Rezension zu Sherlock Holmes taucht ab

9783927071766

Eine sehr lobende Rezension, über die wir uns natürlich sehr freuen, findet sich auf schreib-lust.de von Martina Sprenger zu dem Roman „Sherlock Holmes taucht ab“ von Tobias Bachmann und Sören Prescher. „Tobias Bachmann und Sören Prescher treffen in ihrem ersten gemeinsamen Roman den Geist der Geschichten Arthur Conan Doyles um den britischen Meisterdetektiv erstaunlich gut. Trotz der fantastischen Handlung und der aberwitzigen Einfälle ist diese Sherlock-Holmes-Adaption wohltuend altmodisch mit Verfolgungsjagden durch die Londoner Docks, geheimnisvollen Gelehrten und nächtlichen Droschkenfahrten. Es fehlt auch nicht die hilflose Schönheit, die aus den Händen skrupelloser Entführer gerettet werden muss.
Fazit: Klug konstruierte Geschichte voller überbordender fantastischer Einfälle, mit geschliffenen Dialogen und feiner Ironie erzählt. Bitte mehr davon.

Und Gott sprach: Wir müssen reden (Hans Rath)

Nach dem schwer verdaulichen Rowling-Ziegelstein musste ich mir etwas Vergnügliches gönnen. Und das hat ausgezeichnet hingehauen. Das Büchlein ist frisch erschienen und schon Bestseller, kein Wunder. Nach einem allerdings ziemlich zähen Einstieg mit der arg überstrapazierten „Exfrau-Mutter-erfolgreicher Bruder-Konstellation“ kommt die Geschichte schlagartig in Schwung und Fahrt mit viel Humor, Pointen, Ironie und auch Sarkasmus. Gott und wie er die Welt sah, mit Ausflügen u.a. nach Bayern zu Maria und Josef, die einen Sohn namens Christian haben, der aber das Zeugungsprodukt von Abel Baumann ist, der behauptet, Gott zu sein und deshalb einen Therapeuten sucht, der unser Ich-Erzähler ist, und der gerade selbst einen Therapeuten brauchen könnte. So schließt man nach und nach Freundschaft und hilft sich gegenseitig – und anderen. Der Text liest sich schnell und leicht, auf erfreulich moderater Seitenzahl. Ein vergnügliches, spritziges, intelligentes Weihnachts-Roadmovie mit bittersüßen Elementen. Ein tolles (vor allem genau passendes) Weihnachtsgeschenk an sich selbst und andere.

Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers


„Mein lieber Watson, die Windungen eines Frauengehirns, in denen es ständig von Emotionen wetterleuchtet, sind und bleiben rätselhaft.“
Sherlock Holmes – „Die Tochter des Henkers“
Die Autoren-Duos, in dem je einer die Rolle des Meisterdetektivs oder die seines Freundes Dr. Watson übernahm – Tanya Carpenter & Guido Krain, Erik Hauser & Oliver Plaschka, Désirée & Frank Hoese, Antje Ippensen & Margret Schwekendiek – entführen den Leser in spannende Fälle des klassischen Sherlock Holmes-Crimes.
Ob es das Rätsel eines Rad fahrenden Affen zu lösen gilt, mysteriöse Todesfälle in einem Kurhotel, die Geschehnisse um die Tochter des Henkers von London, oder aber die elementare Frage zu klären, ob es Sherlock Holmes nun wirklich gab.
Auf alles finden die Autoren eine spannende Antwort.
Crossvalley Smith schuf mit seinen Grafiken dazu noch optische Highlights.

Diese rundum gelungene Anthologie ist ab sofort lieferbar als Print und eBook (eBook ohne Illustrationen)!

Eben nicht nur ein Sportgerät.

Das ist natürlich nicht Totilas, sondern der Goer-Enkel FG Touch’n’Go, ein Appaloosa.

