Über das Grapschen

In der SZ vom 30.1. ist ein lesenswerter Artikel über die Befindlichkeiten und der Entwicklung bzw. Änderung des Schamgefühls in Deutschland zu finden. Aufhänger ist das derzeit beliebte Wort „Grapschen“, das, wenn es so weiter geht, gute Chancen hat, zum Wort des Jahres zu werden, hierin stimme ich Verfasser Till Briegleb zu. Warum wird gegrapscht, und wie war das eigentlich früher? Es ist noch gar nicht so lange her, da griffen sogar Entertainer wie Harald Schmidt schon mal gern vor laufender Kamera bei einer Frau zu, der man ansieht, wie unendlich unangenehm und beschämend das für sie ist, die das jedoch, ihrer guten Erziehung gemäß, mit Lachen zu kaschieren versucht, anstatt ihm ordentlich eine reinzutreten. Natürllich hat sich auch sonst niemand darüber aufgeregt – das ist halt so, der darf das. Der Artikel streift die historischen Hintergründe und Entwicklungen und zieht Schlüsse daraus, wie der Umgang mit einer fremden Kultur, die unsere Gastfreundschaft genießt, stattfinden sollte, damit auch ein Lernprozess stattfindet – und dass die heutige Situation überhaupt nicht neu ist. Doch heute haben wir das Internet, das die Wahrnehmung deutlich verändert, Stimmung macht und beeinflusst.

Lecktorat? Wohzu brauch iich ein Läktorrat?

Ging es vor ein paar Tagen noch um erfolgreiche Self Publisher, die ungeniert ganze Romane als ihre eigenen ausgegeben haben, geht es heute um ein Thema, das ebenfalls immer wieder mal hochschwappt. Einige Autoren (m/w, spielt keine Rolle) verkünden gerade vollmundig in ihren Blogs und den Sozialmedien, dass sie kein Lektorat brauchen, weil ihre Texte auch so gut sind, und weil ihre Testleser diese toll finden. Ich hab’s nicht nachgeprüft, aber ich behaupte jetzt einfach mal, dass es sich hierbei durchgehend um Self Publisher handelt, denn kein Verlag publiziert einen unlektorierten Text. Er veröffentlicht vielleicht einen schlecht lektorierten Text, aber egal wie man das beurteilen mag: Es sitzen immer mehrere Personen dran, bevor ein Text in Druck geht. Zuerst der Lektor, dann der Korrektor, und dazwischen oder davor möglicherweise auch noch ein Redakteur, der das Ganze koordiniert. Zum Schluss schaut der Autor nochmal seine Satzfahnen durch auf letzte Tippfehler.
D.h. also, ein Autor, der sich dem Lektorat verweigert, kann nur ein Self Publisher sein. Schaden solche Äußerungen dem Ruf der Self Publisher? Und wie. Denn damit wird die Unprofessionalität zugegeben. Natürlich kann es auch unlektoriert einen Erfolg geben, aber auch die begeisterten Leser legen sehr wohl den Finger auf zu viele Stil- und Rechtschreibschwächen und Logikbugs im Text und fordern zur Korrektur auf. Und nicht selten kommen erfolgreich gewordene Autoren, insofern sie nicht einen Vertrag bei einem Verlag unterschreiben, dieser Aufforderung auch gern nach.
Es ist schade, denn ich habe mich ja schon mehrmals positiv zu den SP-Möglichkeiten durch den eBook-Markt geäußert, dass eben gute Bücher, die von Verlagen abgelehnt werden, so doch noch zum Erfolg kommen können. Aber wenn ich von „pauschaler Verherrlichung“ des Lektorats und ähnliches lesen muss, wirft das eine Menge Schatten auf meine positive Meinung.

Die Frage, die sich zuallererst stellt ist folgende: Was treibt einen Autor dazu, sich öffentlich darüber zu mokieren, zu schreiben, er brauche das nicht, weil seine Texte nachweislich so gut seien, und wer anderer Meinung sei, der könne ihm sonstwohin?
Kein Autor wird zum Lektorat gezwungen (es sei denn, er unterschreibt bei einem Verlag). Niemand hindert ihn, seine Texte so wie sie sind, zu publizieren. Warum muss man laut darüber tönen? Warum sich deswegen rechtfertigen? Denn: Wenn es stimmt, dass die Texte so gut sind, besteht doch kein Grund, darüber zu reden. Gute Bewertungen, Konto füllt sich, alles gut.
Oder ist das etwa gar nicht so? Hat es etwa Kritik gegeben? Reagiert man empfindlich darauf, dass jemand sagt: „Na ja, also das hätte aber deswegen besser gemacht werden können…“ Oder verlangt es einen nach Beachtung, weil die Bücher nicht gut laufen?

