Eilt: Gerechtigkeit und Pressefreiheit für türkischen Journalisten

Am Wochenende fliegt Merkel zu ihrem türkischen Freund. Natürlich wird sie ihn weiter beschleimen, wie sie es bisher getan hat, um irgendwie aus der Flüchtlingskrise rauszukommen, genauso wie sie ihm mitsamt der EU noch 6 Milliarden in den Hintern blasen will (er wird für seine Dienste bezahlt, aber Merkel glaubt, sie wäre abhängig von seinem Goodwill), und die hier verlinkte Petition wird sie einen Scheiß interessieren, so wie alles sie einen Scheiß interessiert, solange ihr Sessel schön breit und warm ist – dennoch sollte sie wissen, dass uns die Menschenrechte wichtig sind, die Pressefreiheit, die Demokratie (von der Merkel offenbar, wie sich nach all den Jahren immer mehr herauskristallisiert, am wenigsten Ahnung hat), und eine mit mehr als hunderttausend Unterschriften vollgepackte Petition im Gepäck haben, die auffordert, einen Journalisten, dem lebenslang droht, freizulassen. Denn auf einen fairen Prozess darf man nicht hoffen – die Gerichte in der Türkei haben seine Verurteilung ja sogar abgelehnt, aber das Staatsoberhaupt hat sich damit nicht einverstanden erklärt und sich darüber hinweggesetzt.

 

Und es ist eben doch kein Sieg

Natürlich sind die Meinungen gespalten, sogar deutsche Zeitungen (sic!) halten die Entscheidung Merkels für gut und richtig. Noch einmal: es geht hier nicht um juristische Korrektheit und auch nicht um den Rechtsstaat. Es soweit kommen zu lassen, dass der Staat die Staatsanwaltschaft dazu ermächtigt, gegen einen ihrer Bürger Klage zu erheben, schließt die Trennung von Staat und Recht aus! Noch dazu ist es blanker Hohn zu sagen: „Also dieser Paragraf ist ja wohl total retro, den schaffen wir jetzt ab, den brauchen wir nicht mehr – aber vorher wenden wir ihn übrigens noch mal an!“, das führt doch schon alles ad absurdum! Nein, das ist kein Sieg, das kann kein Sieg sein, ganz im Gegenteil sogar.
Es ist nicht so, dass Erdogan mit dieser Entscheidung gezeigt wird, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist, denn er hat ja erreicht, was er wollte: es wird Klage erhoben! Seine Privatklage wäre ja womöglich abgewiesen worden, aber nun wird tatsächlich gerichtlich geklärt, was ein Satiriker sagen darf.
Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, ob Böhmermann verurteilt wird oder nicht (und das wird er, daran zweifle ich keine Sekunde), sondern es genügt schon, dass ein ausländisches Staatsoberhaupt sagt: Der in Deutschland darf so nicht über mich reden, klagt ihn an, verbietet ihm den Mund!
Und Deutschland gehorcht.
Ist das nun Fakt oder nicht? Wie kann man das anders auslegen?
Wir mit unseren unterschiedlichen Meinungen darüber werfen uns gegenseitig vor, nicht zu verstehen. Aber was bitte verstehe ich denn daran nicht?

Vielleicht finde ich ja nicht die richtigen Worte. Und ich bin ja auch nicht wirklich betroffen, bin ja Deutsche und keine Journalistin. Aber wie sieht es denn im Ausland aus? Das Ausland schüttelt seinen jeweiligen Kopf über uns. Kann in der Tat nicht verstehen, was Merkel dazu bewogen hat, einen Paragrafen, den sie abschaffen will, zum Schluss noch einmal anzuwenden, ohne dass eine Notwendigkeit dafür bestanden hätte.

Aber gehen wir doch mal dorthin, wo der Verursacher dieses Zwistes sitzt: die Türkei. Was sagen denn die Journalisten dort? Denn genau die sollten die Entscheidung eigentlich richtig verstehen, oder? Die wissen, was daraus entstehen wird.

