Jack Vance (1916-2013)

Einer der ganz Großen, einer der ganz Alten ist von uns gegangen. Jack Vance ist bereits am Sonntag zu Hause verstorben, nach einem langen, erfüllten Leben. Erfüllt hat er auch mein Leben mit so vielen originellen, fantasievollen, skurrilen, humorvollen, bärbeißigen Science Fiction und Fantasy-Geschichten, die immer auch ein bisschen von uns erzählt haben. Er war ein ganz besonderer Erzähler, ein Erzähler meiner Zeit, ein Vorbild in jedem Fall. Gute Reise zwischen den Sternen, Jack, und ad astra!

Wer möchte, kann sich hier im Kondolenzbuch eintragen.

Leserunde zu „Nirgendland“ auf lovelybooks!

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Eine weitere Leserunde ist eingeläutet! Laura Flöter wird als Autorin die Leserunde zu ihrem literarischen Fantasy-Roman „Nirgendland“ begleiten. Der Verlag stellt 10 Leseexemplare zur Verfügung, die Bewerbungsfrist endet in 8 Tagen. Jetzt bewerben, bei der Verlosung dabei sein, und mit viel Glück mitmachen!

Juras Lurth, die Welt von NIRGENDLAND, liegt im Sterben. In jedem siebten Zeitalter erneuert sich die kosmische Ordnung in einem gewaltsamen Sturm, der das Sein in seinen Grundfesten erschüttert, und sucht den Ausgleich zwischen den Kräften von Licht und Dunkel. Dieses Mal aber gab es eine Störung, und die Welt ist sozusagen zwischen den Zeitaltern ‚hängengeblieben’ – sie kann nicht voranschreiten und ist deshalb den ungezügelten Kräften des Zerfalls und der Zerstörung ausgeliefert. Im Roman heißt diese seltsame Zwischen-Zeit das Zwielicht. Nur die Eingeweihten wissen, was wirklich passiert. Was nach dem Weltenbrand von Juras Lurth übriggeblieben ist, ist düster und oft brutal; überall sind Anzeichen der Zerstörung zu erkennen: ausgebrannte Städte, verödete Gewässer, unerklärliche Vorkommnisse – Überbleibsel sozusagen.
Das ist die Welt, durch die der Leser den Helden Jeónathar begleitet: Er zieht aus, um seinen Zweiten Namen zu suchen; sehr bald erkennt er, dass er dazu zunächst seinen Vater finden muss, der vor Jahren von Jeós Volk verbannt wurde. Also macht er sich auf – und stellt fest, dass sein Weg mitten hinein ins Zwielicht führt. Offenbar hat sein Vater irgend etwas damit zu tun. Und dann wird Jeónathar klar, dass er sich dem stellen muss, wenn er seinen Namen finden will…

 

Das Wörterbuch des Viktor Vau (Gerd Ruebenstrunk)