Was auch immer der Grund für diese Zurschaustellung sein mag, es ist der falsche Weg. Sicherlich – ein Lektorat kostet Geld. Und es ist nicht einfach, einen seriösen und kompetenten Lektor zu finden. Das ist zudem eine große Vertrauenssache. Gute Verlage suchen deshalb für den jeweiligen Autor den passenden Lektor heraus. Aber es geht nicht um „der Lektor ist inkompetent/zu teuer, und deswegen brauche ich kein Lektorat“, sondern es geht um das Lektorat per se. Darum, dass jedem Werk ein Blick von außen gut tut, am besten von professioneller Seite.

Als Autor hat man einen Tunnelblick, und zwar auf Inhalt und Stil. (Grammatik/Rechtschreibung lassen wir beiseite, wenigstens ein Papyrus-Korrektorat sollte jeder Autor in Anspruch nehmen.) Bleiben wir bei Inhalt und Stil. Da gibt es Schachtelsätze und verschwurbelte Aussagen. Da gibt es Gefasel und Tell no Show, da gibt es Vergaloppieren und Verschenken guter Szenen. Da vertut man sich mit der Beschreibung von Charakteren, da vertut man sich inhaltlich, indem Zusammenhänge nicht stimmen, man sich selbst widerspricht.

Ein kompetenter Lektor kann ein gutes Buch nur besser machen. Er zeigt die Schwächen auf, zeigt, wo die Fehler liegen, er ist der professionelle Leser. Natürlich kann es passieren, dass man mit dem Lektor nicht zurechtkommt – das habe ich auch schon mehr als einmal erlebt und könnte ein Anekdotenbuch drüber schreiben, das kann sogar bis zum wahren „Massaker“ am Werk geraten. Trotzdem: Selbst dadurch lernt man, und zwar in dem Fall, was keinesfalls geht. Am Ende muss immer noch der Autor mit dem Ergebnis zufrieden sein, er muss nicht jede Anregung annehmen, und selbstverständlich ist auch kein Lektor perfekt. Es gibt Lektoren, die grundsätzlich alles korrigieren, es gibt Lektoren, die sich selbst verewigen wollen, weil sie sich als missverstandene Autoren fühlen, es gibt Lektoren, die mit dem Text nichts anfangen können und dann einfach was draus machen, was ihnen besser gefällt. Doch egal wie: am Ende hat man als Autor immer etwas dazu gelernt und das führt zur Weiterentwicklung. Schließlich will man als Autor sich doch weiterentwickeln, besser werden?

Ein Autor, der veröffentlicht, ob nun als Selbst-Verleger oder bei einem anderen Verlag, ist immer auch ein Unternehmer, der marktwirtschaftlich orientiert arbeiten muss. Jedes Unternehmen muss qualitativ gute Arbeit liefern. Dabei beziehe ich mich auf das Handwerk, die Erzählung selbst kann immer noch „schlecht“ sein in dem Sinne, dass sie keiner mag. Trotzdem muss die handwerkliche Qualität stimmen. Das ist schließlich auch wichtig für die Reputation des Autors, der weiterkommen will, und zwar eines Tages auf die Bestsellerlisten. Davon träumen wir doch, oder? Das klappt aber nur, indem man sich Vorschläge anderer anhört, indem man erkennt, was dem Leser besonders zusagt an den eigenen Werken. Das verlangt keine Selbstaufgabe, bei weitem nicht. Wie gesagt, man muss nicht alles annehmen, es muss auch nicht alles stimmen. Und wenn einem fünf treue Leser genügen, ist das auch in Ordnung. Jedoch muss man auf dem Boden der Tatsachen bleiben und nicht beleidigt knatschen, um Unzulänglichkeiten zu kaschieren.

Wer sich auf „Dichter und Denker“ beruft und der Ansicht ist, „Kunst ist unantastbar“, der möge bitte nur für sich selbst schreiben und sich daran delektieren. Vergessen wir solche Angst vor der Kritik ganz schnell. Das zeigt doch nur, wie unsicher man in Wirklichkeit ist. Oder man ist unfähig zur Reflexion und Selbstkritik. Selbst ein Herr Goethe wurde von Herrn Schiller lektoriert (und auch hart kritisiert), und selbst ein Herr Goethe musste sich schon fragen lassen, warum er nicht mal so schreiben könne wie der Herr Vulpius – also nicht so verkopft.