Ich bin ein Fan von Totilas. Ich habe ihn tanzen, schweben und gleiten gesehen. Seine Schönheit, seine Eleganz, seine Anmut, sein starker Ausdruck und sein Charme brachte mich zum Seufzen und Schwärmen. Er wurde „Wunderhengst“ genannt, weil er schier unglaubliche Leistungen vollbracht hat und den Gipfel des Dressur-Olymp erklomm. Keine Frage, dass da Begehren geweckt wird, wie noch mehr aus dem Hengst herauszuschlagen wäre – vor allem aus deutscher Haltung. Vor zwei Jahren wurden zehn Millionen hingeblättert.
Ein Millionengrab. Rappe und Reiter passen nicht zusammen, finden keine Kommunikationslinie, keine Einheit. Ein Versagen nach dem anderen, dazu Verletzungen – und auch noch, um das Unglück voll zu machen, Krankheit des Reiters, weshalb Olympia verpasst wurde. Um wenigstens einigermaßen wieder Geld reinzuholen, hätte Totilas inzwischen schon mindestens 1000 Stuten beglücken müssen. Wobei – mit gefrorenem Sperma ist das leicht möglich. Den Rekord des (längst verstorbenen) amerikanischen Appaloosa-Ausnahmehengstes Goer, der weltweit die höchste Nachkommenzahl (die geht in die Zehntausende) nachweisen kann (einer seiner Enkel steht übrigens bei uns im Stall, worauf wir sehr stolz sind) wird er vermutlich nicht brechen, aber er könnte schon so einige hundert, wenn nicht tausend Stuten bisher erfolgreich befruchtet haben. Insofern man bereit ist, die 8000 Euro Decktaxe hinzublättern. Und natürlich den entsprechenden Stuten-Stammbaum vorweisen kann.
Wie gut das bisher geklappt hat, steht nirgends, sehr wohl aber: Nächstes Jahr darf Totilas nicht. Obwohl das bei eingefrorenem Sperma schnurzpiepe ist (bei dieser Kategorie Zuchtbetrieb gibt es sowieso keinen Natursprung, und vermutlich genausowenig einen Decksprung), dreht Schockemöhle den Geldhahn eigenhändig ab, um Totilas voll auf den Sport zu konzentrieren.
Gewiss eine letzte Chance, denn das Pferd hat schon ein ordentliches Alter.
Jedenfalls hat Totilas es allen gezeigt. Er ist ein Lebewesen, kein Sportgerät, man kann mit ihm nicht machen, was man will. Oder fast nicht, Thema: Rollkur. Was auf Dauer aber nicht weiterhelfen wird.
Ich würde Totilas gerne mal wieder tanzen sehen. Noch lieber aber möchte ich, dass er weiterhin seinen Weg findet und den Menschen vorführt, dass er kein teures Möbelstück ist, das man umherschiebt, bis es passt.

Die Chroniken von Waldsee als eBook

Innerhalb rund zweieinhalb Monate hat die Trilogie als fabEbook die 3000er Marke an Downloads überschritten. Das ist ein großer Grund zur Freude.
Aber das ist beileibe nicht das einzige eBook – nächste Woche geht nämlich schon das 31. fabEbook „an den Start“, die großartige Sherlock Holmes-Anthologie „Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers“.
Schon werden alle 30 (und bald 31) Digitalen Bücher gelistet – und alle zum sagenhaft günstigen Preis. Durch die Vorschau auf Amazon kann man auch ein wenig im Text schmökern und geht dadurch noch weniger Risiko ein, zuzugreifen.

Ein plötzlicher Todesfall (J.K. Rowling)

Vorab gesagt: Ich habe mir das Buch nur gekauft, weil ich „es wissen will“. Allein der – dürftigen – Inhaltsangabe wegen hätte ich keinesfalls zugegriffen. (Dass die Inhaltsangabe nicht anders ausfallen kann, wird einem bald klar.) Und bei jedem anderen Autor hätte ich – bei diesen Zeilen auf S. 120 angelangt – auch längst das Handtuch geworfen. Aber ich habe mir zum Ziel gemacht, mich damit bis zum (bitteren?) Ende auseinanderzusetzen.
Noch etwas zur Buchausgabe: Fast 600 Seiten dickes Hardcover und kein Lesebändchen? Geht gar nicht.

Die Exposition geschieht auf den ersten drei Seiten. Ein Paar will seinen Hochzeitstag feiern, und der Mann, ein angesehenes Gemeindemitglied, fällt tot um. Der Plot: Welche Auswirkungen hat der Tod eines Einzelnen auf die Gesellschaft und Gemeinschaft im Allgemeinen und die Personen im Einzelnen sowie deren Beziehungen? Dies soll in einer Sozial- und Milieustudie geschildert werden. Dabei müssen auch politische Kriterien berücksichtigt werden.
So lautet die Aufgabenstellung.

