allem unrealisierbar, dass noch mein Hund das kapiert, und was „Politik“ überhaupt tun will – keine Rede.
Merkel tut genau das, was sie immer tut – nichts. Angetrieben von Lustlosigkeit (und ja, Frau Merkel, die Arbeitslosen sind Ihnen egal, genauso wie alles andere, z.B. dass der Chef einer Pleitefirma, die seit Jahren massenhaft Arbeitsplätze abbaut, 77 Millionen Jahresgehalt bekommt, oder dass Banker sich von den Staatszuschüssen überdimensionierte Boni auszahlen, obwohl die bezuschusste Bank ohne Finanzspritze angeblich insolvent ist) geht sie – und auch noch nicht zu Unrecht – davon aus, dass der Bürger sie mangels Alternative wiederwählen wird.
Steinmeier will auch Kanzler werden, weiß aber gar nicht, wie das geht und was er dann eigentlich machen soll. So präsentiert er sich seit seiner Aufstellung als Gegenkandidat der Öffentlichkeit. Wie soll man jemanden wählen, der keine Ahnung hat? Irgendwelche Motivation oder Antrieb, etwas vorwärtsbringen oder bewegen zu wollen, kann ich leider auch hier nicht feststellen. Der Mann hat kein Profil, keine Persönlichkeit, er stellt nichts dar. Das männliche Pendant zu Merkel.
Baukasten oder Sandkasten? Wir haben die Wahl!
Aber uns Wählern ist es längst klar: Die Wahl ist schon lange gelaufen, es steht schon alles fest. Es gibt keinen Wahlkampf, weil die Parteien längst untereinander abgesprochen haben, wer nach der Wahl was machen wird, und sich alle einig sind.
Es wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern. Keiner der regierungswilligen Politiker zeigt auch nur einen Ansatz von Volksvertretung und Plan, und die anderen machen sowieso, was sie wollen. Es gibt keine Opposition mehr, es gibt aber auch keine Regierung, und die farbenfrohen Dauernörgler haben sowieso weder Linie noch Peil.
Soll ich euch was sagen? Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal dieser verbitterten Meinung sein würde: Da ist mir Berlusconi noch lieber.
Und soll ich euch noch was sagen? Ich werde gar keinen von euch wählen, weil ich die Nase voll habe. Denn ob wählen oder nicht, es ändert sich doch sowieso nichts. Ihr macht das, was ihr wollt und am besten könnt: NICHTS. Schweigen, Klüngeln, Lügen, das ist alles, was ihr tut.
Ich kann es vor meinem Gewissen nicht verantworten, auch nur einen einzigen von euch zu wählen.