Es geht immer nur um das Eine, und so beginne ich jedes meiner Schreibseminare: Für wen schreibe ich? Für mich – ganz klar, dann ist meine Kunst die größte und unantastbar. Für die Leser? Dann, lieber Autor, harrt deiner harte Arbeit und die Kunst des Handwerks und wie man zum Meister wird. Unter anderem mit dem Lektorat.

Die Dreistigkeit der Abschreiberinnen

Es geht ja momentan ein wenig mehr rund als sonst. Plagiatsvorwürfe gibt es jährlich, angefangen bei Doktorarbeiten, doch diesmal ist wirklich eine enorme Chuzpe mit dabei. Diesmal geht es um Bücher. Belletristische Bücher. Fiktion. Da werden nicht nur einzelne Textstellen, sondern ganze Romane Wort für Wort abgeschrieben und dann als eigene Werke ausgegeben und zum Teil bis zum Bestseller vermarktet.
Zuerst wird das Ganze geleugnet, dann als „ich weiß nicht, was ich geschrieben habe“ ausgegeben, man verstrickt sich immer mehr in Widersprüche und Lügen, und zuletzt wird dann heulend zugegeben „ja, ich war’s“ – allerdings ohne „mea culpa“. Oh nein, die culpa ist weit, WEIT entfernt. Man habe das ja gar nicht gewollt. Nicht drüber nachgedacht. Und eigentlich. Und sowieso. Man schäme sich. Und in Wirklichkeit sind sowieso die anderen Schuld.

Das bringt mich zum ersten Mal in diesem Jahr zum KOTZEN. Die Abschreiberinnen schämen sich nur, weil sie erwischt worden sind – von Reue oder gar Schuldgefühl nicht die geringste Spur. Denn erzähle mir doch bitte niemand, dass er nicht weiß, was „Urheberrecht“ bedeutet. Was „Diebstahl“ heißt.
Vor allem: Keine der Diebinnen hat irgendwo ins Netz gestellt, dass sie das ganze unrechtmäßig erworbene Geld an denjenigen zahlen wird, von dem das Original stammt! Nein, das Geld bleibt schön auf dem Konto, da wird nur um „VERZEIHT MIR!“ gebettelt – und totale Dumpfbacken tun das auch noch! Sie bemitleiden die „mutige Autorin“ (würg, in dem Zusammenhang möchte ich das Wort nicht schreiben), damit an die Öffentlichkeit gegangen zu sein – und ich übergebe mich gleich das nächste Mal.

Ein Plagiat ist KEIN Kavaliersdelikt. Das ist in jedem Fall eine Urheberrechtsverletzung und kann als Straftat verfolgt werden – wird damit Geld gescheffelt wie blöde, kommt es in jedem Fall zu einem Zivilprozess. Bereicherung, Schädigung … und vieles mehr fällt mir dazu ein.
Die Absicht, sich auf diese bequeme Weise, ohne etwas dafür tun zu müssen, selbst zu bereichern, wird doch hoffentlich keine der beteiligten Plagiatorinnen von sich weisen, oder? „Ich hab das nicht gewollt“ – ja klar. „Ich wollte niemandem schaden“ – hallo? In einem Fall heulte die Plagiatorin auch noch auf Facebook rum, dass ihre beste Freundin, deren Werk sie für ihr eigenes ausgegeben hatte, nichts mehr mit ihr zu tun haben will – und erntet auch noch Mitgefühl! Böse Freundin! Also echt! Kein bisschen Verständnis, kein bisschen Unterstützung! Ich kann gar nicht so viel in mich reinfressen wie ich kotzen muss.

Es geht hier nicht um missverstandene Rechtsauffassung, denn bereits ab der ersten Klasse Grundschule wissen wir, dass Abschreiben nicht erlaubt ist und bei Auffliegen mit Note 6 bewertet wird. Und es geht auch nicht um Moral. Wer so etwas tut (auch noch der eigenen Freundin an!), hat keine Moral und kein Gewissen, der will sich einfach nur bereichern, reich und berühmt werden, ohne dafür arbeiten zu müssen, weil man es nämlich gar nicht kann. Wer schreiben kann, schreibt nicht ab. Punkt!
Wie genau diese Leute sich ihrer Tat bewusst sind, merkt man daran, wie sie um Mitleid heischen, um von der eigentlichen Tat abzulenken. Das ist alles nichts als raffiniertes Kalkül. Wenn die überhaupt etwas empfinden, dann höchstens Wut, weil sie erwischt worden sind, Wut auf diejenigen, die sie haben auffliegen lassen. Die sind an allem Schuld!

