Sally ist traurig.

Sally, unser Irish Wolfhound, ist zweieinhalb Jahre alt und ein überaus lustiges Wesen, das gerne und viel lacht, ständig Unsinn im Kopf hat, das Haus umkrempelt und alles frisst, was erreichbar ist. (Und das ist bei einer Schulterhöhe von 85 cm und einer Körperlänge von annähernd 1,80 ohne Schwanz eine Menge) Sie ist laut und chaotisch und unternehmungslustig. Ihr Konvertermagen gereicht einem Haluter zur Ehre.
Aber nun ist es so, dass Sally seit gestern früh höchstens die Hälfte ihrer normalen Doppel-Portion vertilgt und ansonsten sehr still ist und sehr traurig schaut. Ich habe sie abgetastet, aber ohne Befund. Das höchste Alarmzeichen für uns ist aber, dass sie eine versehentlich auf dem Küchentisch vergessene Lyonerwurst nicht innerhalb von 10 Sekunden entdeckt, geklaut und vertilgt hat. Nicht einmal innerhalb von zwei Stunden. Nein, ich habe die Wurst unversehrt im Kühlschrank verstaut. Obwohl ich mich mit hündisch ganz gut auskenne, bin ich nicht in der Lage zu verstehen, was Sally fehlt. Es irritiert mich, dass sie sich auf einmal wie ein normaler Hund benimmt (keiner unserer Hunde, geschweige denn irgendein anderes unserer Tiere benimmt sich normal), aber mich gleichzeitig todtraurig anblickt und leise wedelt. Sie bewegt sich normal, sie frisst und geht Gassi, aber sie spielt nicht, sie klaut nicht, es ist heute noch nichts kaputt gegangen. Morgen spreche ich mit dem Tierarzt. Und dem Tierpsychologen. Die Reihenfolge überlege ich mir morgen.
Jedenfalls habe ich versucht sie aufzumuntern und ihr erzählt, dass ich sie verewigt habe, in einer Gucky-Kurzgeschichte für Werner Höbarts Light-Edition (Infos hier: http.//www.light-edition.net). Na ja, nicht grade Sally selbst, aber ihren Namen habe ich verewigt, denn in Wirklichkeit heißt sie Lasara from the colored hounds, aber nicht mal das mag sie aufheitern, denn manchmal hat sie schon das Gefühl, dass Anabell bevorzugt wird, obwohl ich den chinesischen Kampfmops noch nicht in einer Story verewigt habe. (Wehret den Anfängen! Vor allem habe ich Schiss, Geister zu rufen, die … Kennen Sie zufällig diese asiatischen Löwen, die wie Dämonen aussehen, die vor Tempelruinen als Hüter hocken und einem gruslige Schauer den Rücken hinunterjagen, weil man damit rechnet, dass sie jeden Moment zum Leben erwachen, auch wenn von der Statue vielleicht nur noch die Hälfte übrig ist? Schon mal gesehen, dass, egal wie zerstört eine solche Statue sein mag, das Gesicht immer intakt ist? Und die Zähne? Es gibt einem so ein Indiana-Jones-Gefühl, über das man innerlich – hahaha … äh … haha – lacht, sich aber dabei ertappt, ständig über die Schulter zu gucken: Nun, das ist Anabell.)
Aber das ist nicht das einzige Problem heute. Mein Notebook ist ziemlich empört über die Sonderbehandlung, die Sally zuteil wird, denn es nervt mich mit laut kreischendem Ventilatorgeheul, das ich nicht abstellen kann, und verlangsamt dafür extrem seine Leistung. Also werde ich mal lieber eine Hauptdatensicherung machen.
Und dann, Leute, Lärm hin oder her, werde ich mich wieder nach Dies Cygni begeben, denn das Wetter heute ist ätzend, ich habe keine Lust, in traurige Hundeaugen zu blicken, das ist einfach zu deprimierend, und gerade kommt der Kater stolz mit einem Vogel, einem frisch toten, und ich weigere mich, ihn (den Kater) dafür zu loben, geschweige denn, ihn damit ins Haus zu lassen.
Der Whisky ist auch alle, und vor dem Kühlschrank hängt eine Kette mit dreifach gesichertem Schloss und Alarmanlage mit Sirene. Wenigstens die Waage hat den Sturz aus dem ersten Stock auf Schotter nicht überlebt. (Es war selbstverständlich Selbstmord.)
Ein ganz normaler Sonntag.
Nichts.wie.weg.hier.

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