Das Buch ist zwar unter „Piper Fantasy“ erschienen, ist aber reinrassige Science Fiction, und zwar so, wie sie sein sollte. Wer wie ich Spin von Robert Charles Wilson geliebt hat, wird auch diesen Thriller zu schätzen wissen. Von dem sperrigen Titel darf man sich nicht abschrecken lassen, hier handelt es sich keineswegs um verstaubte Langatmigkeit, im Gegenteil. In diesem Buch geht es um die Universalsprache, um Zeitreisen, um ein Raumschiff mit einer bedeutenden Botschaft, und außerdem um einen Serienkiller. Die Welt, die uns beschrieben wird, ähnelt der unseren – und doch auch wieder nicht. Es ist eine künftige Welt, die ich auch als durchaus mögliche Zukunft prognostiziere und in diversen Varianten in Kurzgeschichten schon beschrieben habe, und die ihren Ausgangspunkt genau hier und jetzt in den >2010er Jahren nimmt. Ruebenstrunk teilt uns nicht mit, wann die Geschichte spielt, aber anhand eines Zugangscodes kann man von etwa 300 Jahren nach vorn ausgehen (wenn ich mich recht erinnere, ich hab es nicht notiert). Leben kann man zu dieser Zeit nicht schlecht, geschätzt auf dem Niveau von heute, doch es ist politisch die konsequente Fortsetzung der heutigen Scheindemokratie zur reinen Oligarchie, die weiterhin mit den Mitteln der Scheindemokratie arbeitet. Die einzelnen Staaten der EU gibt es nicht mehr, nur noch die Union, und ähnlich wie bei V for Vendetta oder auch 1984 teilen sich die Ministerien in hauptsächliche Überwachungsorgane auf.
Die Geschichte ist spannend aufgebaut, und nicht nur durch das Geheimnis der Universalsprache (übrigens kann ich mich hierzu an einen GEO-Artikel erinnern, den ich sogar noch irgendwo rumliegen haben müsste), sondern auch durch das Zeitreisespiel, was ich persönlich total liebe, diese Unmöglichkeit der Escher-Knoten und Paradoxa, die einen ganz wuschig machen – was leider für das Ende begrenzte Möglichkeiten bot und mir dann doch einiges an Spannung nahm. Es kam halt so wie erwartet. Ich hatte gehofft, es würde anders enden; meiner Ansicht nach hätte es da nämlich, ausgehend von einer aufgeführten Theorie, schon noch ein paar bessere Pointen gegeben. Das ist dann doch wieder Durchschnitt – ganz okay, aber wenig originell.
Was nicht hineinpasst ist die Geschichte des Serienmörders, auch wenn ein innerer Zusammenhang besteht. Doch die Auflösung hierzu ist schwach und aufgesetzt, das Motiv des Killers leider nicht glaubwürdig, weil nicht nachvollziehbar erklärt; kommt irgendwie als Klischee aus der Luft nach dem Motto „huch, das muss ich ja noch erklären …“. Wobei genau das eigentlich gar nicht von Relevanz war, sondern ein anderes, ganz wichtiges Detail, das der Autor schlicht vergessen hat aufzuklären, was mit seiner Bezeichnung „der Florist“ zusammenhängt. Zunächst einmal hat dieser zweite Handlungsstrang vielversprechend angefangen, doch wurde er dann in aller Hast zu Ende gebracht als aufgesetztes Spannungselement. Das hat leider nicht so funktioniert, wie es hätte können.
Was ich übrigens nicht verstanden hatte, waren die Präfixe über den Kapitelnummern. Ich habe versucht, daraus etwas zusammenzusetzen, ist nicht gelungen. Hat sicher mit der Universalsprache zu tun, aber der Sinn erschließt sich mir nicht und wird leider nicht etwa in einer Nachbemerkung des Autors erklärt. Schade.
Außerdem hätte ich gern ein bisschen mehr über die „neue Welt“ erfahren, das Ambiente bleibt recht blass. Hohe Wohntürme, Betonstädte, aber was ist da drumrum? Und die anderen Länder? Und wie leben denn so die normalen Leute? Mehr, mehr, mehr! So zwanzig Seiten dazu verteilt hätte die Geschichte noch gut verkraften können.
Trotzdem: Science Fiction aus Deutschland, ein Thriller noch dazu, richtig gut geschrieben, richtig spannend, mit vielen originellen Ideen und guten Recherchen. Mehr davon!

Reiselektüre

Ich habe ja nur sehr wenig Zeit zum Lesen, doch tatsächlich in den letzten Wochen nunmehr vier Bücher geschafft, zwei davon bedingt durch eine Erkältung. Zwei Titel stelle ich hier zusammengefasst wor, die anderen beiden Bücher einzeln.