Und was sagen sie? Die Journalisten sind entsetzt. Sie befürchten, dass von nun an bei ihnen alles noch viel schlimmer wird. Erdogan schafft es, dem Ausland den Mund zu verbieten – nun wird er im Inland überhaupt keine Grenzen mehr kennen. Unter Journalisten schürt die Entscheidung die Sorge vor mehr Unterdrückung.

Wer das aus berufenem Munde von Betroffenen immer noch nicht verstehen kann und weiterhin Merkels Sieg feiert, ganz ehrlich, dem ist nicht mehr zu helfen.

 

Ein schwarzer Tag

Nicht für die AfD, o nein, im Gegenteil, die wird vermutlich gerade den Mietvertrag für ein Bürohochhaus unterschreiben, so viel Ansturm wird sie erleben.

Bereits 1987 gab es einen ähnlichen Vorfall mit Khomeini, der ebenfalls eine Forderung stellte wie Erdogan, der sogar Diplomaten ausweisen ließ etc pp. Rudi Carrell und seine Familie mussten damals unter Polizeischutz gestellt werden. Die Regierung allerdings, damals Kohl, bezog sofort und eindeutig Stellung: Bei uns in Deutschland darf Satire das.

Und nun? Versucht Merkel es also zuerst wieder mit der Aussitz-Taktik, und als das nichts hilft, muss sie ans Mikro. Tagelang windet und dreht sie sich hin und her, schweigt, schweigt noch länger, berät sich mit Ministern und Juristen und was weiß ich wem – und entscheidet augenscheinlich allein, was zu tun ist, da von der Mit-Regierungspartei sofort öffentlich gemacht wird, dass sie diese Entscheidung nicht gut heißt. Ihre Kanzlerstimme gibt den Ausschlag. Merkel entspricht lieber der Forderung ihres ausländischen Freundes, anstatt sich einmal hinzustellen und zu sagen: „bei uns ist das so!“ und sich vor Böhmermann zu stellen, anstatt ihm einen Fußtritt zu verpassen. (Hier nachzulesen, Zitat „Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ein im ZDF ausgestrahltes und dann wieder gestrichenes Schmähgedicht Jan Böhmermanns über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als „bewusst verletzend“ kritisiert. Das habe sie in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu deutlich gemacht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.“ (Tagesschau) Sollte das Gericht nicht verurteilen, jo mei, dafür kann sie dann nichts, sie hat alles Nötige getan. Am schlimmsten hallt in mir nach, dass es „keine Vorverurteilung“ sei. Ja, was denn sonst? Vor allem, nachdem sie Kritik geübt hat? Kohl tat es nicht – was also stimmt hier nicht?

Eines frage ich mich sowieso ganz grüblerisch. Wer hat eigentlich diesen § ausgegraben und weitergeleitet? Die meisten befragten Juristen haben zugegeben, keine Ahnung davon gehabt zu haben und mussten erst mal nachlesen. Wäre der § präsent gewesen, hätte man ihn sicherlich schon längst abgeschafft. Also was/wer genau hat denn nun diese Lawine ausgelöst und Erdogan die Handhabe gegeben?