Ich hingegen fremdschäme mich wirklich, dass solche schamlosen Plagiatoren es wagen, meinen Beruf als ihren anzugeben. Widerlich ist das. Ich wünsche mir, dass wenigstens eine der Plagiatorinnen tatsächlich verklagt und zu einer angemessenen Geldstrafe verdonnert wird, um all die Nachahmerinnen abzsuchrecken und ihnen deutlich zu machen, dass sie nicht wegen Raubkopien ihrer eBooks einerseits rumjammern dürfen und andererseits selbst nur billige Diebe sind. Aber das ist ja vermutlich was anderes, wenn man es selbst tut. Und ich schätze auch, man wird sich mit den Verlagen, insofern sie tätig werden, außergerichtlich einigen, denn Verlage haben in der Regel auf solche Schauprozesse keinen Bock. Und ich hab keinen Bock auf solche „KollegInnen“. Für so etwas gibt es weder eine Rechtfertigung noch Verständnis.

Pfui. Bäh. Geht weg. Und eure treuen Fans gleich mit.

Axanar auf Messers Schneide

Es war zu erwarten, dass Paramount eines Tages anklopft und sich ein wenig ungehalten zeigt über diese Fanproduktion. Ich kann Paramount sogar verstehen, denn mir würde es auch nicht gefallen, wenn jemand Waldsee neu schreibt und damit Geld macht und ich gehe leer aus. Ach so, das haben wir ja eh aktuell als Plagiats-Thema … doch dazu ein anderer Eintrag.

Abgesehen von Disney, die ja grundsätzlich keinen Spaß verstehen, sehen die meisten Rechteinhaber bei Fanproduktionen  weg, es ist ja auch Werbung für sie, bindet die Fans und lässt die Gemeinde wachsen. So lange, bis ein kommerzieller Zweck verfolgt wird. Oder die Sache tatsächlich kommerziell zu werden droht, weil sie, wie in diesem Fall bei Axanar, derart professionell gemacht ist, dass die Rufe (so wie auch meiner wenige Einträge zuvor) immer lauter werden, diesen Film im Kino sehen zu wollen anstatt des neuen Abrams. Es war also abzuwarten, bis es Knatsch gibt. Und damit haben die Axanar-Macher natürlich gerechnet und möglicherweise sogar genug Kohle im Ofen, um es auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen, der unter Umständen sogar Jahre dauert. Zumindest wurde eine renommierte Anwaltskanzlei damit beauftragt. Ich fürchte dennoch um das Projekt, vor allem hinsichtlich der möglicherweise verstreichenden Jahre.

Meiner Ansicht nach könnte Paramount das Geld für den Rechtsstreit sinnvoller anlegen: Indem es sich an der Produktion beteiligt. Axanar steht nicht in Konkurrenz zur Hauptreihe, da keine der bekannten Hauptfiguren vertreten sind und die Schlacht bei Axanar nur einmal irgendwann kurz erwähnt wurde. Also wäre es doch super für alle Beteiligten: Filmmacher, Paramount und Fans, wenn das Ganze als „Spin-Off“ übernommen würde und ins Kino käme, als Wartezeit zwischen ST III und ST IV.

Ja gut, aber was zählt schon Vernunft. Total überbewertet. Oder legen es die Axanar-Macher vielleicht sogar darauf an?

 

Buchpreisbindung

Seit der Werbeaktion, Dan Browns alten Klassiker „Illuminati“ mit Erlaubnis von Bastei-Lübbe gratis zum Download der ebenfalls gratis Kindle-App dazu zu geben – als Werbegeschenk – geht es rund. Buy-Local schmeißt sofort den Verlag aus seinem Programm, um die „Marktbeherrschung Amazon“ zu brechen. Und nun lässt die Buchhandelsgenossenschaft eBuch Abmahnungen an Amazon und Lübbe verschicken, weil diese Aktion gegen das Preisbindungsgesetz verstoße. Heißt: Jetzt wird es ein juristisches Nachspiel geben. Heißt: Wird dem stattgegeben, darf überhaupt keiner mehr irgendwelche Aktionen irgendwelcher Art veranstalten.