Graham Greene, Die Reisen mit meiner Tante
Greene kann schön erzählen, keine Frage, ich habe ihn in den 70er Jahren sehr gern gelesen. Hier stellt er auf (echten) 356 Seiten ein vergnügliches, unterhaltsames Roadmovie vor, das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, 1969, in jedem Fall innovativ und sprachlich „rotzfrech“ war. Aber genau wie beim „Fänger im Roggen“ hat sich das Buch selbst überlebt. Diese Geschichte amüsiert im Hinblick auf ihre heutzutage altbackene Harmlosigkeit. Der brave pensionierte Bankbeamte, dessen aufregendstes Erlebnis eine Neuzüchtung seiner Dahlien ist, und dessen ausgeflippte alte Tante ihn aus dieser englischen Vorgartenbescheidenheit reißt … ja, das ist schon nett, aber heutzutage ein alter Hut. Vor allem, weil die Geschichte völlig vorhersehbar ist und die Reisegeschichten relativ wenig Pfiff aufweisen. Sie sind brav. Eine witzige Idee ist, dass unser Held statt der Asche seiner Mutter eine Urne voll Dope bekommt, doch das ist schon das Kühnste und Aufregendste der ganzen Story. Die Dialoge sind teils sehr gelungen pointiert, teils hölzern. Das kann Greene sonst besser, wenn es um ernste Texte geht. Es liest sich gut und schnell und macht Spaß, aber nur in nostalgischer Hinsicht. Trotzdem freut es mich, dass auch solche Literatur heutzutage noch zu finden ist.
Die Taschenbuchausgabe von DTV wurde aktuell neu herausgegeben – leider ohne Korrektorat. So muss man sich durch die mittlerweile ungewohnte alte Rechtschreibung quälen und ärgert sich über eine Menge mitgeschleppter Druckfehler, die bei einer Neuausgabe zu vermeiden gewesen wären.

Tommy Jaud, Hummeldumm
Noch ein humorvolles Roadmovie, und diesmal modern. Jaud berichtet über seine Afrikareise in fiktiver Abhandlung, doch wer schon mit Reisegruppen unterwegs war weiß, dass er vermutlich nicht viel dazu erfinden oder ändern musste. Das Originelle daran ist, dass der Ich-Erzähler sich im denkbar schlechtesten Bild präsentiert. Er ist übellaunig, ewig nörgelnd, nur auf sich konzentriert, und will partout nicht, dass ihm etwas gefällt. Dadurch gerät er in glaubwürdige skurrile Situationen, die er alle selbst verschuldet, aber jedes Mal das Glück hat, mit heiler Haut davonzukommen. Chapeau vor seiner Freundin, die diesen Miesepeter erträgt. Die relativ kurze Geschichte ist in diesem wirklich hässlich aufgemachten Buch (keine Zierde fürs Regal, lieber zum eBook greifen) technisch auf 300 Seiten aufgeblasen worden, mit vielen Vakat-Seiten und großem Durchschuss, dazu viel Platz im (unschönen) Satzspiegel; gehen wir also großzügig davon aus, dass es ca. 200 echte Seiten sind. Macht ja nichts, lieber so, als dass die Geschichte unnötig aufgeblasen wird – abgesehen davon, dass man dadurch erheblich mehr Geld hinblättern muss. Ich nörgle sonst nie am Buchpreis, bin schließlich selbst Verlegerin, aber das hier ist nomen est omen des Scherz Verlags.
Das Tempo ist enorm, es geht flott voran; so sehr, dass ich mir tatsächlich zwischendrin ein kleines Innehalten gewünscht hätte. Beispielsweise um ein bissl mehr über das von ihm bereiste Afrika zu erfahren. Es sind zwei oder drei sprachliche Highlights zu finden, ansonsten ist der Stil ziemlich schlicht bzw. zu umgangssprachlich (das fängt schon mit dem albernen „Das Roman“ auf dem Cover an, was ich niemals hätte durchgehen lassen), was bei mir einen insgesamt recht oberflächlichen Eindruck der inhaltlich ohnehin schlichten Geschichte erweckt. Mehr charakterliche Tiefe hätte nicht geschadet, die fehlt mir hier, trotz der Szene „verlassen in der Wüste“, die zu den Besten des Buches gehört, aber nicht ausreicht. Fürs TV gut geeignet (da würde es sicher gute Lacher geben), ist es mir persönlich als Literatur doch zu anspruchslos und nur als seichte Urlaubslektüre zwischendurch geeignet. Kann bei weitem nicht an das überaus gelungene Maria, ihm schmeckt’s nicht von Jan Weiler heranreichen. Nicht so sehr mein Fall, mein Gehirn war unterfüttert und hat danach umgehend nach „mehr“ verlangt.