Es geht hier nicht darum, einem anderen Staatsoberhaupt vorzuführen, wie unser Rechtssystem funktioniert. Das weiß der längst. Erdogan hat einen deutschen Anwalt, und genau deswegen hat er diese Lawine überhaupt losgetreten und eine Staatsaffäre daraus gemacht. Weil er genau wusste, dass Merkel klein beigeben wird!
Es geht hier nicht um juristische Spitzfindigkeiten, nicht um abstrakte Technik, ob der das darf oder nicht, ob Judikative und Legislative getrennt sind. Dieser Fall ist POLITISCH, er kann nicht „rein juristisch gesehen …“ betrachtet werden. Erdogan schöpft rechtliche Mittel aus, aber ihm geht es nicht um Recht oder Gerechtigkeit, sondern um politisches Kalkül, wie weit er gehen kann.
Ab dem Moment, in dem Merkel die Staatsanwaltschaft ermächtigt, die Ermittlungen gegen Böhmermann aufzunehmen, hat auch sie politische Stellung bezogen und einer ausländischen Regierung erlaubt, sich in die Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen. Da sie zu keinem Zeitpunkt unsere anderen Gesetze zitiert hat, die unter anderem Satire erlauben, geht es nicht um die Gesetzgebung und die Handhabung damit.
Der hierbei zitierte §103 StGB stammt aus dem 19. Jahrhundert. Nur weil er noch da ist bedeutet das nicht, dass man ihn auch anwenden muss. In §104a steht eindeutig, dass die Regierung ermächtigen kann, es aber nicht muss. In dem Fall also, wenn sie schon nicht öffentlich Stellung beziehen will, hätte Merkel einfach sagen können: Die Ermächtigung erteile ich nicht. Ende der Geschichte. Von Rechtsbeugung könnte in dem Fall keine Rede sein.
Erdogan steht es jederzeit frei, Anzeige zu erstatten und selbst einen Antrag zu stellen. Aber was darüber hinaus geht, hat die Regierung nach dem Grundgesetz, in dem Meinungsfreiheit geregelt wird und ausdrücklich staatliche Zensur verboten ist, keinerlei Handlungsbedarf. Satire ist erlaubt.
Persönlich muss ich sagen, dass ich Böhmermanns Schmähverse unter aller Sau finde, ich hab es lieber intelligent formuliert und subtil, als untere Gürtellinie (um es freundlich zu formulieren). Aber mein persönlicher Geschmack tut nichts zur Sache. Der Böhmermann darf das. So steht’s im Gesetz. Und wenn nicht, dann kann das auch ohne Einschaltung der Regierung gerichtlich festgestellt werden.
Das hat nichts mit der Ermächtigung laut §103 StGB und der dort geregelten Strafe zu tun. Und auch nicht damit, eine Staatsaffäre daraus zu machen und seitens des Betroffenen Forderungen an einen befreundeten Staat zu stellen, anstatt nonchalant darüberzustehen. Neinnein, Erdogan ist unantastbar, nie ein Wort der Kritik ist erlaubt, nicht einmal ein Hauch davon. Nur zu Boden werfen und Stiefel lecken ist erlaubt. Wohlgemerkt haben wir hier jemanden als Regierenden eines angeblich modernen scheindemokratischen Staates, der Menschenwürde mit Füßen tritt, die Pressefreiheit abgeschafft hat, lieber die im Kampf gegen die Terrororganisation Daesh behilflichen Kurden abballert, der Frauen öffentlich verprügeln lässt und kund tut, dass jede Frau in ihrem Leben mindestens drei Kinder zu bekommen habe, jemanden, der von außen betrachtet möglicherweise zusehends an Größenwahn leidet und sein Land ganz offensichtlich in die Diktatur führt.

So jemandem müssen Grenzen gesetzt werden. So jemandem muss vor Augen geführt werden, wie Demokratie funktioniert (und nicht etwa dadurch, dass man neue Wahlen ansetzt, weil man die vorherige verloren hat), und dass man sich nicht alles erlauben kann. Jetzt wäre genau so ein Zeitpunkt gewesen.

Aber Sie, Frau Merkel, haben sich in meinen Augen als rückgratlos und prinzipienlos erwiesen. Sie sind für mich feige und  haben Ihr Land verraten. Und das, obwohl Sie es eigentlich besser wissen müssten. Oder trauern Sie der „DDR“ so sehr nach? Die Toten von Charlie Hebdo werden sich im Grab umdrehen. Und mir dreht sich der Magen um.

Gern können Sie mich jetzt auch anzeigen. Das hier ist nicht mal eine Satire.