Warum wir das Buch trotzdem nicht lesen müssen: Rowling erzählt uns nichts, was wir nicht schon bis ins Detail wissen. Sie beschreibt westliche Kulturauswüchse. Die angeprangerten Kriterien finden sich genau so überall in Deutschland. Und auch sonst in der westlichen Welt.

Und so werden auf den folgenden 120 Seiten nacheinander viele Personen vorgestellt und deren Verflechtungen. Handlungsschauplatz ist eine fiktive, idyllische kleine Gemeinde neben einer Stadt, mit der sie in Rivalität und im ewigen Unabhängigkeitskampf verbunden ist. Zwischen beiden Örtlichkeiten gibt es – Dorn im Auge der Idylle – ein Unterprivilegiertenghetto, das wie alle Ghettos aller Städte geschildert wird. In geraden Linien werden diverse Privilegierte und Unterprivilegierte vorgestellt, dazu pubertierende Teens beider Schichten, die anfangen, sich für Sex zu interessieren. Oder ihn schon kennen, weil sie unterprivilegiert sind und ihnen ohnehin nichts mehr neu ist in einer dreckigen Welt, in der sie schon frühzeitig Verantwortung übernehmen müssen. Neben dem Sexwunsch hassen Söhne ihre Väter oder rebellieren aus anderen Gründen, oder sie mobben Mitschüler, Töchter müssen zu früh zu viel Verantwortung übernehmen und werden deswegen zu Soziopathen; die Mütter sind erwartungsgemäß überfordert und nicht in der Lage, den Mann im Zaum zu halten, oder sie ignorieren schlichtweg die Realität und spielen ihren Männern unfairerweise etwas vor, oder sie sind Junkies, denen eh nicht mehr zu helfen ist; und dass die Eltern sowieso ihre Kinder verabscheuen, ist dann nur noch logisch. Diese Jugendlichenprobleme hätten ein Buch für sich ergeben, hier zerfasern sie leider die Geschichte und blasen klischeeüberfrachtet, störend und vor allem unnötig den dünnen Faden auf, ohne ihn wirklich zu füllen. (Nachtrag: An dieser Stelle hatte ich es noch nicht kapiert. Aber später.)

Ab Seite 100 werden dann die Verbindungen der geraden Linien untereinander geschaffen – die vor kurzem erst aus Liebe zugezogene Sozialarbeiterin als Bindeglied zwischen den Unterprivilegierten und den Privilegierten, ihr Freund ist der Geschäftspartner eines wichtigen Gemeindemitglieds, und die haben wiederum den Nachwuchs, der interagiert. Eingebettet in bis ins kleinste Detail ausgeführte und daher immer langatmiger werdende Beschreibungen von Straßen, Häusern und Räumen treffen sich die Personen zum Essen oder zum Einkaufen und parlieren über den plötzlichen Tod oder zeigen sich boshaft ungeliebten Schwiegertöchtern o.a. gegenüber. Gleichzeitig erfahren wir über eheliche Beziehungen, wie es „hinter der Fassade“ aussieht.

Erstes Fazit, was sich bis zum Ende bestätigt:
Die Dialoge sind weder pointiert, noch geschieht irgendeine Handlung, alle Personen reflektieren lediglich den Tod des netten Kerls. Um Sympathieträger will ich gar nicht erst ringen. Aber es gibt bisher einfach keine einzige Bezugsperson. Der Leser bleibt trotz aller Beschreibungen und innerer Monologe fein draußen aus der Geschichte und darf lediglich den Fenstergucker spielen.

