Ich fand die Nachricht heute früh in meinem virtuellen Briefkasten, dass Rainer Castor am Dienstag an einem Herzinfarkt verstorben ist.
Das ist für mich umso schockierender, da uns vom Alter her nur zwei Monate trennen. Und so sitze ich jetzt da, mit schwirrenden Gedanken, und sehr traurig. Schwirrend deshalb, weil schon wieder ein geschätzter Kollege von mir gestorben ist und ich seit meinem Einstieg 1992 langsam nicht mehr aufzählen kann, wer seither von uns gegangen ist – es sind einfach zu viele.
Rainer war von der stillen Sorte. Er hat nur dann geredet, wenn es auch was zu sagen gab. Conbesucher würden ihn vermutlich bei einem Zitaterätsel umgehend identifizieren: „Yupp“ und „Nö“. Manchmal auch, bei den beliebten „oder“-Fragen, dann ein: „Ja“, gefolgt von einem verschmitzten, breiten Grinsen. Auf den Autorenkonferenzen – meistens saßen wir in der Konstellation wie auf diesem Bild von 2001 – war er auch eher zurückhaltend als andere … wie ich, aber bedeutend gesprächiger, ein fröhlicher Mann, der gern und viel lachte, immer die Zigarette in der Hand, und abends dann das Pils vor sich. Anfänglich war er auch auf Cons unterwegs, aber seit den 2000ern hatte er sich immer mehr zurückgezogen. Da auch ich kaum mehr auf Cons unterwegs war, hatten wir nur noch selten Kontakt, und persönlichen so gut wie gar nicht mehr – leider. Vor allem in Garching haben wir ihn vermisst.
Seine ersten literarischen Lorbeeren verdiente Rainer sich mit dem „Blutvogt“, ein Erfolg, an den er leider nicht mehr angeknüpft hat, sondern sich voll und ganz auf seine Arbeit bei Perry Rhodan gestürzt hat – als „der große Archivar und Bibliothekar“. Ich weiß nicht, wie viele Terabyte-Festplatten es inzwischen sein mögen. Rainer lieferte zu jedem Exposé einen umfangreichen Datensatz, komplette Informationen zu Systemen, die neu vorgestellt werden sollten, inklusive Karten. Wusste man nicht mehr weiter – kurze Mail, und schon nicht mal eine Stunde später landeten ein paar Megabyte im Mailfach.
Rainers Tod reißt eine unglaublich tiefe Lücke in das Perry-Team, er war der große Stille im Hintergrund, doch unentbehrlich und unersetzlich. Er hat nicht gesund gelebt, zu viel Rauchen, zu wenig Bewegung, das habe ich ihm vor allem zu Anfang immer wieder gesagt, doch jeder trägt die Entscheidung selbst, mehr kann man als Außenstehender nicht tun. Ich bin noch nicht soweit, mich damit abfinden zu können. Das muss ich jetzt erst mal verarbeiten, denn ich habe Rainer, auch wenn wir in den vergangenen Jahren kaum mehr Kontakt hatten, sehr gemocht und geschätzt.
Rainer war ein freundlicher, fröhlicher, warmherziger, seelenguter Mensch, den ich auf Anhieb in mein Herz geschlossen hatte.
Gute Reise zu den Sternen, mein Freund, und grüß mir die anderen.