GarchingCon 9 vom 17.-19.5.2013

Zuerst hat man ewig Zeit für Vorbereitungen. Und dann auf einmal drängt sich alles … und plötzlich ist es soweit.
Am Donnerstag sind wir mit dem Pferdehänger und 1 Tonne Ladung (sic!) nach Garching gefahren – diese Tonne Material wurde dann verteilt in die Contaschen gepackt. So viel Gegenwert an Büchern und Magazinen neben den Gimmicks und den Prospekten hatten wir noch nie. Allein das überstieg schon den Eintrittspreis. Entsprechend groß war die Vorfreude!
Freitag mittag ging es dann mit Klamottenkoffer und Bücherkoffer wiederum nach Garching; trotz des angekündigten Sturms kamen wir trocken an, konnten in Ruhe aufbauen, und erst am Nachmittag gab es dann mal einen heftigen, aber kurzen Schauer. Die paar Regentropfen, die dann noch blieben, störten nicht weiter.
Mit dem Programm ging es schon am Freitag um 18 Uhr los; zunächst der „Con-Prolog“, ein zusammengestelltes Video aus herausgeschnittenen Szenen und Outtakes des eigentlichen ConVideos. Das sorgte schon für viel Heiterkeit im bereits ziemlich gut gefüllten Saal.
Anschließend berichtete Hermann Urbanek über den dritten Band der PR-Chronik, und weitere Panels inkl. Dr. Who-Special folgten bis in den späten Abend.
Am Samstag ging es dann „offiziell“ los mit einem Grußwort der Bürgermeisterin und dem ConVideo, das dieses Jahr, wie ich finde, ganz besonders toll gelungen ist, sehr originell und einfallsreich, natürlich wie immer professionell gemacht – und für Gelächter sorgend. Schon bei der Entwicklung hatten wir in der Runde viel Spaß und Heiterkeit, und ich bin mal gespannt, wie das nächstes Mal getoppt werden soll … 😉
Leider war es Andreas Eschbach nicht möglich zu kommen, ansonsten hätten wir ihn nämlich in den Raumanzug gesteckt, um als Roi Danton auf die Bühne zu gehen und den von ihm geschriebenen Band 2700, der am Freitag Premiere hatte, persönlich zu präsentieren. Aber auch so war die Vorstellung sehr gelungen.
Das Programm ging Schlag auf Schlag weiter, mit Parallelschienen wie Kaffeeklatsch, Lesungen und dergleichen mehr. Selbstverständlich wurden auch wieder zwei ausgebrannte Zellaktivatoren verliehen, nämlich an Reinhard Habeck und Eckhard Schwettmann. Ich war mit meinen eigenen und anderen Panels wieder einmal so beschäftigt, dass ich keine Zeit zum Essen hatte; mehr als ein halbes Sandwich schnell zwischendrin war nicht möglich. Aber so soll es ja sein, denn es gab so viele schöne Dinge zu tun: Das Fabylon-Programm vorstellen, Lesung, Zellaktivatorverleihung, der Kostümwettbewerb (inkl. hastigem Schminken und Abschminken dazwischen) – und natürlich die Show „Perry genial“. Ich habe gar nicht gewusst, dass eine Raterunde (Marc A. Herren, Hermann Ritter, Leo Lukas und ich „gegen“ den Fragesteller Rüdiger Schäfer) so lustig sein kann, und wir auf der Bühne haben nicht minder Tränen gelacht wie das Publikum. Großartige Fragen, dazu Bier (ein Glück), und großartige Antworten. Der lustigste und schönste Höhepunkt des Cons! (Was anschließend noch gebührend gefeiert wurde.)
Das absolute Highlight für mich war der grandiose einstündige Vortrag des ehemaligen Astronauten Prof. Dr. Ulrich Walter am Sonntag. Die Berechnungen über die Existenz (oder vielmehr begrenzte Existenz) des homo sapiens sapiens und die von ihm initiierte Kolonialisierung der Milchstraßengalaxie. Das Faszinierende daran: es ist tatsächlich möglich! Und mit unserer Generation hat es angefangen. Der Vortrag war spannend, und ich hatte am Schluss regelrecht Gänsehaut.
Das Wetter hat sogar auch mitgespielt, am Samstag herrschte zwar nicht allzu mildes, aber sonniges Wetter, und am Sonntag konnten wir bei diesmal milden Temperaturen draußen frühstücken, bevor es mittags auf 8° und dicke Wolken abkühlte. Heimfahrt dann im strömenden Regen, aber Begrüßung zu Hause wieder von der Sonne.
Der Con war sehr gut besucht (über 470 Teilnehmer bzw. Aliens, Familienanhang und 2 Hunde), die Stimmung wie immer harmonisch und fröhlich, die Besucher an allem interessiert, sodass es zwischen den Panels viele gute Gespräche gab. Es ist immer schön in Garching, aber diesmal war es vielleicht sogar noch ein bisschen schönerer! Nun ja, die dunklen Jahre sind eben vorüber …
Vielen Dank an alle, die gekommen sind, an alle, die mitgeholfen haben, und natürlich an die Organisatoren, die wie immer für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Und wir wissen ja: Nach dem Con ist vor dem Con. 😉
In diesem Sinne: WAZA!!!!!!!!