Ungeliebt und unglücklich sind sie jedenfalls alle, Jugendliche wie Erwachsene, und machen sich permanent gegenseitig das Leben zur Hölle. Das Krasseste ist, dass in beiden Ortschaften, Pagford wie Fields (also mehr als ein paar Dutzend Leute), nicht ein einziger Mensch existiert, der zu einem anderen hält. Selbst die Geschwister hassen oder ignorieren einander, obwohl zB gerade bei einem gewalttätigen Vater Solidarität entstehen sollte. Und normalerweise auch entsteht. Ganz schlimm ist das vermittelte Frauenbild. Sie sind entweder blökend, Furien oder boshaft. Herunterreduziert auf ein bösartiges Klischee, was insofern unverzeihlich ist, weil dieses Klischee nicht von einem Charakter, sondern von der Autorin selbst bedient wird, was ich von einer Autorin in dem Alter und bei dem Thema nicht erwarten will. Mag ja sein, dass sie vielleicht solche Frauen getroffen hat – aber es sind nicht alle so! Aber die Frauen wie auch alle übrigen geschilderten Personen (und das sind ja sehr viele, um die 20 oder mehr) dienen hier als Stereotypen für alle Einwohner, sie sind dazu absolut einsam und leben nur in ihrer eigenen Welt. Abgesehen davon, dass sie sich selbst nicht leiden können. Sie denken niemals an andere, sie mögen niemanden, sie halten zu niemandem. Das hat nicht nur surrealen Charakter, sondern gerät durch den überspannten Bogen schon in Schieflage zum Slapstick hin, obwohl das Buch jeglichen Humor vermissen lässt. Und das ist das Eigentliche, was das Buch so unlesbar macht.

Ab Seite 120 dann endlich kommt ein wenig Fahrt in die Geschichte: Der wichtigste Gemeinderat möchte die Vakanz kontrollieren, aber es gibt zwei bis drei Anwärter, die Neuwahlen herbeiführen möchten, um sich zu bewerben. Die Jugendlichenszenen überfliege ich inzwischen, ich möchte bitte endlich mal zum Kern der Geschichte vordringen und in Fluss kommen. Die Kids sind eine immer unnötigere Parallelhandlung, die nur durch die Verwandtschaftlichkeit einen Bezug zur Haupthandlung hat. (Später angefügte Notiz, kurz vor S. 400: Ach so. Es gibt gar keine Haupthandlung …)

Bis Seite 200 haben wir dann mal den Tag der Beerdigung erreicht (das mit der „Fahrt aufnehmen“ hat sich nach drei Seiten wieder erschöpft). Nach wie vor besteht der Inhalt nur aus Charakterisierungen von zahlreichen Personen. Die Charakterisierungen für sich mögen ja nicht schlecht sein, aber in diesem ganzen Ort gibt es einfach überhaupt niemanden, ob Jugendlicher oder Erwachsener, der „normal“ ist, oder der auch nur irgendetwas Positives aufzuweisen hat, vielleicht auch mal positiv denkt, sich positiv verhält. Der einzige scheinbar supernette und normale Kerl ist der Tote. Durch die ständigen Sprünge von einer Person zur nächsten, noch innerhalb einer Szene, ist das überdramatisierend und ermüdend. Muss man denn wirklich alles an menschlichen Problemen in ein einziges Buch reinpacken? Nach wie vor wird keine Geschichte erzählt, sondern alles wird nur in reflektierenden inneren Monologen dargestellt. Noch rund 400 Seiten vor mir. Ich hab Angst davor.

S. 200-300: Und es geht weiter mit faden und öden Begegnungen (einkaufen und essen) boshafter, trauriger, unglücklicher, frustrierter, wütender Erwachsener, deren pauschale Ansichten nun schon zum x-tenmal bis ins Detail ausgeführt werden. Einzig die Familie des Toten bleibt weiterhin außen vor und gesichtslos. So hatten wir das auch schon bei Harry Potter, die Erwachsenen außerhalb der Schule waren gesichtslos oder verblödeten einem unter der Hand, und diese hier verhalten sich immer mehr wie Pappkameraden in einer Telenovela. Der Wendepunkt zu vorher (beim Lesen, nicht Plot Point): Tatsächlich dynamischer und interessanter sind jetzt die Jugendgeschichten. Rowling kann sich eindeutig besser in Jugendliche versetzen als in Erwachsene, hier zeigt sich ihr Erzähltalent. Vielleicht hätte sie dabei bleiben sollen, es wäre ja trotzdem ein Buch für Erwachsene geworden.
Zum ersten Mal seit Beginn tut sich auch in der Handlung was: „Der Geist von Barry Fairbrother“ (welch subtil gewählter Name) „spricht“. Da wir aber den Hergang erfahren, wie das geschieht, ist umgehend der Reiz verloren. Gelegenheit für ein Geheimnis – leider ein Rohrkrepierer. Wie kann man das bisher einzige Potenzial, das endlich mal ein bisschen Spannung hervorgebracht hätte, so verschenken???? Ach ja, und außerdem stellt sich heraus, dass Barry ein toller Kerl war, aber ein nachlässiger Ehemann und Vater. Gäääähn … Alle Charaktere erfüllen ein Klischee, bis noch zum Letzten. Und alle sind mir einfach in ihrem Schicksal schnurzpiepe, weil niemand auch nur ansatzweise den Eindruck erweckt, man möchte ihn kennenlernen und sich mit ihm unterhalten oder gar Bier oder Kaffee trinken.
Bisher wird alles sowas von drei- bis siebenmal vorgekaut, selber denken unerwünscht. Ich frage mich immer noch, wo das hinführen soll …