Sich selbst ins Knie ficken nennt man das. Jeden Tag bieten Selfpublisher ihre eBooks für Aktionen gratis an, machen Verlage Gewinnspiele mit Buchgewinnen. Es geht doch hier nicht um das „Rechtliche“ und „Legale“, und erst recht nicht um Nachteile von irgendjemandem, sondern um Amazon-Bashing. Amazon, das Böse schlechthin, das muss ausgemerzt werden.

Ich kann nur feststellen: Amazon braucht diese Aktion, weil seine eBook-Anteile schwinden. Von Marktbeherrschung keine Rede mehr! Hat Kindle früher bei den fabEbooks einen Anteil von mindestens 80% gehabt, so pendelt er heute zwischen 45-60%.

Wenn der Autor nichts gegen eine solche Aktion hat – was soll das? Dass Tolino ebenfalls solche Aktionen unternimmt, wird mit Hurra-Rufen begrüßt, aber von Amazon ist es Pfui?

Insofern stattgegeben wird, dass es gegen das Buchpreisbindungsgesetz verstößt, dann schadet es allen. Und Ursache all dessen ist Neid. Vielleicht wäre es sinnvoller, gegen die 19% auf eBooks zu klagen?

 

Schattenlord gratis!

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The Revenant

Der Film des Jahres. Und der vergangenen Jahre. Voller Wucht und Intensität. Ein 2D-Film, der wie 3D wirkt durch eine Kameraführung, wie wir sie noch nie erlebt haben. So nah und dicht dran, dass man denkt, man wäre dabei. Man spürt sogar den Eiswind. Atemberaubende Landschaftsaufnahmen. Brutal, grausam, authentisch. Meine größte Hochachtung vor den Schauspielern, die über 80% des Filmes im Eiswasser verbringen, und denen alles abverlangt wird. Die Erschöpfung auf den Gesichtern ist echt, nicht gespielt. Meine allergrößte Hochachtung vor diCaprio, aber er steht für mich ja sowieso schon seit Jahrzehnten auf dem Gipfel des Olymp. In seiner vielfältigen Karriere hatte er nur einen einzigen Aussetzer, aber der machte ihn berühmt – Titanic.

Eine Gruppe Fellsammler im Auftrag einer Company, Indianer, die sich gegenseitig bekriegen, Franzosen, die Felle und indianische Frauen rauben, ein Bär und ein Mann. Ein Mann, den der Bär praktisch in Stücke gerissen hat, und der sich weigert zu sterben, weil sein indianischer Sohn vor seinen Augen kaltblütig ermordet wird. Der in der Wildnis im auch für Gesunde schon tödlichen Winter zurückgelassen wird. Und der sich auf den Weg macht, seinen Sohn zu rächen und den Mörder zu stellen. So wird er selbst zum Blizzard mit tödlicher Wirkung.

Der Film ist definitiv nichts für zarte Gemüter. Allein der Angriff des Bären, den man hautnah miterlebt, lässt den Magen verklumpen. Aber auch der Showdown (ich will nicht zu viel verraten, aber in einem Western gibt es immer einen Showdown, deshalb sei hier davon die Rede) ist schier unglaublich. Gerade, weil ich in letzter Zeit sehr viele historische Western lese, kann ich sagen: Das ist authentisch. Der ganze Ablauf kann wirklich so stattgefunden haben; und es wurden wohl auch Motive wahrer Begebenheiten verwendet.

Ein Meilenstein, der beste Film seit Jahren, den kann keiner mehr in diesem Jahr toppen, da bin ich sogar bereit, eine Wette einzugehen. Einen Oscar haben außerdem neben diCaprio und Tom Hardy nahezu alle Darsteller des Films verdient, allein schon für die Strapazen, die sie dafür auf sich nehmen mussten. Ich schaue ihn mir bestimmt kein zweites Mal an, dazu ist er zu aufwühlend und zu verstörend, und er wird noch lange in mir nachhallen.