Gleich am Freitag geht es los am Stand ...
Gleich am Freitag geht es los am Stand …
Die Freitags-Eröffnung durch Con-Chef Stefan Friedrich
Die Freitags-Eröffnung durch Con-Chef Stefan Friedrich
Das erste Panel - "Redshirt" Dida Wengenmayr befragt den Herausgeber des dritten Bandes der Chronik, Hermann Urbanek
Das erste Panel – „Redshirt“ Dida Wengenmayr befragt den Herausgeber des dritten Bandes der Chronik, Hermann Urbanek
Auch unser finsterer Freund ist natürlich wieder mit von der Partie!
Auch unser finsterer Freund ist natürlich wieder mit von der Partie!
"Die Übergabe": Neuer Exposé-Autor Christian Montillon, Moderator Roman Schleifer, "Alt"-Exposé-Autor Uwe Anton
„Die Übergabe“: Neuer Exposé-Autor Christian Montillon, Moderator Roman Schleifer, „Alt“-Exposé-Autor Uwe Anton
Band 2700
Band 2700
Der Titel sagt alles :-)
Der Titel sagt alles 🙂
Vor dem Hintergrund des SunQuest-Systems Dies Cygni wird das Programm gezeigt
Vor dem Hintergrund des SunQuest-Systems Dies Cygni wird das Programm gezeigt
Garching 2013 108 Garching 2013 109 Garching 2013 113
Lesung aus dem "Mega-Klopper" - den "Chroniken von Waldsee"
Lesung aus dem „Mega-Klopper“ – den „Chroniken von Waldsee“
Rüsselmops überreicht seinem Schöpfer Reinhard Habeck den ausgebrannten Zellaktivator
Rüsselmops überreicht seinem Schöpfer Reinhard Habeck den ausgebrannten Zellaktivator
Auch Eckhard Schwettmann wurde für seine Verdienste geehrt
Auch Eckhard Schwettmann wurde für seine Verdienste geehrt
Am Abend betritt Enervira Bombasta die Bühne
Am Abend betritt Enervira Bombasta die Bühne
... wie immer schätzt sie keine Einmischung
… wie immer schätzt sie keine Einmischung
Mit dabei: "Super Mario Galaxy" und seine große Schwester
Mit dabei: „Super Mario Galaxy“ und seine große Schwester
Die Teilnehmer zum Kostümwettbewerb kamen aus der ganzen Galaxis
Die Teilnehmer zum Kostümwettbewerb kamen aus der ganzen Galaxis
Garching 2013 164 Garching 2013 167 Garching 2013 172Garching 2013 175 Garching 2013 177 Garching 2013 180 Garching 2013 184 Garching 2013 185
Perry Genial: Großer WAZA?
Perry Genial: Großer WAZA?
Prof. Dr. Ulrich Walter
Prof. Dr. Ulrich Walter
Erinnerungen an Hanns Kneifel - berührend, aber auch heiter
Erinnerungen an Hanns Kneifel – berührend, aber auch heiter

