Wo ich nicht leben will

Das also ist Demokratie in Spanien? Wer Kritik am Staat äußert, wird verhaftet? Wenn eine Diktatur wie die Türkei die Inhaftierung unliebsamer Personen im Ausland fordert, wird dem sofort Folge geleistet – und dann werden sie nur durch Druck von außen freigelassen (mindestens ein Journalist ist dort immer noch inhaftiert), dürfen aber nicht einmal nach Hause nach Deutschland? Erst auf den Druck von außen hin nach Wochen? Und jetzt – auch noch innerstaatliche Abschaffung der Demkoratie?
Ging es nicht genau darum, als man gegen Franco den Aufstand probte – um Demokratie und freiheitliche Selbstbestimmung? (Lassen wir beiseite, dass es danach zuerst noch schlimmer wurde – meisterhaft inszeniert übrigens in dem Film „Pan’s Labyrinth“.) Was ist denn los in dem Land, haben die absolut gar nichts gelernt? Sich verändert? Erkannt, wohin das führt?
Vor vielen Jahren hatten wir ja mal damit geliebäugelt, wie so viele zur Rente ins warme Andalusien zu ziehen. Dieser Plan ist hiermit ein für alle Mal vom Tisch. In einem Land, in dem die Regierung ohne Einhaltung demokratischer Rechte willkürlich Verhaftungen durchführt, in dem eine Regierung Menschen, die friedlich zu einer Abstimmung gehen wollen, auf brutalste Weise niederknüppeln lässt, in dem die politischen Anführer einer Bewegung ohne Vorliegen einer Straftat inhaftiert werden – in so einem Land will ich mich nicht niederlassen.
Und ich frage mich, welchen Wert die EU eigentlich hat. Bisher war ich Befürworterin, aber so langsam kann ich die Briten verstehen. Von dem europäischen Gedanken sind wir heute weiter entfernt denn je, eine Gemeinschaft wird es nie geben. Das Konzept ist komplett fehlgeschlagen. Brüssel wird von Filz und Korruption beherrscht, und die Mitgliedsstaaten schaffen Stück für Stück die Demokratie ab.
Ich habe mich eigentlich als Europäerin gesehen, nun wird mir das genommen. Mir ist schon wieder schlecht …

Wo ich lebe, Teil 4

Ich befürchte so langsam, das wird eine Serie ohne Ende. Eine, die sich nicht abnutzt, was kaum zu glauben ist.

Da haben wir also die Frankfurter Buchmesse hinter uns gebracht. Schlagzeilen gab es, aber nicht die, auf die es ankam. (Nachträglicher Einschub: Doch, die Boulevard-Tageszeitungen von München haben davon berichtet, weil es um einen Münchner Verleger ging. Aber erst gestern!) Beispielsweise, dass ein über 70-Jähriger Verleger übel zugerichtet wird von einem Nazi (diminutiv als „Handgreiflichkeiten“ heruntergespielt – nein, gewiss nicht! Ich habe das Foto des Zusammengeschlagenen gesehen, das war mit der Faust mitten ins Gesicht. Handgreiflichkeit ist was anderes!!!). Dass es Hakenkreuze, hochgereckte Arme und „Heil-Hitler“-Grüße gab. Dass es Demos gab und die Nazis wiederum zugeschlagen haben. Dass die Polizei alles getreulich ignorierte, ebenso der Wachdienst der Messe. Und zum Hohn gibt es eine „Stellungnahme“ seitens der Messe und des Börsenvereins, die dem Fass den Boden ausschlägt. Falls jemand nicht weiß, was Zynismus ist – das ist die Definition davon. In Anlehnung an Mutti Merkel: „Wir haben alles richtig gemacht.“
NICHTS habt ihr richtig gemacht! VERSAGT habt ihr, die Gewalt ZUGELASSEN habt ihr, und ihr steht nicht einmal dazu, was ihr, Verzeihung, da kann man nicht mehr anders als derb werden, für eine SCHEISSE gebaut habt! Und auf so einer Veranstaltung vergebt ihr den FRIEDENSPREIS? Pfui, schämt euch!

Mir gehen langsam die Kotzeimer aus. Am besten, ich bleibe jetzt einfach hier in meiner Enklave und gehe nicht mehr raus. Und schreibe nur noch fröhlichen Eskapismus, in dem sich alle liebhaben, denn die Realität wird zusehends unerträglich.

Von Boos selbst in seinem Profil hochgeladen auf Facebook.
Und eine sehr kluge Antwort darauf, ebenfalls auf Facebook.

Hier eine Presseschau:
Zu den Prügeln gegen Verleger

Auftritt von Höcke und Demo