Manowar in München

IMG_20160122_203754Die Band gibt es ja seit 1980, und fast genauso lang kenne ich sie auch. Bandgründer Joey hat sich seinerzeit von dem berühmtesten Rennpferd der US-Geschichte Man O’War zum Namen inspiriren lassen. Angefangen hat alles mit der Vorband zu Black Sabbath, und von da an, wie es der Bandname auch erwarten lässt, folgte viel Vollmundiges und der Wert auf True Metal. Was ich an Manowar schätze ist bei allem Krach die Musikalität, Hymnisches und Episches. Insofern haben die „alten Knacker“ auch gestern wieder ordentlich was auf die Platte gebracht, ohne Pause 2 Stunden durch, mit hervorragendem optischen Szenario. Akustisch gibt es vom rein technischen her auf meiner Seite ein wenig Mecker; zu Beginn war die Akustik nicht gut eingestellt und bei den Soli gab es Aussetzer. Im Großen und Ganzen aber war es ok. (Ach, und was mich tierisch genervt hat – es wurde zigarettengequalmt ohne Ende, es stinkt alles, und meiner Gesundheit ist das sehr abträglich.)

Die Zusammenstellung der Stücke war hervorragend, eines griff in das andere, und es wurden auch nur kurze und keineswegs überzogen lange, dafür umso mehr gepfefferte Soli geboten. Am Schluss, was sehr schön war, folgte eine Hommage an alle Bandbegleiter – angefangen bei Richard Wagner 😉 als Inspirationsquelle, dazu Orson Welles und Christopher Lee, die beide Sprechtexte mit aufgenommen hatten, verstorbene Bandmitglieder und Roadies und nicht zuletzt als Freund Lemmy, über den Joey auch eine Anekdote zu berichten wusste. Schöne Worte, begleitet von den üblichen Hassattacken gegen die Presse, die die Band seiner Ansicht nach immer zu Unrecht verreißt (zu laut … zu schnell … etc.), und die Liebeserklärung an seine deutschen Fans, verbunden  mit dem Versprechen, nächstes Jahr wiederzukommen. Darauf freue ich mich schon!

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Alan Rickman ist gestorben

Ich hab’s satt. Ich hab’s so satt. Bei Grappas Hammer! (Ja, eigentlich Grabthar oder so, aber wer kann das schon sprechen und schreiben.) Das darf einfach nicht sein. Ebenfalls erst 69, ebenfalls Krebs. Einer meiner jahrzehntelangen Lieblingsschauspieler, ein grandioser Darsteller in egal welcher Rolle, ob Schurke oder Zauberer, ob Ehebrecher oder Alien-Held, selbst als US-Präsident Ronald Reagan … ich kann die Filme gar nicht alle aufzählen, die dank seiner Präsenz und Kunst so grandios gerieten. Ich fand ihn sehr gut aussehend, markant, und in seinen Rollen vom Komödianten über den emotional Midlife Crisis gebeutelten „Normalmenschen“ in „Tatsächlich … Liebe“ bis zum dämonischen Finsterling immer überzeugend. Er konnte nicht nur finster, sondern auch wunderbar genervt schauen. Ja, auch als brüllend komischer Engel in „Dogma“. Ach, ich sag ja, ich kann gar nicht alle Filme aufzählen, so viele sind das. Seine deutsche Synchronstimme war passend markant und ebenso vielfältig, dem Original sehr ähnlich, ich habe sie beim Schreiben dieser Zeilen im Ohr. Ach, verflixt. Bei Grappas Hammer, das kannst du nicht einfach so machen! Das ist viel zu früh. Gute Reise zu den Sternen, Dr. Lazarus – wäre da mal nomen est omen angebracht? Unfassbar. Ich kann nicht mehr sagen.

 

Star Trek – Axanar

Axanar

Hab ich eigentlich schon meine Begeisterung mit euch hierüber geteilt? Waaaas – ich habe noch nicht? Empörend!
Ernsthaft: Nach der Abramsschen Khan-Gurke habe ich, weiß nicht mehr wie, diese Indie(Fan)-Produktion entdeckt und mir gedacht: verdammt, wieso hat JJ den Film nicht so gemacht?
Für eine Miní-Low-Budget-Produktion ist das Teil einfach super, es ist eindringlich, bewegend, und die Darstellerliste kann sich sehen lassen. Da steckt sehr viel Herzblut drin, aber leider scheint es momentan kaum weiterzugehen, abgesehen von Präsentationen auf der ComicCon in San Diego. Darum wird es Zeit, dass ich mal darauf aufmerksam mache. Ich wünsche mir hartnäckig, dass der restliche Film BALD mal fertig gestellt wird und genauso toll ist wie der Prolog. Vor allem: Die Schauspieler werden ja nicht jünger, gell? Und ich übrigens auch nicht!