Mein Freund Dahmer (Derf Backderf)

Manche Geschichten muss man in Bildern erzählen, weil man nicht genug Worte für sie findet.
Daraus entsteht dann eine so genannte Graphic Novel (in Deutschland leider viel zu wenig beachtet und oft herablassend als „Nicht-Literatur“ abgetan), die solche herausragenden Titel wie „Maus“ von Art Spiegelman (mit dem Pulitzer ausgezeichnet) oder auch „Persepolis“ von Marjane Satrapi hervorbringt.
Der graphische Stil, so unterschiedlich er auch sein mag, hat unwillkürlich eines gemeinsam bei diesen Geschichten: Er ist minimalistisch ausgeführt, in scharfen Schwarz-Weiß-Konturen, hart und schnörkellos. Nicht unbedingt „schön“. Aber „schön“ sind diese Geschichten ja auch nicht, sondern sehr bewegend. Auch hier ist der Stil passend. Diese Graphik will nicht „gefallen“, sie ist ein Ausdruck und Transportmittel dessen, was den Erzähler bewegt. Was aus ihm herauskommt, ein Stück Ureigenes.

Ausgerechnet „Kaltblütig“ will ich hier zum Vergleich heranziehen, weil eine eindeutige Parallele besteht.
Wir erfahren hier die Vorgeschichte über Jeffrey Dahmer, einen grausamen Serienmörder in den USA, der zwischen 1978 und 1991 mindestens 17 Männer und Jugendliche umbrachte.
Genauso wie Truman Capote auch hat Derf Backderf 20 Jahre lang recherchiert, Interviews geführt, Archive gestöbert. Genau wie Capote auch erzählt Backderf die Geschichte nüchtern und distanziert als dokumentarischen Tatsachenbericht. Allerdings in diesem Fall NICHT die Geschichte der Taten, sondern das DAVOR, das einen kleinen Einblick in das geben mag, was später aus Dahmer wurde.
Aus diesem Grund trifft auch der zunächst irritierende Buchtitel genau zu. Das war für mich zunächst eine Abschreckung, aber wie es so ist, man muss sich eben darauf einlassen, und dann öffnet sich der Verständnishorizont. Und nein, das Buch könnte nicht anders heißen.
Genau wie Capote auch ging diese Geschichte Backderf an die Substanz. Capote, weil er zu tief in die Abgründe hinabgetaucht war und die emotionale Distanz nicht mehr schaffen konnte. Backderf, weil er mitten darin war. Weil er ein Teil der Geschichte ist und sich lebenslang mit der Frage quälen muss, ob er nicht etwas hätte tun/verhindern können/müssen. Weil er erfahren hat, dass der – zugegeben etwas seltsame – Junge, mit dem er in die Schule gegangen ist, neben dem er gesessen und mit ihm Blödsinn veranstaltet hat, ein grausamer Mörder ist. Und nun damit fertig werden muss.

Backderf beschreibt aber auch die Jugend der 70er, wie sie ganz typisch verlief. (Übrigens auch die meine, und ja, auch bei uns gab es Freaks, und ja, ich bin froh, dass ich nie erfahren habe, was aus ihnen wurde.) Er erzählt uns also von den Freaks, die es gab – und Dahmer war beileibe nicht der Einzige – und wie man mit ihnen umgegangen ist. Die laut waren, erhielten Verweise und Bestrafungen, die leise waren, wurden „übersehen“. Man könnte auch sagen: ignoriert. „Macht keinen offensichtlichen Ärger“, also ein Problem weniger, um das man sich kümmern muss. Wie tragisch falsch diese Einstellung ist, wissen wir alle. Vielleicht können Bücher wie diese uns dazu verhelfen, daraus einmal zu lernen … aber zumindest sollten sie uns aufrütteln.
Backderf prangert – zu Recht, und heute aktueller denn je – an, dass NIEMAND etwas dagegen tut. Dass nichts unternommen wird, solange nicht das Drastische geschieht. Genau so ist es überall auf der Welt, auch bei uns in Deutschland und dem sonstigen Europa. Die Massenmörder, die Massaker in den Schulen anrichten, tun das nicht aus einer Kurzschlusshandlung heraus, dem geht immer ein langer Prozess voraus, den niemand wahrhaben will, weil niemand sich verantwortlich fühlt. Genauso betrifft das auch die Gewalt in der Familie, die bis zur Gefangenschaft und Sklavenhalterei führt.