S. 300-400: Auf diesen Seiten eskaliert die Gewalt (die Folgen des unseligen Blog-Eintrags mit dem „Geist“, dazu eine weitere völlig unnötige Nebenhandlung), die physische mehr als die psychische. Dabei bleibt nach wie vor die Politik bzw. die Kritik daran auf der Strecke, es geht jetzt zu 90% um die Jugend, aber die Sozial- und Milieustudien haben wir alle nunmehr bis zum Erbrechen durch. Wir brauchen davon keine Steigerung mehr, doch sie bleibt uns leider nicht erspart.
Das kann nicht mehr besser werden!

bis S. 500: Die Gewalt eskaliert weiter. Ich habe genug. Ich will das nicht hunderte Seiten lang Seite für Seite, Satz für Satz, Person für Person lesen müssen, ohne dass es irgendetwas anderes gibt. Pure Schwarz-Weiß-Malerei ohne Weiß. Alle Charaktere sind und bleiben eindimensional, unflexibel und nicht entwicklungsfähig. So ist das menschliche Leben nicht! Wenn ich geballte Ladung Schrecken haben will, sehe ich mir die Nachrichten an oder lese die Zeitungen. Aber das hier ist unerträglich, überzogen und weltfern. Ich fasse nie wieder ein Buch von der Autorin an.

ab S. 520 merken wir, es geht dem Ende zu. Rasendschnelle Schnitte und es geht endgültig in allem over the top. Alle Personen sind einfach nur noch widerlich. Und komplett durchgeknallt. Ich empfehle allen Personen, einschließlich der Autorin, eine Therapie.

S. 575: Das ist das Ende? Nicht ernsthaft, oder? So soll es aufhören? In einem „Roman“ mit -zig Haupt-Personen? Das ist die negative Krönung! Dieser Zynismus ist durch nichts mehr zu überbieten, nicht einmal für ein Theaterstück ist das geeignet. Ein Dreifach Buuuh und Daumen runter. Das ist das Letzte!

Schlussfazit:
Der Autorin hat das Buch sehr am Herzen gelegen, deshalb hat sie auch mehr oder weniger 5 Jahre daran geschrieben. Und genau das ist die Crux – sie hat das Buch nur für sich geschrieben und lässt niemanden sonst daran teilhaben. Ihre unzähligen Details auf jeder Seite lassen eine Storyline vermissen, auf die man noch insofern verzichten könnte, wenn die Dialoge Spannung und Wendepunkte enthalten würden, wenn es eine stimmige Atmosphäre und Wortgewalt gäbe. Abgesehen von ein paar sehr guten Sätzen und Beschreibungen ist die Sprache schlicht und lässt die britische Formulierungs- und Pointierungsfreude, sowie die Selbstironie völlig vermissen. Das kann natürlich ein Übertragungsproblem von gleich zwei Übersetzerinnen sein, die unter zeitlichem Hochdruck arbeiten mussten. Lassen wir das mal dahingestellt, denn zur Mitte hin wird es mit dem Stil tatsächlich besser. Aber leider hat die Autorin sich nicht entscheiden können, ob sie ein Erwachsenenbuch über Jugendliche oder Erwachsene mit Sozialproblemen schreiben sollte – die Kombination, an die sie sich hier gewagt hat, funktioniert in keiner Weise, und das ist meiner Ansicht nach das größte Manko. Vor allem, weil sie auch noch die Politikkritik mit aufgenommen hat, die aber von der ersten Seite an komplett versandet und nur ein paar kleine – also wirklich sehr kleine, wie von Gartenzwergen ausgeführte – Intrigen beinhaltet. Einfach alles hineingepackt, was einen so bewegt, auf Kosten der Dramaturgie, des Erzählflusses, der Spannung (nicht im Sinne von Action gemeint). Noch dazu steigert sich die Autorin immer mehr in die Gewaltdarstellung hinein. Von Anfang an zeigt das Buch nur negative Seiten auf, und dann kommen im letzten Drittel noch 100% Gewalt dazu. Nicht einmal in postapokalyptischen (Comic-)Szenarien wird das derart übertrieben. Das ist absolut unrealistisch. Und der Schluss ist schlichtweg abstoßend.
Eine kleine Anmerkung wegen der vielen öffentlichen Empörungen zu den Flüchen und dem Poppen: Also wirklich, hier zu behaupten, das wäre ein Buch ab 18, ist lächerlich. Die Flüche halten sich absolut in Grenzen (also eigentlich wird fast nur „scheiß“ gesagt), und die Popperei wird so gut wie gar nicht beschrieben. (Hier fehlen mal die Details, jawohl! Und warum? Weil selbst der Sex nur eine tieftraurige Angelegenheit ist, die keinerlei Freude bereitet.) Jessas, da ist in jedem Jugendbuch und in jeder Bravo und in jedem frauenhistorischen Roman mehr enthalten. Hier hat einer mal mit dem Erheben des deutschen Zeigefingers angefangen, und alle wedeln eifrig mit. So ein Schmarrn! Die Sprache ist keineswegs deftig, das ist alles ganz normal und im Rahmen. Wenn da nicht Rowling drüber stünde, würde es kein Mensch auch nur erwähnen.

