Live nach Neun: Über Heftromane


Vor ein paar Wochen erhielt ich eine unerwartete Mail – die ARD, genauer gesagt der Sender WDR, fragte bei mir an, ob ich Lust hätte, via Skype in der Sendung aufzutreten, und zwar zum Thema „Groschenhefte“. Was bei mir sofort ein heftiges Schnauben auslöste und ich in den folgenden Telefonaten so lange korrigierte, bis man tatsächlich zu „Heftroman“ überging.
Wir hatten zwei längere Vorgespräche und einen Skype-Test, ob die Verbindung überhaupt hinhaut. Ich musste dazu mein seit vier Jahren brachliegendes Skype-Konto reaktivieren, aber das klappte und die Verbindung auch.
So erhielt ich dann den Termin für heute gegen 9:30. Kurz vor halb 9 rief mich das Studio an und stellte die Verbindung her, auch das klappte gut. Ich hatte Gelegenheit, ein paar Worte mit Isabel Varell zu plaudern. Sie ist ja nur 4 Tage älter als ich und ich finde, wir haben uns beide super gehalten. Isabel noch mehr, da sie, hüstel, kein Problem mit der Waage hat. Oder keinen Kühlschrank.
Die Wartezeit von weniger als einer Stunde dann war wie immer am unangenehmsten, denn man kann gar nichts dazwischen machen. An der Haustür hängt „Bitte nicht klingeln“, das Handy ist auf „bitte nicht stören“, der Ehemann hat die drei Hunde nach oben verfrachtet und die Tür zum Wohnzimmer ist geschlossen. Lediglich ein Unsicherheitsfaktor besteht noch, der schwarze Kater schläft auf dem Stuhl neben mir, aber wer liebt keinen Cat-Content?
Entspannt bin ich trotzdem nicht. Da vermisse ich dann doch das Studio – da gibt es Maske, Vorgespräch, Plaudereien. Und vor allem hatte ich bereits akribisch die beste Position und Haltung ausgetüftelt, samt Licht und so, dass ich mich nicht mehr zu bewegen wagte. Immer wieder kontrollierte ich im Skype-Testbild, ob noch alles passt, das Headset richtig sitzt, die Haare gut aussehen, die Perry Rhodan-Schrift auf dem Shirt gut zu sehen ist und der Hintergrund passt. Das Licht ist ja das größte Problem. Da in meinem Büro das Fenster hinter mir ist und ein Blick in dieses Chaos sowieso bei Todesstrafe verboten, bin ich in die Küche umgezogen, wo ich auch eine schöne Rückwand habe: Holzvertäfelung und viele Fotos mit Blumen und Landschaft. Rolladen nur halb zu, da es draußen eh dunkeltrüb ist, Deckenlicht eingestellt, indirekte Beleuchtung angemacht. Gefroren wie sonst was, weil wir in der knappen Zeit noch nicht einheizen konnten und es ist draußen grad mal 3° „warm“. Eisheilige halt.
Der Perry-Kaffeebecher steht auch bereit, die aktuellen Hefte dazu, und dann habe ich mich auch noch gesondert auf die unoriginellste und unbeliebteste aller Fragen vorbereitet, die dann gar nicht gestellt wurde. Sowas!
Kurz vor halb zehn werde ich wieder angebimmelt und dann steht die Verbindung.
Im Vorspann werden zwar hauptsächlich uralte Liebesromane gezeigt, aber mir ist das egal: solange ich nicht explizit zu diesen befragt werde, konzentriere ich mich nur auf Perry.
Und schon geht es los, und ich halte zum Guten-Morgen-Gruß stilecht die Perry-Tasse ins Sichtfeld, mein Shirt ist auch gut in Szene, die Frisur sitzt, also dann, nix kann passieren.
Okay, die Fragen hatten wir vorher nicht, aber das macht nichts. Ich hab damit gerechnet, bin auf alles vorbereitet, und so kommen wir auf fast drei Minuten, die fix rum sind wie nix, und dabei hätte ich noch viel mehr sagen können. Worauf ich besonders stolz bin: Ich habe mir nicht einmal ins Gesicht gefasst, obwohl die Nase wie verrückt juckte und ich die Königin des Ins-Gesicht-Tatschens bin.
Dann wird die Verlosung meines aktuellen NEO 225 angekündigt, den ich besonders gern mag. Wer es nicht weiß, ich bin Formel-1-Fan und habe schon als Kind alle Autorennen-Filme gesehen, und natürlich Bullitt. Und in dem Roman habe ich ein Rennen gestalten dürfen, das Karaketta, auf das ich mich unglaublich gefreut habe, wroom wroooooom, ich hab’s krachen lassen, mit Totalschaden und allem. Und als weitere Handlung das Game of Throne, herrliche Intrigen und Tote.
Ich bin derweil schon wieder draußen aus der Schalte und erst mal froh, es geschafft zu haben, und dann gibt’s Kaffee und Heizung. Und Klamottenwechsel, denn jetzt geht’s in den Stall zum Misten. Immer gut, wenn man eh grad voller Energie steckt.
Am Nachmittag ruft das Studio nochmal an: Man war sehr zufrieden mit dem Beitrag und mit mir auch. Prima. Ich ebenso. Schön, mal wieder im Fernsehen gewesen zu sein, lange ist’s her, wenngleich auch nur auf digitalem Wege. Dennoch – hat Spaß gemacht.
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