Eine wichtige Lehre müssen wir daher aus Geschichten wie diesen ziehen: Wir müssen wieder mehr Fürsorglichkeit füreinander aufbringen. Ob es gelingt? Vielleicht, eines Tages, wenn viele von uns diese Berichte verinnerlicht haben, und nicht einfach nur konsumiert.

Backderf berichtet die Geschichte nicht nur in oben beschriebener Bebilderung, sondern auch in einer Menge Begleittext, der fast die Hälfte des Buches ausmacht. Hier zwei Zitate, um zu verdeutlichen, worum es geht:

Für die Öffentlichkeit war Dahmer ein perverses Monster. Für mich war er ein Junge, der im Klassenzimmer neben mir gesessen und mit mir im Musikzimmer abgehangen hatte. Ein Außenstehender kann sich nicht vorstellen, wie das war, als die Nachrichten über Dahmer über mich hereinstürzten, oder wie es sich immer noch anfühlt, wenn ich an unsere Freundschaft denke. (…)
Ich glaube, dass Dahmer nicht als Monster hätte enden müssen, (…) wenn die Erwachsenen in Dahmers Leben nicht so unerklärlich, unverzeihlich, unverständlich ahnungslos und/oder gleichgültig gewesen wären. Ich kann dabei nicht genug betonen, dass mein Mitgefühl für Dahmer an dem Punkt endet, wo er zu töten begann. (…) entschied er sich, und nur er allein, Serienmörder zu werden und Leid über unzählige Menschen zu bringen. Es gibt eine verblüffend große Menge Menschen, die in Dahmer einen Antihelden sehen, ein verstoßenes Kind, das der Gesellschaft ihre Ablehnung heimzahlte. Das ist Unfug. Dahmer war ein kranker Bastard, dessen Verkommenheit nahezu jenseits allen Verständnisses liegt.

Backderf prangert aber nicht nur das Wegschauen und die Untätigkeit der Erwachsenen an, sondern auch die heutige Popkultur, die aus solchen verabscheuungswürdigen Menschen Ikonen machen.
Wobei ich das wegen der „Faszination des Bösen“ sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen kann, denn der Voyeurismus liegt nun einmal in uns allen, und so ein „Spiel“ löst ein gruslig-wohliges Kribbeln in uns aus. Dennoch dürfen wir dabei nicht vergessen, was genau diese Typen wie Hannibal Lecter treiben, auch wenn sie fiktive Figuren sind. Es gibt genügend, die noch viel Schauerlicheres in der Realität tun.

Dieses Buch jedenfalls ist wichtig, es ist ein historisches Zeitzeugnis aus der Sicht eines Augenzeugen, und es bekommt in meiner Bibliothek seinen Platz gleich neben „Kaltblütig“, dem es in nichts nachsteht. „Mein Freund Dahmer“ wäre für mich eine wichtige Schullektüre, denn es ist kurz, knapp, prägnant und bietet sehr viel Background an Diskussionen, Anregungen und Auseinandersetzung. Gerade für die Jugendlichen.

Das Schlusswort überlasse ich Lutz Göllner (zitty), der das Nachwort für die deutsche Ausgabe verfasst hat: Eines sollte klar sein: Serienmörder sind eben meist keine hochintelligenten Supermänner wie Dr. Lecter oder Dexter. Meist sind sie inzestuöse, triebgesteuerte Knalldeppen mit einem Intelligenzquotienten, der sich knapp über Raumtemperatur bewegt.