Hier noch Links zu Extra 3 (das ist jetzt wieder Satire):

Erdowie, Erdowo, Erdogan; ein Lied, das sehr trefflich die diktatorischen Tendenzen Erdogans aufzeigt

Das Lied war übrigens der Song des Anstoßes, dessentwegen Erdogan den deutschen Botschafter einbestellt hatte, und Böhmermann setzte daraufhin seine Satire.

und: Johannes Schlüter, der Erdogan-Pilot – das bringt einen wenigstens wieder zum Lachen.

Sehr geehrte Frau Merkel,

bitte tun Sie endlich mal das, wofür Sie Geld verdienen, und tun Sie was. Sitzen Sie es nicht aus, sagen Sie nicht „wir schaffen das“ und meinen damit in Wirklichkeit die anderen. Glauben Sie nicht, dass Aussitzen durch Schweigen immer von Vorteil ist. Respektieren Sie bitte unsere Demokratie, respektieren Sie das Grundgesetz, respektieren Sie, dass man in diesem Land den Mund aufmachen darf, ohne dafür ins Gefängnis gesteckt zu werden (was noch die harmloseste Variante ist). Respektieren Sie, sonst wird dieses Land an sich zur Farce, zur hohlen Lüge, die es für viele dort draußen bereits ist. Zeigen Sie endlich mal Mumm, einem Diktator zu sagen, dass er Grenzen hat. Gerade Sie sollten wissen, was eine Diktatur ist, da, wo Sie herkommen. Oder sehnen Sie sich nach diesen alten Zeiten zurück? Dann müssten Sie sich über die AfD, Legida und Pegida ja nur so freuen, die den Boden dafür bereiten. Tun Sie deshalb nichts dagegen?

Ich hab die Petition, Sie zu loben, nicht unterschrieben, und ich hab auch nicht auf Facebook geliked oder geteilt, wie großartig Sie sind. Der Ansicht bin ich nicht. Gewiss, Sie haben einige gute Aktionen gebracht, und Sie haben nicht das „sozial“ gestrichen so wie diejenigen, die sich auf ihren Ursprung als Arbeiterpartei berufen. Doch das, meine liebe Bundeskanzlerin, ist verdammt nochmal Ihr Job und hat kein Lob verdient. Ich meine, gut, wer Ihnen unbedingt applaudieren will, tut das auch im Sangriabomber nach Mallorca nach geglückter Landung. Aber genau wie vom Piloten erwarte ich auch von Ihnen, dass mein Flug sicher verläuft und die Landung weich ist. Ich erwarte, dass Sie Ihren Job gut machen. Sonst haben Sie ihn nicht verdient. Kanzler zu sein bedeutet mehr als in den Sessel zu pupsen.

Genau wie Ihr Vorgänger scheinen Sie aber doch nicht mehr als ein Schaumschläger zu sein, perfekt darin, das richtige Wort zur richtigen Zeit zu sagen, aber dann nichts mehr zu tun und sich einen Dreck um die Konsequenzen zu scheren. Sie haben marketingtechnisch gut ausgetüftelt Ihr Image als „mächtigste Frau der Welt“ (oder Europas, oder was auch immer) hingebügelt, bis es jeder geglaubt hat. Dann schaut auch keiner mehr hinter die Kulissen. Hinter denen Sie die Arbeit, nachdem Sie Ihre Entscheidung gefällt haben, den anderen überlassen, ob die damit nun zurechtkommen können oder nicht. Um wen genau scheren Sie sich denn? Nicht ums Volk, dessen Vertretung Sie darstellen, von dem Sie bezahlt werden.

Ich weiß nicht, wer Sie sind, Frau Merkel, und vor allem weiß ich nicht, wo Sie sind. Ich könnte Ihnen sagen, wo Sie sein sollten, aber ich kann Sie ja leider nicht erreichen.

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9783927071674SteamPunk 6! Großbritannien, Ende 19. Jahrhundert. Der bedeutende „Lazarus-Moment“, eine besondere Mondfinsternis, steht bevor. Alle 18 Jahre kann ein Todkranker während dieses Ereignisses geheilt werden.
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