Jedenfalls: Ein Roman ist das nicht, sondern eine Dokumentation im Romanstil, eine Studie. Permanent wird (ja, leider auch von der Autorin) mit dem moralischen Zeigefinger gewedelt, wie böse und hoffnungslos diese Welt doch ist, die sich der Mensch geschaffen hat. Vielleicht hat sich die Autorin ja in das aus den gleichen Gründen unlesbare „Gott der kleinen Dinge“ vernarrt und dem „erfolgreich“ nachgeeifert. Damit aber so etwas als 575-Seiten-Buch gelingt, hätte J. K. Rowling mal lieber zuerst Roberto Savianos verstörendes „Gomorrha“ gelesen. Und als Roman gelingt das auch, wie das zutiefst aufwühlende Buch „Stadt der Blinden“ von José Saramago beweist. Davon ist die Autorin meilenweit entfernt. Ihr Magnus Opus ist an mir gescheitert, ich fühle mich abgestoßen und werde zukünftig einen weiten Bogen um sie machen. Vielleicht wäre es besser, sich wieder auf „richtige Geschichten“ zu konzentrieren, denn eigentlich kann sie ja gut erzählen.

Rezension zu „SteamPunk 1: Erinnerungen an Morgen“

In der Ausgabe 7 „Klassische Phantastik“ des kostenlosen Online-Magazins „PHANTAST“ ist eine positive Rezension von Judith Gor zu der von Alisha Bionda herausgegebenen Anthologie erschienen mit folgendem Fazit: „Erinnerungen an Morgen bietet Steampunk-Atmosphäre pur und überzeugt mit abwechslungsreichen Beiträgen, die das viktorianische Zeitalter und bizarre Maschinen in den Köpfen der Menschen entstehen lassen.“

Podcast und Interview zu „Der Engelseher“

Auf der Seite Black Sweet Stories.com ist eine fast 27 Minuten dauernde Lesung zu Laura Flöters „Der Engelseher“ als Podcast (Beitrag #10) erschienen. Begleitend dazu gibt es auch als erstes Special auf der Seite ein Interview mit der Autorin, das gut 28 Minuten dauert – Laura spricht über ihre Dissertation, ihre Arbeit als Künstlerin, das Lesen, das Schreiben, die Fantasy und natürlich den „Engelseher“. Sehr informativ, sehr spannend!

Schattenlord 11: Die silberne Maske





Während das Finale bereits vorbereitet wird – Band 14 ist beendet, Band 15 in Arbeit – ist Schattenlord 11 von mir und Stephanie Seidel erschienen. In diesem Band kämpfen Zoe und Prinz Laycham (Nachtsonne) um Dar Anuin, und Laura macht zusammen mit ihren Freunden auf dem fliegenden Schiff Cyria Rani hinter einer riesigen Kupfermauer eine schreckliche Entdeckung …