Star Trek Into Darkness

Also doch!
Und doch auch nicht.
Es ist schwierig, etwas hierzu zu schreiben, ohne zu spoilern. Ich wollte ursprünglich eine kleine Gleichung aufstellen, aber selbst die verrät schon zu viel. Also lassen wir das überhaupt bleiben und konzentrieren uns auf den Film an sich.
Das lohnt sich, denn ich bin völlig unbelastet ins Kino gegangen, habe mich allem fern gehalten, was auch nur das Geringste verraten könnte, und wurde dadurch überrascht, und zwar von vorn bis hinten. Das, was hier kombiniert wurde und zusammenfand, was neu ist, was erweitert ist: es funktioniert. Und wie!
Unsere Helden sind erwachsen geworden. Ernster, tiefsinniger, nicht mehr so leichtfüßig. Der Witz kommt noch durch, doch sehr viel leiser, und nicht mehr bei allen. Sie haben aus den Erfahrungen des ersten Teils gelernt, und es blieb auch so einiges hängen. Was sie nicht daran hindert, weiterhin waghalsige Unternehmungen zu starten. Doch jetzt geht es so richtig rein: Sie erleben Verluste, Ängste, Hass und Zuneigung, aber auch etwas, das wie das Böse wirkt, und das gleich in mehreren Facetten. Freundschaften und Partnerschaften müssen harte Bewährungen durchstehen, und nicht für alle geht es gut aus. Doch egal was geschieht, allen ist eines gemeinsam: ein enormer Mut.
Das Tempo ist schlichtweg atemberaubend, die Spannung teilweise bis zum Zerreißen, auch wenn man weiß, es geht gut aus – man weiß nur nicht, wie. Alles (na schön: fast) ist möglich.
Aufgenommen wurde in echtem 3D*, was einerseits löblich ist, aber leider vor allem bei den Nahaufnahmen nicht immer gut gelungen ist. Das Ambiente allerdings ist an Opulenz kaum zu überbieten, ein wahrer Augenschmaus.
Ein kleines Manko gibt es natürlich immer – wie etwa Cumberbatchs Overacting, der das überhaupt nicht benötigt, seine Präsenz, allein seine Haltung und sein Blick genügen schon -, ebenso wie hie und da ein Bug, aber was stört mich das, wenn es ST ist.
Ist es ST? Ja. Und wie. Neu definiert.
Lasst uns aufbrechen, zu den unendlichen Weiten!

*Nachtrag: Gedreht wurde im echten 2D und nachbearbeitet – das erklärt die Schwächen.

Rezension zu „Argentum Noctis“

9783927071711

 

 

Carsten Kuhr hat sich auf phantastiknews.de lobend über den SteamPunk-Roman „Argentum Noctis“ von Guido Krain geäußert: „Auch wenn das Umfeld, das England zur Ära Königin Victorias, recht unscharf bleibt, außer den Gentlemen-Clubs und Droschken kaum Erwähnung findet, weiß das Buch seinen Leser in den Bann zu ziehen.
Geschuldet ist dies nicht zuletzt den interessanten, so noch nicht gelesenen Einfällen des Autors. Mechanische, dampfbetriebene Hausmädchen, noch dazu auf High-Heels und mit einem süßen, neckenden französischen Akzent versehen, findet man nun wirklich nicht in jedem Steampunk-Roman. (…) Auch wenn die typischen Steampunk-Elemente, abgesehen von den Hausmädchen, eher dosiert eingesetzt werden, erweist sich der Plot selbst als tragfähig, bleibt Tempo wie Handlungsbogen straff und unterhält der Roman vorzüglich. Weiter so, Herr Krain!“

 

Leserunde zu „Argentum Noctis“ von Guido Krain

9783927071711

 

 

Bis Montag, 13.5.2013 kann man sich bewerben, um bei der Leserunde dabei zu sein – Fabylon spendiert 10 Bücher dazu! Bei mehr als 10 Bewerbungen wird ausgelost. Eingeladen ist aber auch so jeder, der mitmachen will und vielleicht schon das eBook oder die Printausgabe hat. Im Leserundenthread gibt der Autor weiterführende Auskünfte und einen Link zu Leseproben. Selbstverständlich ist Guido Krain persönlich bei der Leserunde dabei!